021 - Martha
Der Fluggleiter landete auf einer genau vorgeschriebenen Zone innerhalb des undurchdringbar erscheinenden Dschungels. Die sieben Menschen schauten sich aufmerksam um.
»Keine Bange«, beruhigte Papaya Deran sie. »In der Landezone sind wir nicht gefährdet, falls Martha es nicht darauf anlegt. Denn jede Landezone wird von einem weiteren Schutzfeld geschützt, dessen Berührung für dieses Ungetier recht unangenehm ist.« Beruhigt fühlten sich die Gefährten durch diese Worte allerdings keineswegs …
Der Ausstieg öffnete sich. Papaya Deran winkte ihnen aufmunternd zu.
»Na, worauf wartet ihr noch? Martha ist bereit, euch zu empfangen. Sonst wärt ihr nicht hier.«
»Also gut – auf zu Martha!«, sagte Yörg Maister und schüttelte dabei missbilligend den Kopf. »Ich kannte mal eine begnadete Reinemachefrau, die …« Er schluckte den Rest rechtzeitig.
Sie entfernten sich von dem Fluggleiter.
Kaum hatten sie das getan, als sich der Ausstieg selbsttätig schloss und der Gleiter abhob.
Papaya Deran schien das nicht zu kümmern: Er lächelte gemein.
Ken sah es und es gefiel ihm keineswegs! Aber was hätten sie denn tun können? Seit sie auf dieser Welt waren, spielte man mit ihnen. Sie waren stets zwischen den Fronten – als ein Spielball der Kräfte. Ein übles Spiel löste dabei pausenlos das andere ab. Sie kamen nicht einmal dazu, Atem zu schöpfen.
Tanya kontrollierte den Dschungelrand. Dort tat sich jedoch überhaupt nichts. Stimmte das mit dem Schutzfeld eigentlich? Unwillkürlich zog sich ihre Nackenhaut zusammen.
Leichter Wind spielte in den mächtigen Baumkronen. Es bewegte sich noch etwas: Es schob sich hervor, wirkte zunächst wie ein überdimensionaler, glitschiger, nass schimmernder Schlangenkopf …
Tanya kniff die Augen schmal zusammen.
Oder war es eine mächtige Faust, die sich jetzt langsam öffnete?
Im nächsten Augenblick war der Spuk schon wieder vorüber. Tanya blinzelte verwirrt.
»Willkommen!«, rief jemand.
Die Stimme kannten sie von der Übertragung im Fluggleiter: Das war zweifelsfrei Martha! Sie war auf dem freien Platz erschienen, wie aus dem Nichts materialisiert.
Martha war ganz in schwarzes Leder gekleidet. Das Lederwams stand vorn leicht offen. Ein Ausschnitt, der bis zum Bauchnabel ging und üppige Brüste halb herausquellen ließ. Die Arme waren nackt und sie zeigten eine für eine Frau ungewöhnlich gut durchtrainierte Muskulatur.
Martha war eine Prupperin – aber eine, die es anscheinend mit jedem Mann doppelt und dreifach aufnehmen konnte.
Tanyas Haltung spannte sich automatisch – wie bei einer Tigerkatze, deren Todfeindin aufgetaucht war …
Martha hatte schwarz glänzende Lederhandschuhe an, mit Stulpen. In der Rechten hatte sie den Knauf einer Lederpeitsche. Sie ließ die Peitsche vorschnellen. Es knallte wie ein Pistolenschuss.
Ihre Füße steckten in Stulpenstiefel, die bis fast zu den Knien reichten. Darüber waren nackte, wohlgeformte Oberschenkel. Wenn sie sich bewegte, spielten die Muskeln. Wenn sie locker dastand, war sie berauschende Weiblichkeit.
Die sagenhaft langen Beine schauten unter einem winzigen Lederröckchen hervor. Wenn es wippte, konnte man darauf warten, bis es endlich mehr verriet von dem, was es verbarg.
Abermals ließ Martha die Peitsche knallen. Sie lachte dazu ein glockenhelles Lachen, das im krassen Gegensatz zu ihrer amazonenhaften Erscheinung stand.
»Martha liebt’s stets ein wenig extravagant – mit einem gehörigen Schuss von Theatereffekt!«, erläuterte Papaya Deran mit gedämpfter Stimme.
Sein Lächeln war gefroren.
Ken interessierte sich eigentlich nur für eines an Martha: die Augen! Sie verrieten ihm, was dies für ein Wesen war: eiskalt, berechnend – betörend wie eine Schlange, die sich auf ihr Opfer konzentriert, um es gleich mit Haut und Haaren zu verschlingen …
Oder wie eine Spinne, die in ihrem Netz lauert! Ein recht großes, luxuriöses, ungewöhnlich aufwendiges, beeindruckendes Netz, zugegeben …
Und auch die Haupt-Blickrichtung interessierte ihn: Mario Servantes!
Der Spanier fuhr unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Peitsche knallte direkt in seine Richtung.
Hatte sie ihn erwischt?
*
»Tretet näher!«, forderte Martha, die Ober-Prupperin.
»Warum sollten wir?«, erkundigte sich Yörg Maister respektlos. Auf ihn schien die Show genauso wenig Eindruck zu machen wie auf Ken.
»Weil ihr meine Gäste seid!«, erwiderte sie gespielt fröhlich.
»Dann seien Sie einmal eine
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