Abschied fuer immer
Tag, von dem sie die letzte Stunde auf einem kalten, feuchten und nach Dieseltreibstoff stinkenden Boot verbracht hatte, war ihr eher danach, die Zähne zu fletschen.
„Nur ein paar Minuten deiner wertvollen Zeit, Sam. Mehr verlange ich nicht.“
„Townsend“, wiederholte er unvermittelt.
Delaneys ohnehin nicht sehr überzeugendes Lächeln verblasste endgültig. Dass sie auf die Insel gekommen war, hatte nichts mit ihm zu tun. Doch dass sie jetzt mit ihm reden wollte, lag allein an seinem Starrsinn. Sie wollte keine Szene machen. „Dies ist wohl kaum der Ort…“
„Warum nicht? Du bist hergekommen, oder etwa nicht?“
Sara wirkte peinlich berührt.
„Es tut mir Leid“, sagte Delaney zu ihr. Das tat es wirklich. Hätte sie keine Skrupel, könnte sie Sam die Schachtel hier und jetzt geben. Vielleicht würde er sie ja gleich an Sara weiterreichen. Bei der Vorstellung wurde ihr fast schlecht.
„Vielleicht wäre eine ruhigere Ecke besser“, sagte Sara sanft. Der Blick, den Sam ihr zuwarf, versetzte Delaney einen Stich.
Hastig nahm sie einen Umschlag aus der Aktentasche. „Zwei Minuten, Sam. Mehr nicht.“
„Mehr nicht?“ Er warf einen Blick auf den Umschlag. „Das bezweifle ich.“
Sie widerstand der Versuchung, mit dem Fuß aufzustampfen. „Es ist zwei Ja…
Einundzwanzig Monate.“
Delaney verstummte. Sie hätte ihm sagen können, wie viele Tage es her war, dass sie beide sich zuletzt gesehen hatten.
Die Temperatur schien gestiegen zu sein. Das war unmöglich. Es musste an ihr liegen. Hätte sie doch nur etwas anderes unter der Kostümjacke angezogen. Eine Bluse oder ein Top. Aber sie trug nur einen BH, denn sie hatte sich vor ihrer Abreise über das Wetter in Kalifornien informiert.
„Ich hole Ihnen ein Glas Bowle“, bot Sara plötzlich an. „Dann können Sie und Sam sich in Ruhe unterhalten.“ Ihr Lächeln war gelungener als Delaneys.
Sie waren alle erwachsen. Dass Sara Sam durch die Blume dazu auffordern musste, mit ihr zu sprechen, machte Delaney nichts aus.
Überhaupt nichts.
Sie zupfte an ihrer Jacke, um ein wenig frische Luft an die Haut zu lassen. „Ein Glas Bowle wäre gut“, log sie. Alles andere als klares Wasser konnte ungeahnte Folgen haben.
Sara ging davon. Sie war fast einen Kopf größer als Delaney und hatte keine Mühe, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Oder die Leute machten ihr ganz selbstverständlich Platz. So, wie sie es auch bei Sam taten.
Delaney zuckte zusammen, als er eine Hand um ihren Ellbogen legte.
„Nervös, Delaney?“
Früher hatte er sie Laney genannt. Sie machte sich los. „Es war ein langer Tag.“
Sie schaute zu Sara hinüber, die inzwischen das Büfett erreicht hatte. „Ist das zwischen euch beiden etwas Ernstes?“
„Würde dich das stören?“
„Kannst du mir noch immer keine klaren Antworten geben?“ entgegnete sie.
„Was meinst du?“
„Ich meine, du hast dich kein bisschen verändert.“ Sie kehrte ihm den Rücken zu, und ihre Absätze versanken im weichen Boden. Sie hätte ihm den Ring einfach geben sollen. Noch besser wäre es allerdings gewesen, ihn bei Annie und Logan Drake zu lassen.
Als ihr bewusst wurde, dass Sam sich von der Stelle gerührt hatte, drehte sie sich vorsichtig wieder um. Er hatte den Kopf schief gelegt und musterte sie.
Dann schaute er abrupt in eine andere Richtung, und sie folgte seinem Blick.
Alonso stand neben der Eingangstür vom Castillo House, an die Wand gelehnt, die Hände in den Taschen der weiten Jeans, die sie ihm geschenkt hatte. Es wirkte lässig, aber sie wusste, dass es nur so aussah.
Sam sah sie wieder an und kam auf sie zu. „Ich hätte wissen müssen, dass das hier etwas mit ihm zu tun hat“, sagte er leise. „Manche Dinge ändern sich nie.“
„Manche Menschen auch nicht.“
„Wann lernst du endlich deine Lektion, was ihn betrifft? Hat er dich nicht genug gekostet?“
Du meinst, dass er mich dich gekostet hat? Sie wollte die Frage aussprechen, besann sich jedoch eines Besseren. „Er hat einen Namen, Sam. Er heißt Alonso.
Und er hat mich nichts von Wert gekostet.“ Ihre Stimme war ausdruckslos.
Hoffentlich klang der Schmerz nicht durch.
Er lächelte. „Deine Zunge ist noch spitzer geworden.“
„Außerdem lebt Alonso ab sofort im Castillo House. Du solltest dich daran gewöhnen, ihn häufiger zu sehen.“
„In meiner Gefängniszelle vielleicht.“
Delaneys Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Was Logan Drake und seine Frau Annie im vergangenen Jahr
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