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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Mitarbeiter aus dem KK 21 einspringen. Aber im Augenblick besteht da ja wohl keinerlei Bedarf. Ach übrigens, Herr Heinrichs, nehmen Sie sich für Mittwoch nichts Besonderes vor. Wir planen nämlich eine kleine Überraschung.«
    »Ja, ja, danke«, haspelte Heinrichs und ließ van Appeldorn nicht aus den Augen. Der zuckte nur betont gelangweilt die Achseln und zog den Bildschirm zu sich herüber. »Ich habe zu arbeiten.«
    Heinrichs kannte diese Reaktion nur zu gut. Van Appeldorn konnte streiten und pöbeln, aber wenn es ans Eingemachte ging, tauchte er weg, meist ausgesprochen lässig. Er verabscheute klärende Gespräche, Gefühlsäußerungen waren ihm zuwider. Lieber verzog er sich in die nächste Kneipe oder vergrub sich in der Arbeit.
    Walter Heinrichs konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. So fremd ihm diese Art auch war, er wusste sehr gut, er würde Norbert vermissen. Er würde sie alle vermissen, sogar ihre Macken.
    »Komm, Jupp«, sagte er ein bisschen sehr munter. »Lassen wir den Meister arbeiten. Ich muss sowieso im Labor noch ein paar Fotos abholen.«
    »Is’ denn echt die letzten Tage so viel los bei euch?«, wisperte Ackermann, als sie draußen auf dem Gang waren.
    »I wo«, antwortete Heinrichs. »Nur der übliche Kleinkram. Deshalb muss ich wegen meiner Kur auch gar kein schlechtes Gewissen haben.«
    »Doch sowieso nich’, Walter.« Ackermann tätschelte ihm die Wange und blinzelte ihn aufmunternd an. »Der Mensch muss sich schonen ...«
    »... so gut er kann«, ergänzte Heinrichs, der, genau wie jeder andere im Präsidium, Ackermanns Sprüche auswendig kannte.
    »Meine Rede«, antwortete Ackermann zufrieden. »Wat soll’n wer uns ’n Bein ausreißen, wo wer hier doch sowieso im Paradies leben. Wo die Gangsters jetz’ au’ noch anfangen, sich selbs’ zu läutern.«
    »Wie meinst du das denn?« Heinrichs war mit seinen Gedanken noch nicht wieder da.
    »Ja, hasset denn nich’ gehört? Stand sogar schonn inne Zeitung. Dat mit den Handtaschenräubern. Da wird ’ner Omma die Tasche geklaut, un’ ein’ Tach später hängt dat Täschken wieder bei die anne Türklinke, un’ wat denkste? Nix fehlt! Is’ jetz’ schonn dreimal passiert. Und heut’ Morgen dat mit der Fiets. Gestern als geklaut gemeldet, heute steht se bei den Leuten wieder vor de Garage. Ich sach dir, Walter, et kommt noch so weit, dat die Ganoven unten bei uns anne Pforte schellen un’ ihre gerechte Strafe wollen. Hör ma’ ...«, Ackermann holte endlich Luft, »wat meins’ du, wann ich wieder bei Norbert vorstellich werden soll? Wann hat der sich denn wieder eingekricht?«
    »Keine Ahnung«, meinte Heinrichs nur. »Ich bin auf alle Fälle gleich weg. Ich hab einen Zahnarzttermin. Versuch’s doch mal nach dem Mittagessen.«

    Aber so lange sollte es nicht dauern. Van Appeldorn hatte seinen Bericht über die gestrige Schießerei eben fertig geschrieben, als Ackermann schon wieder da war.
    »Hier is’ einer, der will ’ne Anzeige erstatten.«
    »Ja und?«, meinte van Appeldorn und stutzte irritiert. »Was guckst du denn so komisch?«
    »Lehrer«, zischelte Ackermann und verdrehte die Augen.
    »Ganz richtig, ich bin Lehrer!« Ein hagerer Mittvierziger drängte sich an Ackermann vorbei. »Und ich gehe davon aus, dass sich unverzüglich jemand um uns kümmert«, fügte er barsch hinzu.
    »Ach ja?« Van Appeldorn zog die Augenbrauen hoch und musterte den Mann. Kantiges Gesicht, kurzes, aschfarbenes Haar, fliehende Stirn, randlose Brille.
    Herausfordernd erwiderte der Mann van Appeldorns Blick, nur die schmalen Lippen führten ein Eigenleben: Wenn er sie nicht fest zusammenpresste, zuckten sie beständig.
    »Komm her, Gregor«, sagte er, schob Ackermann zur Seite und zog einen Jungen ins Zimmer.
    Das Kind war vielleicht zwölf Jahre alt und sah schrecklich aus: Beide Augen waren zugeschwollen, die Oberlippe aufgeplatzt, an der Stirn und am Kinn hatte er große Pflasterpolster.
    »Weller«, stellte der Mann sich jetzt vor. »Mein Sohn Gregor; er ist zusammengeschlagen worden.«
    »Meine Fresse!« Ackermann trat endlich zur Seite und rückte zwei Stühle heran. »Wer macht denn so wat? Wer schlägt denn ’n Kind so zusammen?«
    »Deswegen bin ich hier. Ich gehe davon aus, dass Sie das herausfinden.« Weller setzte sich hin und zeigte auf den anderen Stuhl. »Gregor!«
    Der Junge hielt den Atem an und ließ sich langsam mit durchgedrücktem Rücken auf der Stuhlkante nieder. Er zuckte und schnappte nach Luft.
    »Gott, Jung’«,

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