Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer
Laufklamotten. Nach einem Mal Tragen über 50 Minuten muss man das Hemd und die Hose nun wirklich nicht gleich in die Waschmaschine stecken. Kostet ja auch alles Geld. Also hänge ich die Sachen zum Trocknen auf unseren kleinen Wäscheständer und zwar ganz zufällig zwischen die frisch gewaschenen Sachen, damit Mona nicht sagen kann, es röche komisch. Neulich ist sie mit ihrer Nase wie ein Drogenhund ganz flach über den Wäscheständer gegangen und hat jedes Kleidungsstück einzeln abgeschnüffelt. Dummerweise hat sie tatsächlich das just getragene identifiziert, aber garantiert nicht am Geruch, sondern an der Restwärme.
Eine Weile habe ich die Sachen im Badezimmer auf der Handtuchstange trocknen lassen. Aber dann kam Karl und zog das Handtuch von der Leine. Dabei fiel eine Laufhose auf ihn, die auf links gewendet war. Deswegen hat er die Socken nicht mehr gesehen, die hinterherkamen. Karl sagt, die Hose hätte komisch gerochen. Das Kind ist von Mona eindeutig manipuliert, es hat auch diesen Riechtick. Das kommt nur, weil Mona jeden zweiten Satz mit den Worten anfängt: »Riechst du das auch?« Natürlich riecht das Kind gar nichts, weil da nichts ist. Aber es denkt, es müsste seiner Mutter zustimmen, schon um des Friedens willen. Zum Glück ist es jetzt trocken, da kann ich die Sachen in den Garten hängen. Dachte ich jedenfalls. Bis mir irgendein verdammtes Vogelvieh einen senffarbenen Haufen mit weiÃem Rand auf den Kragen meines zartorangenen Profihemdes gesetzt hat. »VogelscheiÃe riecht nicht«, hat Mona gesagt. Bei nächster Gelegenheit werde ich all ihre Sachen zum Trocknen in den Garten hängen. Und vorher ein Dutzend Meisenknödel in die Kastanie.
Wohin mit den Klamotten
Reden wir nicht lange drum herum: Eigentlich braucht der ambitionierte Läufer ein eigenes Zimmer, mit Waschmaschine, Wäscheschrank, Wäschetrockner, Materialkiste, Handtuchhalter, Garderobe, Werkzeugbank für Kleinreparaturen â das wärâs eigentlich schon, wenn man das Medikamentenschränkchen, den Bandagenhalter und die Aktenordner mit Trainingsplänen und Ergebnislisten noch dazunimmt.
Tatsache ist, dass die Utensilien, die über die Jahre zusammenkommen und die man natürlich unbedingt braucht, in einem normalen Haushalt in einer normalgroÃen Wohnung praktisch nicht mehr unterzubringen sind. Lebt man auch noch in einer gleichberechtigten Beziehung, beanspruchen Partner und Kinder ähnlich viel Extra-Platz.
Ein paar Regeln helfen:
Im Sommer alle Winterklamotten ab in den Keller und umgekehrt.
Dabei streng darauf achten, was man im vergangenen halben Jahr kaum oder gar nicht getragen hat. Hart sein gegen sich â und weg damit.
Klamotten falten oder auf Bügel, das spart Platz.
Maximal von jedem Ausrüstungsteil zwei, jeden dreifach besetzten Posten gnadenlos auf zwei reduzieren (auÃer bei Schuhen und Finisher-T-Shirts).
Geschlossene Räume nie zum Trocknen von getragenen Klamotten benutzen. Das liefert der Familie Munition. Trockenrevier auf Balkon, Fenster, Terrasse ausdehnen.
Alle frisch gewaschenen Sachen sofort in den Schrank, um gar nicht erst den Zorn der lieben Mitbewohner aufkommen zu lassen.
Die Gattin einfach reden lassen. Es vergeht meistens.
Die Läufer sind schon ein komisches Völkchen. Haben Rituale, die kein AuÃenstehender kapiert. Das GrüÃen etwa ist eine Wissenschaft für sich. Einfach nur »Hallo« geht nicht. Spezialisten verfügen nach einigen Jahren über ein breites Repertoire â inklusive der formvollendeten Verachtung für Walker.
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Wenn sich zwei StraÃenbahnen begegnen, dann grüÃen sich die Fahrer. Tippen an die Mütze, Nicken, Handheben. Früher haben sich Enten-Fahrer gegrüÃt. Heute noch Motorradfahrer. Die heben meist zwei Finger. Gruppen zelebrieren per Gruà ein Wir-Gefühl, nicht nur für sich, sondern vor allem für die, die nicht dazugehören. Wir StraÃenbahnpiloten, wir Lederpack, wir sind die coole Gang. Und was seid ihr, ihr Bus- und Autofahrer? Nichts.
Trotzdem bedeutet GruppengrüÃen nicht automatisch Nettsein. Denn wo GrüÃe sind, lauern auch Halb-GrüÃe, falsche GrüÃe, beleidigend knappe GrüÃe. So wird klein gehalten, was nach unten gehört.
Auf dem Pavianfelsen wird mit rotem Hintern geklärt, was Läufer per Gruà erledigen. Feine Signale verraten Millionen von
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