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Ach waer ich nur zu Hause geblieben

Ach waer ich nur zu Hause geblieben

Titel: Ach waer ich nur zu Hause geblieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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geschlafen hätten, und damit basta.
    »Die ersten sechs Wochen sind hart, da brüllen sie sich die Seele aus dem Leib«, sagte meine Schwiegermutter. »Aber dann haben sie es kapiert.«
    »Und ich habe heute den Salat«, sagte ich und warf einen Blick zu meinem Mann hinüber, der sein Kindheitstrauma bis heute leugnet.
    Selbst verschuldet oder nicht: Fest stand, wir waren wirklich urlaubsreif. Schon auf der Fahrt konnten wir die Augen kaum noch offen halten und mussten uns im Viertelstundenrhythmus hinter dem Steuer ablösen, und als wir endlich da waren, freuten wir uns nur noch auf ein Bett.
    Der Vermieter sagte, die Matratzen seien ganz neu und guter Schlaf somit garantiert. Und auch sonst würden wir uns sicher blendend erholen. Er und seine Frau seien vor fünf Jahren von Fuhlsbüttel hierhin ausgewandert, und seitdem hätten sie sich um zwanzig Jahre verjüngt.
    Das Häuschen war wirklich zauberhaft: winzig klein, aus grauem Stein, mit türkisfarbenen Schlagläden und einer von echtem Wein umrankten Pergola. Das Anwesen der Vermieter lag zwar in Sichtweite auf dem weitläufigen Grundstück, aber weit genug entfernt, um sich ungestört fühlen zu können. Den Pool, randvoll mit glasklarem Wasser, hatten wir für uns allein, weil der Vermieter unter einer schlimmen Chlorallergie litt und seine Frau unter etwas, was er nicht näher benannte, was aber durch die Berührung mit Wasser zu schuppen anfing. Da Sonne der Haut seiner Frau besonders zuträglich war, lag diese den ganzen Tag auf der von Blicken abgeschirmten Terrasse des Haupthauses, was mich zu der Überzeugung kommen ließ, dass die einladenden Polster der Teakholzliegen, die unter den Olivenbäumen auf uns warteten, niemals mit den Schuppen der Vermietersgattin in Berührung gekommen waren.
    Gleich neben dem Pool stand ein Orangenbaum, dessenBlüten betörend dufteten. Aber das Schönste war die Stille, die diese Idylle umgab: nichts als Vogelzwitschern, Grillenzirpen und Bienensummen.
    Der Vermieter hieß Heinrich und wollte, dass wir »Heini« zu ihm sagten. Das taten wir auch, obwohl wir dabei vor lauter Übermüdung immer kichern mussten.
    Heini sagte, dass wir wegen der Skorpione nachts besser nicht barfuß im Garten herumspazieren sollten. Er sagte auch, dass die Skorpione hier sehr, sehr giftig seien, und erzählte uns von dem Gast, der im letzten Jahr beinahe qualvoll an einem Skorpionstich verendet war, nachdem er so unvorsichtig gewesen sei, barfuß über die Wiese zu gehen.
    »Eigentlich sind sie aber sehr scheu. Tagsüber schlafen sie in dunklen Ecken«, sagte Heini, wobei sein Augenlid nervös zuckte. »Da muss man schon großes Pech haben, wenn man trotzdem auf einen drauftritt.«
    Da ich ein solches Pech für mich erfahrungsgemäß nicht ausschloss, seit ich mal in eine Sorte Seeigel getreten war, die bis dato schon seit einem halben Jahrhundert für ausgestorben gegolten hatte –, erschien es mir klüger, die Schuhe auch tagsüber anzulassen.
    Diese Lappalie würde mir den Urlaub aber nicht verderben.
    »Meine neuen Sandalen kann ich ja immer noch in der Stadt tragen«, sagte ich.
    »Gibt es sonst noch was, was wir wissen müssten, Heini?« Vivi kicherte. Wir konnten beide nicht glauben, dass es außer dem bescheuerten Vermieter-Namen und den Skorpionen keinen Haken an der Sache geben sollte.
    Aber nein, beteuerte Heini, denn die Tierchen, die an heißenTagen aus dem Abfluss der Dusche gekrochen kämen, seien völlig harmlos.
    Was er nicht sagte, war, dass sie immer dann herauskamen, wenn man gerade duschte. Aber da sie nicht gefährlich waren und auch nicht auf die Idee kamen, einen an den Beinen hochzuklettern, beschlossen wir, uns auch von ihnen den Urlaub nicht verderben zu lassen.
    Es wäre also alles wunderbar gewesen, wenn nicht just an diesem Abend einer der Skorpione beschlossen hätte, von nun an nicht mehr scheu zu sein und auch nicht mehr darauf zu warten, dass jemand in den Garten kam und auf ihn drauftrat.
    Er kam schnurstracks in unser Häuschen gekrabbelt und hängte sich zur Begrüßung unübersehbar an die weiße Wand über dem Sofa, gleich neben einen Druck von Kandinsky. Das musste man ihm im Grunde noch hoch anrechnen, weil er sich alternativ ja auch in unseren Turnschuhen hätte verstecken und uns dort hätte begrüßen können.
    Er ließ gelassen das Gekreische über sich ergehen, das wir zu seiner Begrüßung anstimmten, obwohl dabei der Kandinsky gefährlich zu wackeln anfing.
    »Was machen wir jetzt?«,

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