Abenteuer vegan. (German Edition)
die rund fünf Jahre, die der Kuh bleiben, sind geprägt von den Bedingungen der Milchviehindustrie. In kleineren Betrieben steht sie angekettet in Ständerhaltung, in größeren im Laufstall, der dennoch eine Art von Massentierhaltung darstellt, verbunden mit Stress durch zu wenig Bewegungsraum und zu viele Tiere. Nur selten sehen wir noch Milchvieh auf der Weide grasen, denn das Melken auf der Wiese ist nun mal weit arbeitsaufwändiger als im automatisierten Stall, wo im Idealfall ein computergesteuerter Melkroboter zur Verfügung steht, den die Kühe eigenständig aufsuchen.
Äußerst schmerzhafte und eitrige Euterentzündungen sind durch die Dauerbelastung ebenso an der Tagesordnung wie Antibiotika- und Hormongaben, die sich in Resten in der Milch wieder finden. Natürlich gibt es Grenzwerte und tierärztliche sowie strenge lebensmitteltechnische Kontrollen. Doch kann niemand wirklich mit Bestimmtheit sagen, welche Menge von Fremdstoffen in der Milch für welchen Menschen individuell schädlich ist.
Das Kalb wird kurz nach der Geburt - nach der Aufnahme der ersten, der Biestmilch - von der Kuh entfernt und erhält anstelle des Zugangs zur mütterlichen Nahrungsquelle einen angerührten Cocktail von industriell gefertigten, so genannten Milchaustauschern, zum Beispiel zur Turbo-Aufzucht von Bullenkälbern, die bald beim Schlachter landen.
Die heutige Milchproduktion ist ein von A bis Z unnatürlicher Prozess, der in dem Irrsinn ständig steigender Milchleistungsquoten und einer darauf ausgerichteten Zucht und Haltung gipfelt. So bringt es eine europäische Durchschnittskuh auf 7.000 Liter, eine Hochleistungskuh auf rund 10.000 Liter im Jahr, während das Mutterrind in der Natur dem Kalb gerade mal acht Liter pro Tag gibt und nicht durchgehend säugen muss. Die Bildung von Muttermilch, das wissen junge Menschenmütter, ist ein körperlich anstrengender Prozess, der wertvolle Energie kostet und den die Natur nicht verschwenderisch einsetzt.
Mittlerweile werden der Kuhmilch gesundheitsbeeinträchtigende Folgen wie Herzerkrankungen, Diabetes oder Krebs zugesprochen. Von gesunder Milch kann also keine Rede sein. Ein weiterer Aspekt ist jene Bilanz, die man fern von Milchquoten und Erträgen ziehen muss. So benötigt eine Milchkuh, die pro Tag 50 Kilogramm Milch gibt, dieselbe Menge Kraftfutter: Eiweißreiche Silage von Mais oder Gras, Mais-, Raps- oder Sojaschrot. Diese geballte Kraftfuttergabe steht im krassen Gegensatz zu dem Stoffwechselsystem des Wiederkäuers Rind, der sonst viele kleinere Mengen von Gräsern aufnimmt und langsam in vier Mägen aufschließt. Der gesamte Stoffwechsel des Rindes ist darauf ausgelegt, aus relativ faserreicher und wasserhaltiger Nahrung, die auf langen Wanderungen aufgenommen wird, die notwendigen Nährstoffe zu ziehen. Dass die Kuh die konzentrierten Futtermengen nicht verträgt, zeigt sie durch eine Vielzahl von Krankheiten.
Milch ist also überflüssig, sogar schädlich. Veganer verzichten auch auf Käse, eines der beliebtesten Milchprodukte. Wer Käse auf dem veganen Speisezettel vermisst, mag sich vor Augen führen, dass Käse im Grunde ein wochen- oder monatelang abgelagertes Drüsensekret ist.
Interessant ist beim Thema Rinderhaltung auch die Ökobilanz, doch dazu kommen wir an anderer Stelle.
Warum kein Fleisch?
Kommen wir noch einmal zurück zu den Kälbern. Deren Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig. Und das, obwohl sie in der Regel geradezu elitäre Stammbäume aufzuweisen haben, denn mittlerweile ist die Zucht durch das Bestellen von und Besamen mit Erbgut von Spitzenvererbern längst eine Selbstverständlichkeit.
Weiblichen Kälbchen steht bis zum nahen Tod der Kreislauf von Trächtigkeit, Gebären, der Trennung vom Kalb und dem Milchgeben bevor, oft genug verbunden mit schmerzhafter Mastitis. Bullenkälbchen werden im Akkord gemästet. In den Mastställen erhalten sie möglichst wenig Bewegungsfreiheit, um nicht an Fett zu verlieren und mit Fetten angereicherte Nahrung, um bereits im Alter von acht Wochen das Schlachtgewicht zu erreichen. Jede Kalbsleberwurst, jedes Kalbsschnitzel ist Zeugnis eines viel zu früh abgebrochenen Lebens, in dem es weder eine zärtliche Mutter, noch das Tollen mit Kameraden auf der Weide gab. So idyllisch-verklärend letztere Schilderung vor dem Hintergrund der Fakten klingen mag - dieses Recht steht dem Kalb eigentlich zu. Es sind die Vegetarier und Veganer, die immer
Weitere Kostenlose Bücher