Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
die Verse, die sein Onkel hinterlassen hatte. Anscheinend gab es auch etwas zu finden, wenn man auf diesen Spuren wandelte, das über Selbsterkenntnis hinausging. Aiken hatte bestimmt nicht aus reiner Sentimentalität Satchelsteine aufgekauft. Vielleicht gab es noch mehr Schatzsucher, die auf einen zweiten Sadsherell warteten, der so dumm sein würde, ihnen den Weg zum verschollenen Erbe des Minas Sadsherell zu zeigen. Diese Überlegung fand Sadsh sehr viel einleuchtender, als das Gerede über politische oder ideologische Pläne. Aiken hatte selbst eingeräumt, eher an Gewinnen interessiert zu sein.
Als Stawosc wenig später eintraf, schlief Sadsh. Er wachte erst auf, als sich Stawosc neben ihn auf die Liege setzte. Aus rotgeränderten Augen sah Sadsh zu ihm auf.
„Alles in Ordnung?“, fragte er.
„Bestens“, beruhigte ihn Stawosc. „Ich fand alles wie erwartet.“
„Weiß sie, wo ihr Vater ist?“
„Angeblich nicht. Aber sie macht sich Sorgen. Außerdem hat sie nach Ihnen gefragt. Sie meint, es gäbe etwas, was Sie mit ihr zu erledigen hätten und das sei jetzt dringender als je. Ich habe nicht gefragt, worum es geht. Und unser gemeinsamer Bekannter meint, Sie sollten sich lieber ein wenig vorsehen. Ich hab ihm gesagt, auf die Idee seien Sie bestimmt schon ganz von selbst gekommen.“
Sadsh lächelte erleichtert. Es gelang ihm, sich aufzusetzen. Er erzählte von Wills und dem Fund der Flexorette.
„Blöd“, sagte Stawosc. „Ich hoffte, das Ding würde da liegen bleiben. Aber immerhin haben Sie so einen Grund, es mit sich herumzuschleppen. Das könnte irgendwann mal ganz praktisch sein.“
„Anscheinend sind Sie jetzt nicht mehr so wild darauf, mich irgendwelcher Dinge zu beschuldigen“, sagte Sadsh zu ihm. „Man könnte schon beinahe sagen, Sie decken mich.“
Stawosc wiegte den Kopf hin und her.
„Ich versuche, mehr herauszufinden. Dieser Typ hat nicht nur so mit seiner Flexorette herumgewedelt. Er schien finster entschlossen, Sie zu zerlegen. Das hat mich ein wenig irritiert. Ich dachte, die Flexoretten duellieren sich nur zum sportlichen Vergnügen und stecken letztlich alle unter einer Decke. Sie bilden eine Art Elite besonders talentierter Kämpfer mit einem eigenen Codex; eine eng verschworene Gemeinschaft, deren Mitglieder sich für die naturgegeben Anführer halten und nach der Herrschaft über alle Welten streben.“ Er hob die Handflächen. „Schon gut! Schon gut! Vielleicht habe ich mich geirrt. Aber dieser nette Bursche beweist doch, dass es mindestens einige hochgradige Verrückte Flexoretten gibt!“
„Er ist der Erste, dem ich begegnet bin“, sagte Sadsh. „Und wie Ihre Aufzeichnungen zu diesem Thema Ihnen gezeigt haben sollten, sind die Flexoretten keine homogene Gruppe. Ich musste feststellen, dass es offenbar noch eine ganze Menge Anhänger der alten Schulen gibt, die sich nicht den Zielen der Schule von Del unterworfen haben. Und dieser Mann gehört anscheinend einer so genannten Achatschule an, von der ich noch nie zuvor gehört hatte.“
„Ach?“, fragte Stawosc. „Hatten Sie nicht? Ihr Onkel war ein Mitglied der Achat- von-Dor-Schule . Wussten Sie das nicht?“
„Ich war fünfzehn, als er starb“, schnappte Sadsh. „Kapiert das mal einer? Ich muss alles selber herausfinden. Woher wollen Sie überhaupt wissen, wo er Mitglied war? Ich dachte, Ihnen ist das Thema völlig neu!“
Stawosc zuckte die Achseln.
„Ich war nicht ganz offen. Aber wäre das klug gewesen?“ Er verschränkte die Arme und stützte den Fuß auf die untere Ablage des Gerätetischs. „Damals“, sagte er verträumt, „war auch ich ein ganzes Stück jünger. Knapp zwanzig. Ich hatte mich für eine Spezialausbildung beworben, bekam sie nicht und wurde quasi zum Trost der Sicherheitsabteilung zugewiesen. Der Abteilung, die für die Siedlungen zuständig war. Dort gab es alles: Morde, Diebstähle, Prostitution, Schlägereien… Aber mein Vorgesetzter war gerade zuvor mit einer besonderen Aufgabe betraut worden: Der Beobachtung einer Geheimorganisation. Sie nannte sich Achat von Dor . Die Gruppe bestand noch nicht lange und wäre unbemerkt geblieben, wenn wir nicht eine Warnung von Del bekommen hätten. Es hieß, hier habe sich eine neue Flexoretten-Schule gegründet und wir würden bald Besuch von anderen Flexoretten bekommen, die sich bei uns duellieren würden. Und sie kamen auch. Damals konnte man wegen Besitz einer Flexorette nicht angeklagt werden. Man musste bei einem Duell erwischt
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