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Adelshochzeit 2

Titel: Adelshochzeit 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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fuhr sie den rußgeschwärzten Mann an, der auf der Schwelle stand, „meine Angestellte hat Ihnen bereits erklärt, dass wir nichts bestellt haben. Ich fürchte, Sie sind hier falsch.“
    „Nö, bin ich nicht.“
    „Und ich versichere Ihnen, dass Sie es sind!“, rief Helen ungehalten. „Ich habe Ihr Geschäft niemals aufgesucht.“
    „Bin aber bezahlt worden.“
    „Selbst in dem Fall“, mit dem Zeigefinger wies Helen auf einen Haufen prall gefüllter Säcke, die vor dem Eingang standen, „sind diese Kohlen ganz gewiss nicht für mich. Also sehen Sie gefälligst in Ihren Unterlagen nach.“
    Der Mann steckte eine rußverschmierte Hand in die Tasche und hielt Helen ein zerknittertes Stück Papier hin. „Was steht’n hier?“, fragte er gebieterisch.
    Helen legte den Kopf schief, um die gekritzelte Adresse zu entziffern. „Es muss noch ein Westlea House geben …“
    „Nich’ in diesem Viertel nich’.“ Der Mann tippte mit dem Finger auf das Papier und hinterließ einen schwarzen Abdruck. „Da steht’s … gucken Sie doch hin.“
    In diesem Augenblick kam Helen ein Gedanke. Sie nahm den Zettel und untersuchte ihn nach weiteren Hinweisen. „Hat vielleicht ein gewisser Mr. Kingston diese Lieferung veranlasst?“
    „Könnt’ schon sein, jedenfalls hat der Gentleman bar bezahlt.“ Ein breites Grinsen ging über das rußgeschwärzte Gesicht. „Das is’ uns genug. Da fragen wir nich’ weiter. Wo soll’n die Säcke hin? Ich muss noch woanders was liefern, wissen Sie.“
    „Da kommt George“, flüsterte Charlotte. „Er muss gerade in großzügiger Stimmung gewesen sein, und nun will er sich offenbar vergewissern, dass die Kohlen auch geliefert wurden.“
    Tatsächlich kam die sportliche Kutsche ihres Bruders soeben hinter dem Fuhrwerk des Kohlehändlers zum Stehen. „Ja, wirklich“, sagte Helen und schüttelte verblüfft den Kopf. Noch nie hatte ihr Bruder ihnen auch nur ein Scheit Holz oder ein Päckchen Tee geschickt, geschweige denn eine solche Menge Kohlen. Bei allem und jedem hatte sie betteln müssen, bevor er sich überreden ließ.
    „Offenbar gibt es für alles ein erstes Mal. Du liebe Güte! Ich hoffe, er ist nicht gekommen, um sein Geld zurückzuverlangen“, sagte sie leise und nur halb im Scherz. „Wahrscheinlich war er ein wenig angeheitert, als er sich zu dieser menschenfreundlichen Tat hinreißen ließ.“ Sie wies Betty an, dem Händler zu zeigen, wo er die Säcke hinbringen sollte, während sie und ihre Schwester in den Salon gingen, um ihren Bruder zu empfangen.
    George hatte kaum den Raum betreten, die Hand noch auf den Knöpfen seines Rocks, da fuhr Helen ihn schon an: „Wie konntest du nur so etwas Dummes tun und die Kohle im Voraus bezahlen, George? Ist dir nicht der Gedanke gekommen, dass wir die Hälfte des Geldes besser für Lebensmittel hätten gebrauchen können? Kohle ist nämlich leider nicht essbar. Und ich bin sehr gut in der Lage, selbst für unsere Bedürfnisse zu sorgen, weil ich im Unterschied zu dir weiß, was wir am dringendsten benötigen. Wenn du den Betrag mir gegeben hättest …“
    „Wovon in Gottes Namen redest du da?“, verlangte George zu wissen. „Falls du glaubst, diese Kohlen seien auf meine Veranlassung hin gebracht worden, irrst du dich gewaltig.“
    Helen war zunächst stumm vor Erstaunen, dann bestürzt. Hastig wollte sie zur Tür eilen. „Ich wusste doch, dass es die falsche Adresse sein muss.“
    George hielt sie am Ärmel fest. „Das bezweifle ich, und wenn es tatsächlich so wäre, trägt dieser Bursche die Schuld und nicht du.“
    Mit Unbehagen registrierte Helen das zufriedene Funkeln in den Augen ihres Bruders, und als er lächelte, wurde ihr noch mulmiger zumute. „Weißt du etwas über diese Sache, was du mir besser sagen solltest, George?“
    George knöpfte seinen Rock auf, um ihn auszuziehen. Aber plötzlich schien ihm die Kälte im Raum bewusst zu werden, und er ließ von seinem Vorhaben ab. Er legte Hut und Handschuhe auf den Tisch und teilte Helen mit: „Sir Jason Hunter war neulich bei mir.“
    Helen spürte, wie sie unter seinem vielsagenden Blick errötete. Auch Charlotte sah sie erstaunt an. Ihre Schwester wusste nichts von ihrem Treffen mit Sir Jason.
    „Mr. Goode und seine Schwester sind hier, Ma’am.“ Betty stand in der offenen Tür.
    Charlotte lächelte erfreut, ohne zu merken, dass ihr Bruder einen leisen Fluch ausstieß. George hegte eine Abneigung gegen Philip, die er dem jungen Mann gegenüber auch stets

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