Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
erkundigte sich zerstreut nach Sadshs Befinden.
„Schlimm!“, sagte er. „Und noch schlimmer ist, dass wir Lord Kippun nicht auftreiben können! Ich möchte wissen, wo der hin sein könnte.“
„Das fragen sich einige Leute“, sagte Sadsh. „Sein juristischer Berater war schon hier, um mich zu fragen, ob ich wüsste, wo Lord Kippun steckt. Er hat Rechnungen zu bezahlen und all das.“
„Ach, Geradon“, sagte Wills. „Ich glaube, Lord Kippun hält nicht allzu große Stücke auf ihn. Ich hatte schon mit ihm zu tun und fand ihn ein bisschen zu … wie soll ich sagen? Ich meine wohl, dass er den typischen Zivilisten verkörpert. Schlaff und teigig. Ich nehme an, seine dämlichen Rechnungen können warten! Lord Kippun wird jedem Gläubiger doch wohl für ein paar Wochen gut sein! Aber ich stehe dumm da, wenn ich Seine Lordschaft nicht bald finde. Der Supervisor hat schon einige spitze Bemerkungen gemacht. Ich habe mir die Flugüberwachungsdaten geben lassen – nichts!“ Der Advisor seufzte. „Und jetzt muss ich auch noch erklären, wie ein Leibwächter bei uns in der II umkommen konnte, der ja eigentlich gar nicht hätte dort sein dürfen. Wir mussten es so hindrehen, als sei der gerade zu Besuch gekommen.“
„Bestimmt peinlich“ Sadsh bemühte sich, seine Schadenfreude nicht zu zeigen. Geschah Wills ganz recht, mal etwas für das ganze Geld tun zu müssen, mit dem er geschmiert worden war!
„Sehr peinlich“, bestätigte Wills. „Aber was ich sagen wollte, Invador: Unsere Männer haben die Stelle gründlich abgesucht, wo Sie diesem Mann begegnet sind. Es wird Sie vielleicht überraschen zu hören, dass dieser Sprengsatz eine billige Imitation ist, die nicht in die Luft gehen konnte. Er wurde zur Untersuchung ins Labor gebracht. Und dann haben unsere Leute noch eine Waffe gefunden. Eine so genannte Flexorette.“ Wills sprach das „e“ am Ende wie in Marionette und Sadsh musste schon wieder ein Grinsen verbergen. Andererseits war er nicht glücklich über diesen Fund.
„Die Waffe dieses Fremden“, sagte er.
„Wahrscheinlich“, gab Wills ihm Recht. „Der Supervisor will, dass der Securivisor das Ding bekommt. Er meint, es könnte individuelle Merkmale tragen, die Stawosc zuordnen könnte. Was weiß ich: Länge, oder Gewicht, oder Marke. Jedenfalls habe ich sie mitgebracht, da ich nicht in Erfahrung bringen konnte, wo Securivisor Stawosc unterwegs ist.“ Er sah auf seine Hände, als wundere er sich, wo die Flexorette abgeblieben war. Dann sagte er: „Natürlich durfte ich sie nicht mit herein bringen. Sie liegt bei Ihren Sachen in der Aufbewahrung. Geben Sie sie bitte an den Securivisor weiter!“
„Ja, Advisor.“
Wills stand auf und stellte den Hocker wieder an seinen Platz.
„Ich fliege zurück nach Gamma. Da gibt´s noch eine Menge zu regeln. Den Aufstand haben wir zwar in den Griff bekommen, aber die Leute sind aufgereizt. Man muss auf sie aufpassen.“
Als Wills zur Tür ging, sagte Sadsh: „Advisor!“
„Ja?“
„Haben Sie eigentlich meinen Onkel gekannt?“
Wills blinzelte überrascht.
„Minas Sadsherell? Wer hat ihn nicht gekannt? Ja, ich kannte ihn. Aber das ist lang her. Über zwölf Jahre.“
„Was war er für ein Mensch?“
Wills rieb sich die Schläfe. „Was kann ich dazu sagen? Minas Sadsherell war charismatisch. Er verstand es, Leute mitzureißen. Er war immer dabei, wenn es darum ging, irgendetwas zu verbessern, Ungerechtigkeiten anzuprangern und so weiter. Es hieß, er hätte auch Feinde – ziemlich wahrscheinlich bei einem Mann, der immer viel Staub aufwirbelte. Und letztlich wurde wohl nie geklärt, wie es zu diesem Druckabfall in der Schleuse kommen konnte, nicht wahr?“
„Nein. Es wurde nie geklärt“, sagte Sadsh. „Damals war ich fünfzehn und kannte ihn eben als meinen Onkel. Inzwischen habe ich seinen Namen oft gehört und frage mich, wie er wirklich war.“
Wills musste grinsen.
„Ja. Verwandtschaft“, sagte er. „Manchmal eilt dem Menschen ein Ruf voraus, an dem er ganz unschuldig ist und den er einem Vorfahren verdankt, über den er zu wenig weiß. Die Psychologen raten uns, auf den Spuren solcher schwierigen Vorbilder zu wandeln, um sie nachträglich kennen zu lernen und so auch etwas über uns selbst zu erfahren. Das ist bestimmt ein nützlicher Rat. Und hier auf Dor gibt es solche Spuren, auf denen man wandeln kann.“
Wills nickte seinem Untergebenen noch einmal zu und verließ den Raum.
Auf den Spuren wandeln.
Sadsh dachte an
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