Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer
Freizeitsportlern, was sie wert sind. Eine kleine Soziologie des LäufergruÃes.
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Anfänger
Rotgesichtige Achtundsechziger, die der Arzt aufgeklärt hat, dass die Jugend seit zwei Generationen vorbei ist, die Plauze weg muss und der Infarkt lauert. Das Schlurfen seiner Samba, die Adi Dassler noch persönlich zusammengenagelt hat, erzeugt eine respektable Wolke Feinstaubs, aus der heraus er jeden Läufer, der ihm begegnet, sogleich freudig anspringen will: Statt Schwanzwedeln unkontrolliertes Arme-Rudern, dazu ein gejapstes »Hallöchen, äh, ich bin der â¦Â«, um viel zu spät zu merken, dass Laufen mit Tempo und nichts mit Quatschen zu tun hat. Schon aus disziplinarischen Gründen darf man diese Exemplare niemals grüÃen. Sonst fühlen sie sich in ihrem bizarren Treiben noch ermuntert. Ihr Platz: auf dem weiten Gelände unterhalb des Pavianfelsens.
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Möchtegern-Profis
Laufen schon seit vielen Jahren, haben sich die Beine bis zum Bauchnabel enthaart, halten sich für die GröÃten und alle anderen für Abschaum. Frau- und kinderlos, weil es mit solchen Idioten keiner aushält. Betrachten GrüÃen als Schwäche. Rotzen stattdessen kurz und vernehmlich. Psychostruktur wie Olli Kahn, hätten auch als Gefängnisaufseher Karriere gemacht. In Wirklichkeit haben sie natürlich Recht: Es macht einen HeidenspaÃ, diese Kretins, die sehnlichst auf ein Zeichen warten, durch GruÃ-Entzug zu erniedrigen. Wegen mangelnder Sozialkompetenz auf dem Pavianfelsen höchstens irgendwo in der Mitte.
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Frauen
junge, schnelle: Haben schöne Beine, sonst leider meist zu mager. Aber ihr zarter Duft, ein SchweiÃfilm wie Raureif, aktiviert umgehend sämtliche auch unkontrollierte GruÃreflexe. Entgegenkommenden kann man ein Lächeln abringen. Absolute Alpha-Weibchen.
ältere, langsame: Sind nur durch die Turnschuhe von Spaziergängerinnen zu unterscheiden. Gucken angestrengt weg. Das
haben sie bei Eduard Zimmermann gelernt. Halten Männer, die allein und in bunten Strumpfhosen durch den Wald hechten, für potenzielle Sittenstrolche. Lustig: Ein kräftiges »Guten Morgen« und sie macht vor Angst einen Satz in den Grünstreifen. Küchenhilfe bei Pavians.
dicke: Blicken zu Boden. Schämen sich. Unglückliche Frustfresserin. Genervt vom Mann, der mit der Kollegin fremdgeht, und den aufsässigen Blagen. Wollen auf gar keinen Fall gegrüÃt werden, denn dann würden sie ja angeguckt. Kümmern sich im sicheren unteren Drittel um die Paviankinder.
Walker (meist in Rudeln)
Unterhalten den ganzen Wald mit ihrem Gequatsche und begrüÃen Läufer mitleidig. »Guck mal, wie der seine Gelenke ruiniert.« Zügig dran vorbei und auf gar keinen Fall grüÃen. Nicht satisfaktionsfähig. Erlaubt ist allenfalls die Frage: »Hat mal einer âne Zigarette?«, die mit vielstimmigem »Ja, klar« beantwortet wird. Ihr Platz: immer drei Schritte hinter dem Anfänger.
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Bewohner der Sächsischen Schweiz
Hier kommt es seit einigen Jahren vermehrt zu GruÃ-Unfällen, wenn sich nämlich joggende Glatzen mit Lonsdale-T-Shirts am fetten Leib und nichts als Unsinn in der Birne auf einem engen Waldweg begegnen, gleichzeitig den Arm zum Führergruà emporreiÃen und sich dabei gegenseitig K.o. schlagen. Dürfen die Erdnussschalen am FuÃe des Felsens zusammenfegen, bis sie wieder bei Sinnen sind.
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Tempoläufer
Zu erkennen an weiÃlichen Klümpchen in den Mundwinkeln. Leistungsorientiert, aber umgänglich. Würden gern grüÃen, sind nur zu angestrengt, wollen auÃerdem nicht Kohlehydrate durch hektische Bewegungen vergeuden. Maximal knappes Handheben, das sich auf den letzten Kilometern auf ein Wimpernzucken
reduzieren kann. Beta-Männchen, dürfen sich das Keilen der Pavian-Chefs aber aus der Nähe angucken.
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Alpha-Läufer
Alle, die so grüÃen wie ich. Nämlich nie zuerst. Abwarten, was der andere macht. Showdown auf der DorfstraÃe. Zuckt er? Ich nicht. Da plötzlich. Er kann die Hand nicht mehr ruhig halten. Sie schnellt nach oben. Er hat verloren. Huldvoll nicke ich herab, von der Spitze des Felsens, auf euch nervenschwache FrühgrüÃer.
Grüà mich, Flegel!
Faustregel für den LäufergruÃ: Je dünner die Gegend besiedelt ist, desto frenetischer wird gewunken. Oder andersherum: Wer in einem dicht belaufenen Stadtpark
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