Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Feuerholzsuche ein.
Ich fand das alles sehr aufregend. Von den Kindern hier kannte ich niemanden außer Tanja und Olli, und selbst die erst seit wenigen Wochen. Dennoch herrschte zwischen uns ein Verstehen, als wären wir Mitglieder einer großen Familie.
Schließlich standen alle Zelte und die Feuerstelle war hergerichtet. Opa teilte uns in Dreiergruppen ein. Während Tanja, Olli und ich im Bergfried Stellung bezogen, sollten die anderen in Rufweite des Lagers im Wald nach den Sarazenen Ausschau halten. »Wenn ihr etwas Verdächtiges seht, kommt zurück und gebt dem Prinzen ein Zeichen, auf dass er die Flamme der Westerburg leuchten lässt!«
Wir machten uns an den Aufstieg zur Plattform.
Oben erwartete uns Abrakadabrus. Er begrüßte uns und setzte sich in einer Ecke des Raumes auf einen Schemel, um uns nicht zu stören, wie er sagte. Vor der Wasseruhr stand der Kasten mit dem Gewinde. Dort würde ich die Flamme entzünden. Ich positionierte mich ganz nahebei, um keine wertvolle Sekunde zu verschwenden. Tanja und Olli bemannten die Fenster und sahen unseren Mitrittern im Lager zu.
»Wahnsinnig aufregend!«, bemerkte Tanja. Olli nickte nur, den Rest der Wartezeit verbrachten wir in angespannter Schweigsamkeit.
Die Baumkronen leuchteten im Sonnenuntergang, während es am Fuß der Bäume schon dunkel war. Unten sahen wir die Laternen und Taschenlampen im Wald aufblitzen, aber unterm Dach des Bergfrieds leuchtete die Sonne noch mit voller Kraft.
Plötzlich hörten wir einen Schrei.
Dann rannte die Gruppe mit Sandra und Theo aus dem Wald und rief: »Sarazenen!« Die anderen kamen dazu und hoben ihre Instrumente. Wir hörten Opas Stimme: »Haltet sie mit Musik auf, während der Prinz die Flamme entzündet!«
Das war mein Zeichen.
Ich drehte das Gewinde meines Stabs in den Sockel und erwartete das Leuchten.
Nichts geschah.
»Mist!«, fluchte ich.
»Vielleicht ist es nicht ganz gerade drin?«, mutmaßte Tanja.
»Beeilt euch, ich sehe irgendwas im Wald«, rief Olli.
»Abrakadabrus?«, rief ich unseren Magier.
Der huschte rasch näher und untersuchte den Sockel. »Lass mich mal versuchen«, sagte er, drehte das Zepter heraus und wieder hinein, rüttelte es leicht und machte ein langes Gesicht. Er ging ans Fenster und rief nach Opa. Er gestikulierte, schließlich zuckte er mit den Schultern und drehte sich zu uns um. »Es scheint, die Flamme der Westerburg wird heute nicht leuchten.«
Wir schauten ihn entsetzt an. Die ganzen Ferien hatten wir auf diesen Moment hingearbeitet und nun sollte alles umsonst gewesen sein?
Ich hatte eine Idee. »Lasst es uns wie die Albaner machen. Vielleicht hat mir Herr Berisha deswegen die Zitronen mitgegeben?« Wir drückten die Früchte etwas und steckten die Zinknägel und die Kupferdrähte aus meinem Rucksack in die Früchte, wie ich es heute Morgen gesehen hatte. Das untere Ende meines Zepters sah aus wie das einer Glühbirne.
»Das sind die Kontakte«, sagte Tanja und zeigte auf das Gewinde und auf den Punkt ganz unten an der Spitze.
Wir schlossen den Stromkreis mit den Drähten.
Nichts geschah.
»Verdammt!«, rief Olli. Draußen ertönten die Instrumente unserer Mitritter. Das war ein Klappern und Ratschen und Fiedeln und Pfeifen, ein Klopfen und Klatschen, ein Zischen und Kreischen. Dazu ertönte Opas Gesang und Theos angstvolles Geschrei. »Mach schnell!«, mahnte Olli.
»Wir haben nicht genug Zitronen!«, sagte Tanja.
»Der Magnet und die Spule liegen noch zu Hause«, rief ich verärgert. Ich wühlte in meinem Rucksack. »Cola!«, rief ich.
»Nein, jetzt nicht«, antwortete Olli. »Wir erfrischen uns, wenn die Gefahr gebannt ist. Oh Mann, da kommen sie. Ich sehe Äste, die sich durch den Wald bewegen, und Nebel. Gruselig.«
»Tanja, hilf mir«, forderte ich sie auf und füllte einige Pappbecher mit Cola. »Fünf für dich, fünf für mich. Cola ist eine Säure. Das haben wir doch letztens herausgefunden.« Wir steckten in jeden Becher einen Zinknagel und einen Draht und verbanden diese genau so, wie Herr Berisha es mir mit den Zitronen gezeigt hatte. Nun verbanden wir unsere Ketten von hintereinandergeschalteten Colabechern. Tanja führte einen Draht ans Gewinde, ich hielt den anderen ans unterste Ende meines Zepters und Olli hielt das Zepter aufrecht.
Es leuchtete!
Die Flamme der Westerburg erstrahlte im Turmfenster. Nun ja, ein bisschen schwach schien uns das schon, mehr ein Fünkchen als ein Feuer, aber immerhin.
Wir hörten erst Opa jubeln und dann die
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