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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schnellen Entschluß gekommen. Jetzt, da die Verhandlung mit ihm wieder beginnen sollte, trat er von der Wand weg an den Tisch und sagte:
    „Herr Major, lassen Sie mich los, und geben Sie mir dreihundert Taler für alles, was mir gehört, so gehe ich nach Amerika, hier von der Stelle weg, gleich so, wie ich dastehe! Ich gehe gar nicht erst nach dem Hof zurück.“
    Der Major schien über diesen unerwarteten Antrag gar nicht zu erstaunen.
    „Ja, ja, Amerika!“ sagte er. „Das kann ich mir wohl denken. Wenn einer abgewirtschaftet hat oder überhaupt nicht arbeiten will, der trachtet nach Amerika. Deutschland hat noch Platz genug für Abertausende von ehrlichen und arbeitsamen Leuten. Wenn mir jemand sagt, er wolle nach Amerika, so denke ich mir gleich, was mir beliebt. Unter hundert, die das tun, sind siebzig Taugenichtse, zwanzig überspannte Menschen und nur zehn Vernünftige, die aber geschäftlich hinüber müssen.“
    „Ich werde aber fortkommen; doch dreihundert Taler brauche ich dazu, weniger nicht. Überlegen Sie es ich, Herr Major! Was nützt es Ihnen und der Gemeinde, wenn Sie unbarmherzig sind?“
    Da rutschte Sonnenscheinchen vom Stuhl herunter, auf den es sich gesetzt hatte, ging hin zu ihm und sagte:
    „Du brauchst Geld, Pachthofer?“
    „Ja“, antwortete er verlegen.
    „Wirst du meinen Vater wieder stechen?“
    „Nein!“
    „Weißt du noch, daß du mir einmal einen Apfel gegeben hast und zwei Pflaumen, als deine Gartentür offen stand und ich dich darum bat?“
    „Ja, das weiß ich noch.“
    „Da warst du gut. Und ich bin auch gut, und der Vater auch und der Herr Major auch und die Mutter und sogar auch das ‚Majörle‘. Wir geben dir fünftausend Taler. Die habe ich von dem Herrn Major bekommen. Und dazu auch noch dreizehn Pfennige, die ich schon erst hatte. Ich schüttele dir das ganze Geld heraus. Die Sparbüchse aber mußt du mir lassen, weil die von meiner Großmutter ist. Darum gebe ich sie nicht her.“
    Das Kind griff in die Tasche, wo die Büchse noch immer steckte, und zog sie hervor. Da eilte die Frau Major hin zum Sonnenscheinchen, drückte es an sich und sagte:
    „Du liebes, liebes, gutes Kind! Wie hast du uns beschämt! Komm, gib mir deine Sparbüchse! Du sollst nichts herausnehmen, sondern ich tue dir noch etwas hinein. Da, setze dich wieder auf deinen Stuhl! Du bekommst alles, was ich bei mir habe.“
    Sie schüttelte den Inhalt ihres kleinen, feinledernen Geldtäschchens vor das Kind hin auf den Tisch, und als dieses fragend aufschaute, erklärte sofort das ‚Majörle‘:
    „Nimm es nur, und steck es in die Büchse, Sonnenscheinchen! Mama gibt es dir sehr gern und auch ich habe nichts dagegen. Nur versteht es sich ganz von selbst, daß du mir dafür drei Stunden lang warme Umschläge machst, denn du bist ja diejenige, die mich angekleistert hat.“
    Auch der Gutsherr schien gerührt zu sein. Er ging im Zimmer hin und her, um zu überlegen. Dann blieb er stehen und sagte zu seinem bisherigen Pächter:
    „Wohlan, ich will noch einmal Nachsicht mit dir haben, Bursche. Aber ich stelle meine Bedingungen. Es fällt mir nicht etwa ein, dich hier zu unterstützen, ohne die Gewißheit zu haben, daß wir dich wirklich los sind. Höre, was ich dir sage, kurz und bündig!“
    In den Augen des Pachthofers flammte es auf, doch beherrschte er sich. Der Major sprach weiter:
    „Du gehst hier von der Stelle weg und kommst niemals wieder in das Dorf. Heute gebe ich dir zehn Taler als Reisegeld bis zur Residenz. Ich werde morgen abend dort eintreffen und dir morgen vormittag hier und in der Stadt deine Legitimationen besorgen. Übermorgen kommst du zu mir! Mein Diener fährt mit dir nach Hamburg oder Bremen und bringt dich auf das Schiff. Fünf Minuten, bevor es abgeht, verläßt er es und gibt dir vorher die dreihundert Taler. Was du hier begangen hast, verjährt erst nach wenigstens zehn Jahren. Läßt du dich während dieser Zeit hier im Ort blicken, wirst du arretiert und so gewiß bestraft, wie ich jetzt vor dir stehe. Und ebenso sicher geschieht dies, wenn es dir einfallen sollte, dich heute noch hier im Ort herumzutreiben. Das ist es, was ich will und dabei hat es zu bleiben. Bist du einverstanden?“
    Das hatte der Pachthofer nicht erwartet. Es sträubte sich in ihm alles, sich in dieser Weise behandeln zu lassen, aber er hatte seinen Zorn niederzudrängen und überlegte nur ganz kurze Zeit. Dann holte er tief Atem und sagte wie einer, der einem unwiderstehlichen Zwang

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