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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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dahinterzuklemmen, zumal ich mit Marina segeln gehen muss, einer Studentin, die ich soeben kennen gelernt habe und die dich nicht mit dem Hintern anschauen würde, obwohl du zwanzig Jahre jünger bist als ich.«
    »Okay«, antworte ich aufgekratzt, während das runde Hinterteil von Marina vor meinen Augen aufleuchtet.
    Ich verabschiede mich, nachdem ich herzhaft über vier, fünf mäßige Witze gelacht habe, kehre in mein Büro zurück, logge mich in den zentralen Server ein, gebe ein paar Schlagwörter ein, und schon werden die Fundamente meiner Spezialisierung ausgespuckt: die Präzedenzfälle, die vor Urzeiten irgendjemand, dessen man heute in den Novemberpredigten gedenkt, zusammengestellt hat und die im Laufe der Zeit von jedem, der sich ihrer bedient hatte, um ein Wort hier und eine Klausel dort ergänzt und zum erneuten Gebrauch bereitgestellt wurden. Ich arbeite wie ein Maler mit einem Lager voller Porträts, die er nach verschiedenen Modellen gemalt hat, um dann für die jeweiligen Auftraggeber das ähnlichste zu wählen und es so lange zu bearbeiten – ein Stück Augenbraue hier, ein Nasenhaar dort, ein Höcker auf der Stirn, ein Augenfältchen –, bis der Kunde zufrieden ist. In meinem Fall werde ich für die entsprechende Prozedur mit Rechtsmaterial jeden Typs versorgt, in Italienisch oder Englisch, buyer-orientated oder seller-orientated , nach italienischem, englischem oder deutschem Recht, etliche Seiten lang oder kurz und schmerzlos, Kaufverträge, Verkaufsverträge, Übertragungsurkunden, Verpfändungen, Hypotheken, Sitzungsprotokolle, Vollmachten, Bürgschaften oder Finanzierungen, jede Art Vorlage für jeden Typ Mandant – ich wähle die passendste aus und beginne mit der Arbeit, indem ich mir die moderne juristische Logik zunutze mache:
    Suchen nach: Gesellschaft X;
    Ersetzen durch: Gesellschaft Y;
    Alle ersetzen.
    Schon sind gut fünfzig Prozent der Arbeit erledigt.
    Der Rest besteht darin, an Klauseln zu feilen, die hundertfach umformuliert und nachgebessert wurden, auf der Suche nach dem perfekten Vertrag oder vielmehr nach einer Rechtfertigung für die Spitzenhonorare.
    Warum verbringe ich also meine Nächte im Büro und arbeite bis zur Erschöpfung?
    Weil das glatte Haar im rechten Nasenloch, das auf Bitte des einen Mandanten hineingenommen wurde, der Gegenpartei, die lockiges Haar bevorzugt, nicht gefällt. Drei Sitzungen und zwei durchgearbeitete Nächte sind nötig, um eine Einigung zu erzielen: kein Eingriff an der Nase, aber zwei Haare in den Ohren.
    Nachts schlafe ich ein und tue so, als wäre ich wichtig.
    »Hello«, antworte ich überdreht, denn ich erkenne auf dem Display die interne Nummer vom britischen Sitz unserer Kanzlei: Paul, ein Kollege, mit dem ich an einem Memorandum zur Gründung einer GmbH arbeite.
    »…«
    »Speaking.« Ich rücke das Headset zurecht und tippe während des Gesprächs energisch auf der Tastatur herum. (Nicht, dass ich etwas Besonderes schreiben würde, eher Dinge wie: fjwpohv oder conapmcèa , aber auch am anderen Ende der Leitung soll erkennbar sein, dass die Arbeit keine Unterbrechung duldet.) Der Sekretärin bedeute ich mit einem Blick, dass sie gehen kann und wir später über die Sache reden.
    »…«
    »Fine, thanks Paul. And you?« Ich lasse mich gegen die Stuhllehne sinken und spiele auf zweifellos internationale Weise mit meinem Stift herum.
    »…«
    »Hahaha!«
    »…«
    »Yes.«
    »…«
    »Great.«
    »…«
    »Yeah.«
    »…«
    »Mhm.«
    »…«
    »But…«
    »…«
    »Okay, okay.«
    »…«
    »That’s perfect.«
    »…«
    »Okay.«
    »…«
    »Bye, Paul, bye…«
    Ich lege das Headset ab und begegne Nicolas Blick.
    »Was wollte der denn?«
    »Einen Scheißdreck hab ich verstanden.«
    Ich lehne mich wieder zurück und zupfe an den Spitzen meines Hemdkragens.
    Wieder klingelt das Telefon: die Zentrale.
    »Ja?«
    »Signor Cambi, die Mandanten für die Vierzehn-Uhr-Sitzung sind da.«
    »Jedes Mal, Rossella. Wieso will Ihnen das nicht in den Kopf? Campi , nicht Cambi . Aber vielen Dank, ich komme sofort. Würden Sie in der Zwischenzeit so freundlich sein und die Leute im Saal von gestern Platz nehmen lassen?«
    »Der Saal von gestern ist besetzt.«
    »Macht nichts. Bringen Sie sie einfach in einen anderen Saal.«
    »Ist der Tulpensaal okay?«
    »Der Tulpensaal ist optimal.«
    »Der ist aber auch besetzt.«
    »Entschuldigen Sie, Rossella, wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Herr Anwalt, ich habe jede Menge zu tun. Sagen Sie mir bitte, wo

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