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Ach waer ich nur zu Hause geblieben

Ach waer ich nur zu Hause geblieben

Titel: Ach waer ich nur zu Hause geblieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Gina. » Una cravatta biella – ein heller Schlips. Wo sind hier die Toiletten?«
    Die drei Minuten, die Gina auf dem Klo verbringt, sind die bisher schönsten des ganzen Abends. Auch wenn Vivi mit der Stirn auf den Tisch schlägt und die Leute wieder zu uns rübergucken.
    »Schlimm genug, dass sie nie ihre Klappe hält«, sagt Vivi. »Aber wenn ich das Wort biella noch einmal hören muss, fange ich an, aus dem Mund zu schäumen.«
    »Er hat sowieso miele gesagt«, sage ich.
    »Das Gleiche gilt für das Wort miele «, sagt Vivi.
    »Vielleicht ist es ja eine Krankheit«, sage ich. »So eine Art Zwangsneurose, die sie dazu bringt, immer und immer wieder biella zu sagen.«
    » Biella-Tourette, sozusagen. Gibt es das?«
    »Ich glaube eher nicht«, sage ich.
    »Ich auch nicht«, sagt Vivi.
    Eine Minute sitzen wir uns schweigend gegenüber, dannkommt Gina zurück. Sie sagt, die Fliesen in der Toilette seien wunderschön. Sie machten den ganzen Raum biella. Der Schaum, der in Vivis Mundwinkel tritt, ist auch biella. Wir essen den Nachtisch – mit biella Karamellsoße – und schlendern durch das biella Mondlicht nach Hause.
    Hier greift Gina als Erstes nach dem Wörterbuch. Sie wirft es Vivi in den Schoß. »Ich erwarte keine Entschuldigung, ich will nur, dass du siehst, dass ich recht habe.«
    Vivi tupft sich resigniert den Schaum aus den Mundwinkeln und blättert im Wörterbuch. » Biella, sagst du?«
    »Ja«, sagt Gina.
    »Und das heißt hell?«
    »Ja«, sagt Gina. »Hell oder auch weiß … – so was in der Art.«
    »Hm«, sagt Vivi. »Ich habe biella gefunden.«
    »Na, siehst du«, sagt Gina. »Wie gesagt, ich erwarte keine Entschuldigung.«
    »Tja, vielleicht sollte sich doch jemand entschuldigen«, sagt Vivi. » Biella heißt nämlich – Pleuelstange !«
    »Ha!«, entfährt es mir.
    »Das kann nicht sein«, sagt Gina und reißt Vivi das Buch aus der Hand.
    »Vielleicht ist Pleuelstange ja ein anderes Wort für hell«, sage ich.
    Gina guckt fassungslos auf die Pleuelstange. Mit dem Finger geht sie die ganze Seite ab – aber biella ist und bleibt eine Pleuelstange.
    »Und er hat sowieso miele gesagt«, ergänze ich noch.
    »Möglicherweise war dieses sensationelle Gewürz an den Bohnen ja feingeriebene Pleuelstange«, sagt Vivi.
    »Unsinn!« Gina klappt das Wörterbuch zu und haut sich mit der Hand gegen die Stirn. »Ich habe mich vertan!«
    Vivi und ich sind ehrlich verblüfft. Das hätten wir jetzt nicht erwartet. Dass Gina zugeben kann, dass sie im Unrecht war, finde ich wieder sympathisch. Muss man ihr wirklich hoch anrechnen.
    »Ich bin froh, dass wir jetzt mal über was anderes reden können«, sage ich.
    »Oder auch mal gar nicht«, sagt Vivi und schließt erschöpft die Augen.
    »Biella heißt hell«, sagt Gina.
    Vivi reißt ihre Augen ungläubig wieder auf.
    » Biella heißt hell«, wiederholt Gina. »Aber auf Kroatisch .«

Über die Autorin:
     
    Kerstin Gier hat als mehr oder weniger arbeitslose Diplompädagogin 1995 mit dem Schreiben von Frauenromanen begonnen. Mit Erfolg: Ihr Erstling Männer und andere Katastrophen wurde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt, und auch die nachfolgenden Romane erfreuen sich großer Beliebtheit. Das unmoralische Sonderangebot wurde mit der »DeLiA« für den besten deutschsprachigen Liebesroman 2005 ausgezeichnet. Heute lebt Kerstin Gier, Jahrgang 1966, als freie Autorin mit Mann, Sohn, zwei Katzen und drei Hühnern in einem Dorf in der Nähe von Bergisch Gladbach.

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