Ach, Herbert (German Edition)
keine Sorgen.
Liebe Grüße,
Deine Anne
3. Dezember
Meine liebe Anne,
nee, nee Du kennst meinen Herbert nicht. Überraschungen steuere ich lieber selbst. Ich mag Überraschungen nur, wenn ich vorher Bescheid weiß.
Früher, als Herbert mich noch ganz allein überraschen durfte, gab es doch einige Fehlkäufe von ihm. Das mit der Pfanne und dem Tortenheber hast Du ja mitgekriegt.
In der Drogerie haben sie ihm mal 4711 für mich aufgeschnackt. Das fürchterlichste Geschenk war aber ein falscher Pelzmuff. Also nicht der Muff war falsch, sondern der Pelz. Diesen Muff musste ich mir um den Hals hängen und meine Hände darin wärmen. Damals hatten wir drei kleine Kinder. In der Regel brauchte ich meine Hände für den Kinderwagen und die zwei anderen Kinder und für die Einkäufe. Mit unserem Auto ist Herbert ja zur Arbeit gefahren. Also, ich hatte schon mindestens zwei Hände zu wenig, und die sollte ich in den Muff stecken! Welch ein Blödsinn.
Später habe ich das Teil aufgetrennt und meiner Schwiegermutter als echtes Katzenfell gegen Rheuma geschenkt. Sie hat zwar merkwürdig geguckt, aber dann hat sie doch dankbar gelächelt.
Herbert hat wirklich ein Geheimnis. Er hat schon wieder telefoniert, als ich beim Postkasten war. Und noch viel schlimmer, er hat gegrinst und aufgelegt, als ich wieder reinkam.
Er wird mich doch nicht...? Auf seine alten Tage...?
Also, diesen Stress kann ich drei Wochen vor dem Heiligen Abend wirklich nicht gebrauchen.
In Sorge und dennoch
ganz liebe Grüße,
Deine Else
5. Dezember
Liebe Else,
ich glaube nicht, dass Du Dir um Herberts Moral Sorgen machen musst. Er ist ja schon etwas träge, da hat er gar keine Kapazitäten frei um Dich zu betrügen. Nun lass mal die Kirche im Dorf und beruhige Dich. Lass Dich einfach überraschen, es wird schon nicht so schlimm werden.
Meine Kollegin hat mir erzählt, dass ich das günstigste Reiseschnäppchen mache, wenn ich am 23. Dezember zum Flughafen fahre und dort direkt last minute in den Süden buche. Da soll es ganz besonders günstige Schnäppchen geben. All inclusive und so für `n Appel und `n Ei. Das werde ich tun. Ich packe meinen Koffer mit all den schönen Sommersachen und entfliehe last-minute der Kälte, dem Schnee und dem Lametta. Dabei komme ich mir richtig verwegen vor. Aber ich bin ja ungebunden und kann mir so etwas erlauben.
Was sagen eigentlich Eure Kinder dazu, dass Ihr allein bleiben wollt?
Liebe Grüße,
Deine Anne
10. Dezember
Meine liebe Anne,
den Kindern haben wir es noch nicht gesagt. Ich trau mich ehrlich gesagt nicht. Deshalb habe ich beschlossen, dass Herbert das übernimmt. Schließlich ist er ja der Mann im Haus. Er hat ohne zu murren ja gesagt. Irgend etwas stimmt nicht mit ihm.
Nur noch 14 Tage bis zum Heiligen Abend. Ich finde Dich ja ganz schön mutig mit Deiner Planung.
Sag mal, wo gibt es jetzt im Dezember denn Sommersachen? Du brauchst doch sicher einen neuen Badeanzug?
Ganz liebe Grüße,
Deine Else
13. Dezember
Liebe Else,
Sommersachen gibt es jetzt überall. Seit dem 1. Dezember ist die neue Frühjahrskollektion in den Läden. Die Wintersachen sind jetzt out. Verstehen kann ich das auch nicht, aber es ist ganz praktisch. Ich habe mir bei Hertie einen tollen Badeanzug gekauft, das war kein Problem. Nur Handschuhe habe ich nicht mehr bekommen, die brauche ich hier im kalten Deutschland ja dringend. Die Verkäuferin beruhigte mich aber und meinte, die neue Winterkollektion wäre im nächsten Jahr schon ab Ende Juli in den Läden. Was mache ich jetzt nur? Ich kann doch meine kalten Hände nicht in meinen Badeanzug wickeln. Jetzt hätte ich Verwendung für Deinen Muff.
Was macht Herbert? Hast Du sein Geheimnis schon rausbekommen?
Liebe Grüße,
Deine Anne
17. Dezember
Meine liebe Anne,
Herbert ist immer noch merkwürdig. Ich hab ihn direkt ge fragt, was los ist. Weißt Du, was er geantwortet hat? Er wäre nicht merkwürdig. Es käme mir nur alles so anders vor, weil wir jetzt Frau Merkel haben. Natürlich würde Weihnachten anders verlaufen, wenn eine Frau die Chefin von Deutschland ist. Aber er wäre ganz ruhig, schließlich sei er ja eine weibliche Regierung gewöhnt.
Ach Anne, so ganz einfach ist eine Ehe auch nicht. Jetzt ist es nur noch eine Woche bis zum Fest. Ob es klappt mit Herbert und mir? Ein wenig mulmig ist mir ja schon.
Übrigens, meinen Muff habe ich wieder. Das war eine merkwürdige Geschichte. Ich hatte den Muff doch aufgetrennt und als
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