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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Ackermann beugte sich über das Kind. »Tut dir wat weh? Du has’ Schmerzen, wa?«
    »Er hat drei Rippen gebrochen«, bemerkte Weller.
    »Aua, dat tut weh. Ich hatt bloß ma’ eine gebrochen, un’ dat war schon schlimm genuch. Aber ich hatte damals so Schmerztabletten, die waren gut. Warte ma’, wie hießen die noch?«
    Wellers Lippen zuckten. »Wir nehmen grundsätzlich keine Schmerzmittel. Mein Sohn ist durchaus in der Lage, das auszuhalten. So, Gregor, jetzt erzähle bitte, was dir passiert ist; mit deinen eigenen Worten.«
    Die beiden Polizisten wechselten einen Blick.
    »Es waren Große«, flüsterte der Junge, ohne irgendjemanden anzusehen.
    »Große was?«, drängte der Vater ungehalten.
    Van Appeldorn zog die Tastatur zu sich heran. »Augenblick noch. Zunächst einmal brauchen wir ein paar Angaben zu Ihrer Person und zu Ihrem Jungen.«
    Gregor sah immer noch auf den Boden. »Ich möchte bitte zur Toilette gehen«, sagte er so leise, dass man es kaum verstehen konnte.
    Ackermann legte ihm die Hand auf den Kopf. »Komm, ich zeich dir, wo dat Klo is’. Aber sei vorsichtich, wenn du aufstehs’.«
    »Nein«, hielt Weller ihn auf. »Mein Sohn ist zehn Jahre alt und durchaus fähig, sich auch in einem unbekannten Gebäude zu orientieren, wenn man ihm eine vernünftige Wegbeschreibung gibt.«
    »Schluss jetzt!«, fuhr van Appeldorn ihn an. »Das dauert mir alles zu lange. Meinen Sie, wir haben sonst nichts zu tun? Ackermann, bring den Jungen zum Klo. Und in der Zwischenzeit, Herr Weller, erzählen Sie mir bitte, worum es eigentlich geht. Mit Ihren eigenen Worten.«
    Bis Gregor zurückkam, hatte van Appeldorn zumindest einen ersten Überblick bekommen.
    Der Junge besuchte die vierte Klasse der Liebfrauen Grundschule. Gestern war er auf dem Heimweg, gegen Viertel vor eins, von drei Jugendlichen an der Spyckstraße in ein Gebüsch gezerrt und brutal zusammengeschlagen und getreten worden. Die Täter waren alle schwarz gekleidet und maskiert gewesen.
    »Wie denn maskiert?«, wollte van Appeldorn von Gregor wissen.
    Der Junge sah kurz seinen Vater an. »Schwarze Motorradmützen«, antwortete er unsicher.
    Weller holte ungeduldig Luft. »Nach Gregors Beschreibung kann es sich nur um wollene Motorradmützen gehandelt haben, die lediglich die Augenpartie freiließen.«
    »Und du meinst, es waren Jugendliche«, fuhr van Appeldorn fort. »Woher weißt du das?«
    »Die sahen so aus«, meinte der Junge unbestimmt.
    »Haben die was zu dir gesagt?«
    »Ich weiß nicht mehr ...«
    »Warum haben deine Klassenkameraden dir nicht geholfen?«
    »Die waren schon weg. Die sind immer alle mit dem Fahrrad.«
    »Ich sagte Ihnen doch schon, dass es keine Zeugen gibt.« Weller wurde laut. »Ich habe gestern mit allen Mitschülern und deren Eltern gesprochen. Selbstverständlich auch mit der Schulleitung und dem Hausmeister.«
    »Sach uns doch noch ma’ genau, wie die Typen ausgesehen haben? Ich hab dat eben nich’ mitgekricht. Waren dat alles Jungs?« Ackermann war dicht an das Kind herangerückt.
    »Ich glaube wohl.«
    »Un’ wo kamen die her? Hatten die ein Auto oder ’ne Mofa?«
    »Ich weiß nicht. Die standen da ...«
    Sie kamen nicht weiter.
    »Nun gut«, meinte van Appeldorn eine Viertelstunde später. »Wir kümmern uns darum und melden uns dann bei Ihnen.«
    »Wenn ich bis Montag nichts von Ihnen gehört habe, sehen Sie mich wieder!«, verabschiedete sich Weller.
    »Davon gehe ich aus«, antwortete van Appeldorn, aber das hörte der Lehrer schon nicht mehr.
    Ackermann rieb sich die langen Bartzotteln. »Wat is’ dat denn für ’n Arschloch? Wenn der dat Kind ma’ nich’ selbs’ vertrimmt hat.«
    »Und dann kommt der bei uns angewackelt? Glaub ich nicht.«
    »Dat weiß man nie. Bei so einem könnt’ ich mir sons’ wat vorstellen. Manchen müsstet verboten werden, Kinder zu kriegen, echt.«
    »Ich weiß nicht«, grübelte van Appeldorn. »Der Junge spurt wenigstens, was ich von meinen Blagen nicht behaupten kann.«
    Ackermann starrte ihn entgeistert an. »Meinste dat ernst, Norbert?«
    »Rate mal.«
    3
    »Ej, Giltjes, tu mal ’ne Zigarette am Start«, rempelte sein Banknachbar ihn an.
    »Schnauze!«
    »Spinner! Du und Kaufmann, ihr wolltet doch gestern ...«
    »Boah, Dickmanns, halt die Fresse!«
    Was für eine Kacke! Sein Alter war total durchgetickt, als die Bullen ihn diese Nacht zu Hause abgeliefert hatten. Und heute Morgen hatte der ihn selbst zur Schule gebracht und wollte ihn auch nachher wieder abholen, direkt

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