Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
werden. Wir erwischten sie nie! Sie waren schneller, einfallsreicher und auch buchstäblich reicher . Mit Geld kann man eine Menge möglich machen. Lord Kippun war damals auch hier. Ein zwölf Jahre jüngerer Lord Kippun, dessen Vater noch lebte. Ein richtiger Geck, dieser Mann.“ Stawosc lachte. „Heute tritt er ein wenig strenger auf. Damals trug er Zeugs! Nicht zu beschreiben. Und Minas Sadsherell traf sich mit Lord Kippun. Nicht einmal, sondern mindestens zwölfmal. Das fiel uns auf, denn Kippun war ja nun ein Erzkonservativer und Minas Sadsherell der ehemalige Führer der Demokraten im Parlament von Del. Daher sahen wir bei Ihrem Onkel genauer hin. Wir durchsuchten ohne Erlaubnis sein Gepäck und fanden eine Flexorette. Daraufhin interessierten wir uns für andere Bekanntschaften ihres Onkels. Es war schwierig, aber endlich bekamen wir ein Ende zu fassen: Die Delvishs. Sie fertigten Flexoretten, was damals ebenfalls nicht verboten war. Und sie nannten ihre Kreationen Achat von Dor . Bald ging Minas Sadsherell im Haus der Delvishs aus und ein. Eines Tages kam er von einem Besuch mit einer solchen geschwärzten Flexorette zurück. Wir konnten Treffen nachverfolgen, bei denen er andere Männer traf, die wir als Mitglieder dieser Gemeinschaft ausgemacht hatten.“ Stawosc schnippte mit den Fingern. „Dann war er plötzlich weg. Erst viel später erfuhren wir, dass er sich illegalen Edelsteinschürfern angeschlossen hatte. Er reiste über Land von Gruppe zu Gruppe. Damals gab es dauernd Revolten, die einen hohen Blutzoll forderten. Sie eskalierten im Mai vor genau zwölf Jahren. Wir hatten eine Generalrevolte! Eine furchtbare Geschichte. Wir hatten keine Zeit mehr, uns über Flexoretten Gedanken zu machen. Gefechte mit Aufständischen, Evakuierungen, Löscheinsätze… wir arbeiteten Tag und Nacht. Mitten in diesen Wirren tauchte Minas Sadsherell auf. Erst in Gamma, dann in Delta und so weiter. Er bereiste alle Gefängnisse, leistete ehrenamtliche Hilfe, spendete Geld und redete als freiwilliger Helfer mit den bewaffneten Horden von Ausbrechern, die überall herum streiften. Er trug die Kleidung der Pilger, die die Sieben-Welten-Reise machen und das brachte ihm Aufmerksamkeit ein. Der Name Minas Sadsherell war innerhalb von 60 Tagen überall bekannt. Und er bot an, die Aufstände zu beenden, wenn man ihm frei Hand ließe. Der Supervisor war gerade abgelöst worden, weil er zu hart vorging, und der neue war dankbar für jede Hilfe. Also bekam Minas Sadsherell freie Hand. Er brauchte genau neun Tage, um die Revolte zu beenden. Auf sein Einwirken hin wurde Generalamnestie für alle Überlebenden gewährt. Lediglich sechs Monate Haftverlängerung für alle Ausbrecher und alle gestellten Illegalen. Alle beteiligten sich ruhig und fleißig an den Wiederaufbauarbeiten. Minas Sadsherell reiste ab, ehe man sich bedanken konnte. Dreißig Tage später verunglückte er auf dem Flug nach Hause zu seiner Familie. Er kam von Khira, wo er Lord Kippun besucht hatte. Und damit endete natürlich unsere Aufgabe, was Minas Sadsherell anging. Die restlichen Achate tauchten ab. Die Delvishs waren bald in Edelsteinveredlung tätig, wie wir hier den Schmuggel nennen. Andere waren umgekommen. Andere hatten wir nie identifizieren können. Und mein Vorgesetzter war ebenfalls tot. Von einem Flüchtenden erschossen. Ich wurde in die Abteilung Verwahrungssicherheit versetzt. Ende der Achate von Dor . Oder so dachte ich damals.“
Sadsh zog die Brauen zusammen.
„Stawosc“, sagte er. „Wenn Sie schon erzählen, sollten Sie alles erzählen! Da klaffen doch Lücken, die selbst mir auffallen!“
Der Securivisor fingerte gedankenverloren an seinem Achat herum, den er unter dem Hemd trug.
„Nicht hier“, sagte er. „Und nicht jetzt.“
„Wie Sie wollen“, sagte Sadsh. „Da ich selbst anfangs nicht offen zu Ihnen sein konnte, sollte ich mich jetzt wohl nicht beschweren. Aber ganz ehrlich, Stawosc: Wenn ich nicht bald verstehe, was gespielt wird, erwischt mich doch noch einer, bevor ich weiß, worum es überhaupt geht.“
Stawosc nickte.
„Wird Zeit, hier die Zelte abzubrechen und sich wieder an die Arbeit zu machen.“
„Aber ich kann noch nicht aufstehen“, wollte Sadsh protestieren, da fiel ihm ein ungewohnter Ausdruck in Stawoscs Miene auf. Ein übertrieben munteres, bemühtes Lächeln und dazu ein Wippen auf den Ballen, das Unruhe bewies.
Also schwang Sadsh sich von der Therapieliege, zupfte den venösen Zugang heraus,
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