Abschied fuer immer
Jahre.
Zum ersten Mal seit zwei Jahren sah sie Sam wieder – und zwar in den Armen einer anderen Frau.
Es war nicht irgendeine Zeugin, die er nach einem Verbrechen befragte. Keine ältere Lady, der er über die Straße half. Nein, die Frau, mit der er tanzte, war alles andere als ältlich. Und wenn sie etwas bezeugen konnte, dann nur, wie es sich anfühlte, die Schläfe an Sams markantes Kinn zu pressen, während sie sich unter dem Sternenhimmel drehten.
Na, wenn das nicht einfach prima war.
Delaney stieß den angehaltenen Atem aus und blieb am Rand^der Menschenmenge stehen, die die Lichtung säumte. Obwohl sie sich im Freien befand, fühlte sie sich von den erhitzten Körpern und der lauten Musik eingeengt.
Und von Sam.
Sie hatte nicht sehr gründlich darüber nachgedacht, wie es sein würde, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Das war seltsam. Schließlich war sie Psychiaterin.
Aber erst jetzt versuchte sie, sich über ihre Gefühle klar zu werden.
Bunte Lichterketten hingen in den Bäumen und Büschen. Sie blinkten und tauchten die Feiernden in ein unwirkliches Licht.
Genauso fühlt es sich an, dachte Delaney.
Unwirklich.
Wie war es nur so weit gekommen?
Die Frage war müßig. Sie kannte die Antwort sehr gut.
Sie warf einen Blick zum Hauptgebäude hinüber. Zum Glück war der junge Alonso hier im Castillo House in den besten Händen. Es war ihr nicht leicht gefallen, sich von ihm zu verabschieden. Jetzt blieb nur diese letzte… Aufgabe.
Vielleicht war es albern. Aber zu gehen, ohne wenigstens kurz mit ihm gesprochen zu haben, erschien ihr feige. Er würde annehmen, dass sie noch nicht verwunden hatte, was geschehen war. Und das sollte er nicht. Auch wenn es stimmte.
Delaney strich erst an ihrem zerknitterten Kostüm hinab, dann über ihr Haar, das sich gegen die strenge Frisur zu wehren schien, und schlängelte sich zwischen den tanzenden Paaren hindurch.
Niemand beachtete sie, und das war ihr ganz recht. Das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben war ein Vorteil, wenn man mit Sam zu tun hatte. Sie war vorbereitet, er nicht.
Sie wich einem Paar aus, das selbstvergessen einen unbeholfenen Tango tanzte, und stand plötzlich Sam gegenüber.
Nun ja, eher hinter ihm.
Sie unterdrückte einen kindischen Anflug von Nervosität. Meine Güte, die Schmetterlinge, die einst bei seinem Anblick in ihr aufgestiegen waren, schliefen längst fest.
Sie räusperte sich. „Entschuldigung.“ Ihre Stimme ging in der schlagartig lauter werdenden Musik unter. Sie seufzte, probierte es ein zweites Mal und trat zur Seite, als Sam und seine Partnerin sich drehten und die andere Frau ihr den Rücken zukehrte. „Entschuldigung.“ Sie tippte der Dunkelhaarigen auf die Schulter.
Mit hochgezogenen Brauen schaute die Frau sich um.
Auch Sam hatte sie bemerkt. Seine Augen wurden schmal, und er runzelte verwirrt die Stirn.
Schön. Sie hatte ihn überrascht. „Tut mir Leid, wenn ich störe“, sagte sie freundlich. „Es wird nur einen Moment dauern.“
Die Frau sah von ihr zu Sam und wieder zurück, und Delaney streckte ihr die Hand entgegen. „Delaney… Townsend.“ Der Name ging ihr noch immer nicht leicht von den Lippen. Daran würde sie arbeiten müssen. Sie benutzte ihn erst, seit sie mit Castillo House – dem Heim, in dem ihr Schützling ab jetzt leben würde – zu tun hatte. Also seit zwei Monaten, dabei hätte sie ihn schon vor zwei Jahren annehmen sollen.
„Sara Drake“, murmelte die andere Frau und schüttelte Delaney zögernd die Hand.
„Drake?“ Delaney schaute zu dem großen Haus im spanischen Stil hinüber, das zusammen mit den Lichtern und Bäumen den Hintergrund für diese Party bildete.
„Eine Verwandte von Logan Drake?“
„Er ist mein Bruder. Aber ich fürchte…“
„Was zum Teufel willst du hier, Delaney?“ unterbrach Sam seine Begleiterin.
Seinem Blick zu begegnen war schwieriger, als sie erwartet hatte, also schaute sie auf das schimmernde schwarze Haar, das ihm in die Stirn fiel. Warum konnte der Mann nicht wenigstens Geheimratsecken haben? Oder einen Bauchansatz statt eines Körpers, der noch schlanker und fester als früher aussah – wenn das überhaupt möglich war.
Sie packte den Griff ihrer Aktentasche fester und hob die Stimme, um die Musik zu übertönen. „Ich würde gern mit dir sprechen. Ganz kurz, dann kannst du zu deiner Tanzpartnerin zurückkehren.“ Sie rang sich ein Lächeln für Sara ab.
Schmetterlinge oder nicht, nach einem anstrengenden harten
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