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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Pfählen, etwa fünfzig Zentimeter über der Erde. Die Verbindungswege waren schmale Knüppeldämme. Es war kühl und dunkel. Die Kiefern überwucherten alles. Manche ihrer Wurzeln hatten die Hütten schon fest im Griff.
    Es war kurz vor Mittag, und Frauen mit Salatschüsseln und Grillgut waren unterwegs. Es roch nach Päckchensuppe. Marie wurde misstrauisch beäugt. Fremde hatten es hier sicher schwer.
    Sie lugte in die Seitengänge, in denen nur vereinzelt Autos standen.
    Kurz vor dem Ende der Schneise, nur wenige Meter von der Steilküste entfernt, entdeckte sie Tom. Er kam ihr entgegen, vom Meer her. Tom war allein. Er ging gebeugt.
    Er bog in eine Seitengasse ab.
    Marie betrat kurz nach ihm den Steg, der tiefer in den Wald führte.
    Das Holz war glitschig. Sie musste sich vorsehen. Sie machte ein paar zaghafte Schritte.
    Der Freund war verschwunden. Marie spürte aber, dass er noch in ihrer Nähe war. Er war nicht weggelaufen. Das konnte er jetzt nicht mehr.
    Marie schaute in die erste Hütte. Die Scheiben waren schmutzig. Marie konnte kaputte Möbel erkennen, Stuhlbeine, eine Tischplatte, einen Schrank ohne Türen. Wenn Lores Eltern vor ein paar Tagen noch hier gewesen waren, sah es sicher nicht so aus.
    Marie ging weiter.
    Der Steg führte zu einer tiefer im Wald stehenden Hütte aus schmalen, dunkel lackierten Holzbrettern. Sie sah gepflegter aus. Auf dem Waldboden neben der Hütte war bräunliches Sägemehl verstreut, zwei Baumstümpfe glänzten hell. Sie schienen noch recht frisch zu sein.
    Marie musste sich nicht anschleichen: Der Freund wusste, dass sie auf dem Weg zu ihm war.
    Marie klopfte nicht an. Sie trat einfach ein.
    Es war stickig. In der Ecke glühte ein Radiator. Er zischte, ohne wirklich Wärme zu verbreiten. Die Hütte war spärlich möbliert. Ein breites Bett, auf dem Kleider lagen. Eine Anrichte aus einfachem Holz. Ein kleines Spülbecken aus Blech. Ein tropfender Wasserhahn. Ein Kocher. Ein niedriger Tisch. Vier Stühle. Auf den Dielen lagen Zeitschriften.
    Am Tisch saß ein Mann im Mantel. Es war Tom. Der Freund.
    19
    Marie hatte ein paar Fragen. Es waren nicht viele. Aber darauf wollte sie Antworten.
    »War Johann schon tot, als du dich bei mir gemeldet hast?«
    Tom seufzte. Er stützte die Ellbogen auf seine Knie ab und schaute auf seine Hände.
    Jetzt trug er wieder die Kinderuhr mit den Himbeeren.
    »Ach, Marie, du glaubst ja nicht, wie schlimm das für mich war. Ich wollte Johann nichts tun. Wirklich nicht. Er tat mir so leid.« Er hob ruckartig den Kopf. »Du hast mir auch leidgetan. Als ich dich im Fernsehen sah – so verzweifelt und kraftlos. Da habe ich nur noch geweint. Noch nie war ich einem Menschen so nahe wie dir. Wir hatten beide dasselbe Schicksal. Du und ich. Wir liebten beide dasselbe Kind. Johann.«
    Sein Gesicht war fahl. Es hatte jeden Ausdruck verloren. Die Haut wirkte schlaff. Die kleinen Augen sahen aus, als wären sie aus blindem Glas gemacht.
    »Wann hast du ihn getötet?«, fragte Marie.
    Tom quälte sich. »Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen. Vor allem mit dir, Marie. Aber ich glaube, ich bin am Ende meines Weges. Hier geht es nicht mehr weiter. Und du hast ein Recht darauf, finde ich.« Er biederte sich bei ihr an. Hoffte er wirklich, noch davonzukommen?
    Marie stand mitten in der Hütte. Die geballten Fäuste hatte sie hinter ihrem Rücken versteckt.
    Jetzt erst sah sie, wie schmächtig der Freund eigentlich war. Aber um ein elfjähriges Kind zu töten, musste man nicht kräftig sein. Er sah harmlos aus. Harmlos und gewöhnlich. Er hätte alles sein können. Aber kein Mörder. Mörder stellte man sich anders vor.
    Tom ließ den Kopf hängen. »Er war plötzlich so anders. Er wollte nicht mehr mit mir reden. Ich habe versucht, ihn aufzumuntern. Aber nichts war ihm recht.« Tom klang jetzt fast verärgert. »Er wurde trotzig, dein kleiner Johann.«
    Marie kreuzte die Arme vor der Brust. Sie wollte ruhig wirken.
    »Er fing an zu schreien. Richtig ungezogen wurde der Junge. Er schrie einfach. Ohne Grund. Ich hatte ihm nichts getan. Ich doch nicht. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen. Aber auch ernst mit ihm geredet. Dass das nicht geht. Diese Schreierei.« Tom sank noch mehr in sich zusammen. »Aber er hat nicht gehört. Er war kein guter Junge. Ich habe alles für ihn getan. Und er hat nur gebrüllt. Der kleine Affe.«
    Er schüttelte sich, als wäre ihm kalt. Dann fing er an zu weinen. Er weinte haltlos. Er tat sich selbst leid.
    »Wann hast du es

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