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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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nicht schlafen konnte, hatte sie es hingenommen. Hauptsache, sie war allein.
    Irgendwann – Marie schaute schon lange nicht mehr auf die unaufhörlich tickende Küchenuhr – fuhr ein Wagen vor. Sie verhielten sich sehr leise. Entweder wollten sie die Nachbarn nicht wecken, oder sie vermieden schon aus Pietät jedes Geräusch. Sie klingelten auch nicht an der Tür. Sie warteten, bis Marie ihnen öffnete.
    Fürbringer und ein uniformierter Beamter. Beide sahen übermüdet aus.
    Marie fragte sich, ob sie hier übernachten wollten. Doch dieser Gedanke verflüchtigte sich, sobald Fürbringer zu sprechen begann. »Es ist zwecklos, die ganze Nacht weiterzusuchen. Wir sehen nichts mehr im dichten Wald. Wir legen uns eine Stunde aufs Ohr und machen dann im Morgengrauen weiter. Es bleiben allerdings Posten die Nacht über im Gelände. Falls sich etwas tun sollte.«
    »Sie haben also nichts …«
    Fürbringer schaute verlegen zu Boden. Das machte ihn etwas sympathischer.
    »Nein. Wir haben nichts gefunden. Rein gar nichts. Aber das bedeutet auch: Es gibt keine schlechten Nachrichten.«
    Keine schlechten Nachrichten. Dieser Fürbringer war eine Zumutung. Warum schickten sie in so einem Fall nicht jemanden mit etwas mehr Taktgefühl?
    Die beiden Männer verabschiedeten sich und gingen zu ihrem Wagen zurück. Nach Robert fragten sie erst gar nicht. Das tröstete Marie ein wenig. Nach dem Streit wegen des Fahrrads sahen sie in ihm vielleicht nun doch nicht mehr ihren natürlichen Verbündeten.
    Die Polizisten hielten Wort.
    Als das Grau der Dämmerung über die Weidezäune kroch und Dunst aus den Büschen aufzusteigen begann, besetzten sie die Siedlung. Marie sah sie kommen.
    Eine lange Schlange von großen und kleinen Einsatzfahrzeugen, von Mannschaftsbussen und Gerätewagen bewegte sich langsam am Waldrand vorbei. Sie scheuten keine unbefestigten Straßen und keine Schlaglöcher. Als der Himmel heller wurde und man graue Wolkenberge ausmachen konnte, begann das Geschirr in den Küchenschränken leise zu vibrieren.
    Marie ging hinaus. Von der Ausfahrt aus konnte sie die beiden schwarzen Libellen sehen, deren dumpfes Brummen sie schon eine Weile gehört hatte. Sie suchten Johann also auch mit Hubschraubern.
    Ein Wagen hielt vor der Einfahrt.
    Es war Fürbringer. Er stieg aus und trat ans Gartentor. Marie fragte sich, warum er das Grundstück nicht betrat.
    Fürbringer zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die beiden am Himmel stehenden Hubschrauber. »Einer hat eine Wärmebildkamera«, sagte er. Er klang so, als wäre er stolz auf den Einsatz dieser Technik. Marie hätte gern gefragt, wie so eine Kamera funktionierte, aber Fürbringer wurde per Handy weggerufen.
    Als Marie zur Haustür zurückging, bemerkte sie Robert. Er stand am Fenster des Kinderzimmers und beobachtete die Straße. Sein Gesicht war durch den Vorhang verdeckt.
    Marie kochte Kaffee.
    Es war wie an einem ganz normalen Morgen, an einem Arbeitstag. Beim Auffüllen der Kaffeemaschine fiel ihr auf, wie träge sie sich bewegte. In der Nacht hatte sie kein Auge zugetan.
    Ihr Kind war verschwunden. Seit nunmehr zwölf Stunden. Seit gestern Abend. Ihr Bewusstsein arbeitete dagegen an. Aber ihr Leben hatte einen Riss bekommen. Einen Riss, der immer tiefer wurde.
    Marie deckte den Tisch. Zwei Unterteller, zwei Tassen. Nicht drei. Zwei. Zwölf Stunden konnten selbst in einem sehr geordneten Leben, wie sie es bis gestern geführt hatte, alles ändern. An Essen war nicht zu denken. Marie würde keinen Bissen runterkriegen. Robert konnte sich ja an der Anrichte ein Brot schmieren, falls er Hunger hatte.
    Aber Robert kam nicht. Ob er immer noch hinter dem Vorhang stand und die Straße beobachtete?
    Schon wieder fuhr ein Wagen vor. Bremsen quietschten, schnelle Schritte waren in der Auffahrt zu hören.
    Marie war sofort hellwach.
    Wenn es um diese Zeit jemand so eilig hatte, dann hatte das etwas zu bedeuten.
    Hatten sie ihr Kind gefunden? Halb erfroren, zitternd, verletzt – aber am Leben?
    Johann lebte. Das wusste Marie in dieser Sekunde. Es gab nichts, was gewisser war.
    Sie stürzte in den Flur. Durch das Milchglas der Eingangstür sah sie den Arm des Mannes, er bewegte sich langsam zum Klingelknopf hin. Dann läutete es. Eine Siegesglocke. Eine Friedensglocke. Die himmlischen Heerscharen jauchzten.
    Johann lebt. Alles ist überstanden.
    Marie öffnete.
    Es war Fürbringer. Er starrte sie erschrocken an.
    Hatte er ihr etwa doch eine schlechte Nachricht zu überbringen? Nein, sie

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