Adelshochzeit 2
unverhohlen zeigte.
Sobald er das Zimmer betreten hatte, verbeugte Philip sich galant vor den beiden Damen und schritt dann auf George zu und reichte ihm die Hand. „Wir sind uns seit einer ganzen Weile nicht mehr begegnet, Sir. Es freut mich, Sie wiederzusehen.“
Ohne besondere Begeisterung schüttelte George ihm die Hand, legte dann allerdings umgehend so viel Entfernung zu Philip Goode ein, wie er konnte, und stellte sich vor den kalten Kamin.
Philip allerdings ließ sich nicht von seinem Benehmen beirren, sondern machte ihn mit seiner Schwester Anne bekannt. George rang sich für das unscheinbare junge Mädchen die Andeutung einer Verbeugung ab und trommelte dabei mit den Fingern auf den Kaminsims.
Anne Goode blinzelte leicht brüskiert über diese Unhöflichkeit, aber Philip nahm ihren Arm und tätschelte ihn beschwichtigend, immer noch ein Lächeln um die Lippen.
Helen sagte hastig: „Wie schön, Sie beide zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass Sie heute vorbeikommen wollten.“ Sie warf Charlotte einen fragenden Blick zu, unter dem das Mädchen errötete.
Philip mochte sich ja durch Georges üble Laune nicht aus der Fassung bringen lassen, es war ihm allerdings unmöglich, angesichts der Betroffenheit seiner Angebeteten still zu bleiben. „Oh, wir hatten nichts abgemacht“, beeilte er sich zu versichern. „Anne und ich dachten nur, wir schauen kurz vorbei und fragen, ob Ihre Schwester mit uns ausfahren möchte. Es ist sonnig heute und sogar recht warm.“ Er sah Charlotte erwartungsvoll an, die erfreut nickte. Dann wandte Philip sich galant an Helen. „Und Sie, Mrs. Marlowe?“
„Vielen Dank.“ Helen lächelte verständnisvoll. „Aber ich muss mich um einige unaufschiebbare Angelegenheiten kümmern.“ Ihr Blick ruhte kurz auf ihrem flegelhaften Bruder. „Hol du ruhig deinen Mantel und geh“, wandte sie sich an Charlotte. „Es gibt keinen Grund, warum du den Nachmittag zu Hause bleiben solltest.“
Ihre Schwester ließ sich nicht länger bitten und eilte beschwingt aus dem Raum.
Nachdem sie hinausgegangen war, holte Philip tief Luft, warf George einen unsicheren Blick zu und straffte entschlossen die Schultern. Mit einem Nicken löste er sich von seiner Schwester und trat auf George zu.
Helen zog Anne in eine freundliche Unterhaltung, während sie gleichzeitig mit einem Ohr auf die ernsten Worte des jungen Mannes horchte.
„Ich wollte Sie fragen, Sir, ob Sie mir erlauben würden, Ihnen einen Besuch abzustatten“, begann Philip mit leicht zitternder Stimme. „Ich beabsichtige schon seit einer ganzen Weile, Sie in einer Angelegenheit zu sprechen, die mir sehr am Herzen …“
George stieß sich vom Kaminsims ab, an dem er lässig gelehnt hatte, und unterbrach Philip kühl. „Sie können mich in meinem Klub finden, Sir, und zwar an den meisten Nachmittagen.“
Die unverhohlene Abfuhr ließ Philip bis zu den Haarwurzeln erröten. Er brachte eine steife Verbeugung zustande und wandte sich um. In diesem Moment kam Charlotte durch die Tür. „Ich bin fertig. Wollen wir aufbrechen?“ Ihr Lächeln verblasste, als sie Philips Miene sah und erkannte, dass irgendetwas nicht stimmte.
Nachdem die Eingangstür hinter den drei jungen Leuten ins Schloss gefallen war, ging Helen unverzüglich zum Angriff über. „Ich kann nicht glauben, wie unhöflich du dich Philip gegenüber gebärdest. Selbst für deine Verhältnisse war dein Betragen unentschuldbar, George.“
„Und ich kann nicht glauben, dass der Mann die Unverschämtheit besitzt, mich zu Hause stören zu wollen, um mich um die Hand meiner Schwester zu bitten. Er ist doch ein jämmerlicher Habenichts. Man muss ihn nur ansehen, um das zu erkennen!“ Gereizt lachte George auf. „Hast du seine Manschetten gesehen? Völlig verschlissen.“
„Wie diese, meinst du?“, fuhr Helen ihn an und zeigte ihm ihre eigenen Ärmel. „Ich schäme mich für dich, George. Manchmal sogar so sehr, dass ich nicht einmal vor mir selbst eingestehen möchte, dass du mein Bruder bist. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich dich überhaupt mag.“
George sah sie finster an. „Ich will nicht, dass unsere Schwester Philip Goode wiedersieht. Mach ihr das klar, sonst werde ich es ihm klarmachen. Und wie du ja schon festgestellt hast, bin ich nicht geneigt, besonders zimperlich mit dem Kerl umzugehen.“ Georges Gesicht war rot vor Zorn, als er hinzufügte: „Ich habe die Last zweier undankbarer Schwestern gründlich satt, die sich von mir bis in alle
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