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Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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    Nora hatte sich noch nie da unten angefasst. Zum Waschen, klar, und wenn sie sich nach dem Pipimachen sauberwischte. Aber sie hatte sich noch nie so da unten angefasst, und auch sonst niemand. Nora glaubte nicht, dass ihr das sonderlich viel bringen würde.
     
    Sie war vielmehr davon überzeugt, das es ihr ganz bestimmt nichts bringen würde, sich da unten oder irgendwo anders zu berühren und gnade Gott dem Jungen, der sich dergleichen in den Kopf setzte! Oder dem Mädchen, was das betraf. Wie Susi Winter, die es einmal bei ihr versucht hatte. Susi war damals ein quirliger Blondschopf, vielleicht Einssechzig groß, mit einem straffen kleinen Arsch, dessen stramme Rundungen schon bald erschlaffen würden, wenn aus dem allseits beliebten Sport-Ass eine Hausfrau und Brutmaschine geworden war. Was vermutlich eher früher als später passieren würde.
     
    Schließlich war Susi Winter auch deshalb an der Schule so beliebt, weil sie gewissen außerschulischen Aktivitäten ganz und gar nicht abgeneigt war. Mit anderen Worten: Sie hatte vermutlich bereits jedem Jungen an der Schule, der nicht auf den ersten Blick zum Fortlaufen aussah, einen geblasen, mindestens. Ekelhaft. Außerdem trank und rauchte Susi und vernachlässigte ihren Körper auf eine Weise, die ihr dieser spätestens dann übelnehmen würde, wenn sie mit dem regelmäßigen Sport aufhören und die Zwanzig überschritten haben würde. Dann hieß es plötzlich Bye-bye-süßes-Flittchen und Hallo-pummelige-Hausfrau .
     
    Jedenfalls hatte Susi Winter in der Achten einmal auf dem Schulklo versucht, Nora anzufassen, da unten. Sie hatten nebeneinander an den Waschbecken gestanden und im Spiegel ihre Dekolletees verglichen, was soweit in Ordnung war. Im Vergleich zu Susis deutlich sichtbaren Erhebungen hatte Nora damals kaum etwas gehabt, dass man als Brüste bezeichnen konnte und bis heute hatte sich daran auch nur wenig geändert. Was ebenfalls in Ordnung war.
     
    Plötzlich war Susi hinter sie getreten und hatte in einer blitzschnellen Bewegung ihre kleine Hand in den Bund von Noras Jeansshorts gesteckt, was allerdings überhaupt nicht mehr in Ordnung war.
     
    Susi hatte gekeucht, rötliche Flecken auf den Wangen bekommen und aufgeregt zu kichern begonnen, aber nicht besonders lange. Nora hatte die Hand des blonden Mädchens gepackt und die Knochen ihrer Finger knacken hören, als sie den Arm des Mädchens auf dessen Rücken gedreht und sie durch die Toilettentür auf den Gang hinaus befördert hatte, wo Susi Winter, der kleine Liebling der Schule, im Schwung ihrer Bewegung gegen einen der Metallspinde gekracht war. Als Susi am Boden vor den Spinden gelegen hatte, war in ihren weit aufgerissenen Augen die unausgesprochene Frage Warum? deutlich zu sehen gewesen und dann hatten ihre Augen von ersten Tränen gefunkelt wie kleine Edelsteine. Nora hatte sie angelächelt. Das hatte gut getan. Und würde der kleinen Schlampe eine Lehre sein.
     
    Nachdem sich Susi (mit einer kleinen, blutenden Platzwunde am Kopf und ein paar Abschürfungen an der Schulter) wieder aufgerappelt hatte, war sie heulend den Gang entlang davon gelaufen und Nora seitdem stets aus dem Weg gegangen.
     
    Kurz darauf war Susi-Baby nicht mehr so beliebt gewesen, ganz besonders nicht, nachdem Nora den anderen Mädchen, und auch einigen Jungs im Vertrauen erzählt hatte, dass Susann Winter eine echte Lesbe war, die versucht hatte, sie anzumachen .
     
    Aus dem einst so beliebten Mädchen war ein paar Monate später ein hässliches Entlein mit schwarz gefärbten Haaren (sie färbte den Ansatz selten nach und sah dadurch noch mehr nach einer billigen Nutte aus, fand Nora) und einem furchtbar geschmacklosen Piercing im Nabel ihres zunehmend wabbeligen Bauches geworden.
     
    Irgendwann war sie aus dem Leichtathletik-Club geflogen, weil die Mädchen dort befürchteten, von ihr betatscht zu werden. Die paar Jungs, die den jetzt verzweifelt fleißigen Mund der ehemaligen Musterschülerin noch in Anspruch nahmen, taten das gewöhnlich heimlich, nach etlichen Bier und stritten anschließend jede romantische Verbindung zu Susi ab.
    Nora stellte sich vor, dass sie das Mädchen anschließend ins Gras schubsten und auslachten. Davon kam sie manchmal.
     
    Das einzige Mal, dass Nora danach noch etwas von Susi Winter hörte, war, als diese für zwei Wochen nicht in der Schule erschienen war. Später kam heraus, dass sie im Hinterhof irgendeines Clubs von mehreren Typen vergewaltigt worden war.

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