Accidental Witch 01 - Hexen mögen's heiß
geschrieben. Und nicht nur dort.
Sie hatte wohl erkannt, dass alles Blut aus seinem Kopf in Richtung Süden hinabgeflossen war, denn sie übernahm nun die Initiative und streckte die Hand aus. „Melody Seabright.“ Logans Lächeln fiel strahlender aus als beabsichtigt, und als ihre Hände einander begegneten, hätte er schwören können, dass ihn eine Welle reinster Elektrizität überschwemmte. „Logan Kilgarven“, sagte er. „Von oben.“
„Logan. Hallo. Willkommen im Haus! Bitte kommen Sie herein - wenn auch leider nur für eine Minute. Ich habe einen Termin in der Burg, und die befindet sich leider am anderen Ende der Stadt.“
„In der Burg?“, fragte er.
„Draks Haus. Draks Burg? Sie wissen schon, eine dieser gruseligen Veranstaltungen im Salem-Stil. Wenn Sie noch nicht dort gewesen sind, müssen Sie unbedingt einmal hingehen. Ich habe heute einen Vorstellungstermin als Vampirin für die gesamte Touristensaison.“
„Gott sei Dank! Eine Sekunde lang habe ich gedacht, ich hätte eine Wohnung im Rotlichtviertel gemietet.“
„He!“
„Nichts für ungut“, sagte Logan und sah sich in der im viktorianischen Stil eingerichteten Küche um, als sie die Tür schloss, um den kühlen Herbstwind auszusperren. „Haben Sie denn schon in den Spiegel geschaut?“
„Ich habe keinen in meinem Schlafzimmer und bin deshalb noch nicht dazu gekommen.“ Sie öffnete den Besenschrank und betrachtete sich in dem großen Spiegel innen an der Tür. Sie lachte und bezauberte damit Logan, hieß ihn auf eine Weise willkommen, wie ihre Worte es nicht geschafft hätten, als wären sie ... Freunde; ein Gedanke, den er in einem Anfall von Selbsterhaltungstrieb schnell wieder unterdrückte.
„Glauben Sie, ich habe eine Chance?“, fragte sie.
„Wenn sie Sie nicht nehmen, müssen sie verrückt sein.“
„Danke.“ Sie seufzte erleichtert und nahm die Schlüssel vom Tisch. „Ich muss jetzt wirklich los. Wollten Sie etwas Bestimmtes von mir?“
Melody beobachtete, wie das hinreißende Lächeln aus dem Gesicht des Mannes verschwand. Er war noch einen Schritt weiter in die Küche eingetreten, obwohl sie ihm das Stichwort für den Abgang schon gegeben hatte. Schade um das Lächeln, dachte sie, denn er setzte es nicht oft auf. Das hier war das erste Mal, dass sie ihn nicht im Anzug und mit Aktenkoffer erlebte, und der Anblick gefiel ihr.
Er fuhr sich mit einer Geste der Verzweiflung durch sein dichtes dunkles Haar, die auf häufige Übung schließen ließ, und gab einen langen, dramatischen Seufzer von sich. Vor Melodys innerem Auge entstand das ungewöhnliche Bild ihrer selbst, die ihn beruhigte und ihm seine Sorgen nahm, indem sie ihn zu einem bequemen Sessel führte und etwas Warmes über ihn breitete - zum Beispiel sich selbst. Sie machte einen Schritt zurück und wischte mit einer Handbewegung das Bild weg.
„Die Sache ist die“, sagte er mit flehendem Blick, „ich brauche dringend jemanden, der ein paar Stunden auf meinen Sohn aufpasst. Man hat mich unerwartet zur Arbeit gerufen.“
„Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen“, sagte Melody, „aber ich brauche diesen Job. Warum versuchen Sie es nicht bei Jessie nebenan?“
„Sie hat heute Abend eine Friedhofstour.“ Sie lächelten beide über den ungewöhnlichen Beruf ihrer Nachbarin, und Melody fand sich gefangen in den Tiefen seines Blicks.
„Ich hätte Sie nie gefragt“, sagte er, „wenn Jessie Sie nicht wärmstens empfohlen hätte.“
„Dafür bin ich natürlich sehr dankbar, aber heute Abend kann ich Ihnen wirklich nicht helfen, tut mir leid.“
„Ich bezahle Sie natürlich dafür.“
„Wenn ein Abend mit Ihrem Kind mir eine Monatsmiete einbringen würde, wären Sie an Bord.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir ehrlich leid, aber ich habe zur Zeit ernste Probleme. Meine Mitbewohnerin ist ausgezogen, ohne ihren Anteil zu bezahlen, ich habe meinen Job verloren, und der Besitzer dieses Hauses ist ein ziemlich unangenehmer Kerl, der mich sofort rauswerfen wird.“
„Wollen Sie wissen, wie es in Wirklichkeit um uns bestellt ist?“ Ein verärgertes Blitzen kam in die erstaunlich blauen Augen des Mannes. „Die Mutter meines Sohnes ist zu dem Schluss gekommen, dass sie sich lieber mit einem Motorrad-Stuntman herumtreiben als ihr Kind aufziehen will. Also kümmere ich mich um ihn - und ich könnte darüber nicht glücklicher sein. Aber ich habe auch einen neuen Job bei einem neuen Chef, der entweder alleinerziehende Väter nicht versteht
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