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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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ein, und ich nahm meinen Gehstock und stieg die Treppen hinunter zur Küche.
    Dort brannten zwei Öllampen, und in deren Licht säuberte Tabitha langsam und geduldig den Raum von verschüttetem Wein und Urin und Sperma und weggeworfenen Kaninchenknochen.
    Ausgestreckt auf drei Stühlen lag Cattlebury, gleichgültig gegen alles und schnarchend wie ein Bluthund. Ich starrte ihn an und sah, dass sein Hals fast entzweibrach, weil sein Kopf so schwer auf dem Sitz des einen Stuhls lastete, und plötzlich hatte ich Mitleid mit diesem Hals und mit dem Menschen Cattlebury, und ich sagte zu Tabitha: »Hilf mir, ihn hochzuheben, wir bringen ihn in sein Bett.«
    Wir trugen ihn, mühsam und mit Pausen, in sein kleines Zimmer, legten ihn hin und deckten ihn gegen die kalte Nacht gut zu. Ich blickte in sein fettes, zerstörtes Gesicht und dachte an all die feinen Speisen, all die Gulaschgerichte und Früchtebrote und Taubenpasteten und Milch-Poshottes und Minztörtchen, die er zubereitet und die mich so lange am Leben gehalten hatten. Und ich streckte den Arm aus und berührte seine Stirn und ließ die Hand einen Augenblick dort ruhen, bevor ich ging.

37
    Am folgenden Tag gab ich Tabitha einige Münzen und schickte sie ins Dorf Bidnold, sie solle mir Pferd und Wagen mieten, denn ich konnte auf meinem geschwollenen Knöchel kaum noch zehn Schritte weit humpeln.
    Das Pferd, das sie bekommen konnte, war eine schwache, langsame Stute, die sich nicht in einen Trab peitschen ließ, und so wurde es eine müde Reise, aber es kümmerte mich nicht besonders. Ich hatte nur eine einzige Aufgabe im Sinn.
    Ich erreichte das Haus des Totengräbers gegen zehn Uhr. Er hieß Blunt und war ein ungehobelter Mann, ohne Höflichkeit und Anmut. Und so war mein Handel mit ihm auch kurz und schmerzlos, denn ich hielt mich an sein Vorbild.
    Ich hielt ihm einfach eine Geldsumme von fünf livres vor seine harten kleinen Augen und sagte: »Ihr kennt mich, Totengräber Blunt, und wisst, dass ich ein Mann bin, der sein Wort hält. Ich erkläre hiermit meine Verwandtschaft mit einem gewissen William Gates, der nach seinem Tod im Dezember, als ich nicht in England war, versehentlich in die Gemeindegrube geworfen wurde.«
    »Verwandtschaft?«, sagte Blunt. »Was für eine Art Verwandtschaft kann ein armer Mann denn wohl mit euch haben?«
    »Er war kein armer Mann«, sagte ich. »Er war zwanzig Jahre lang mein ehrlicher, gottesfürchtiger und hart arbeitender Diener, und ich habe ihn sehr gern gehabt. Und ich wünsche, dass er in einem ordentlichen Grab liegt. Ich werde für das Ausgraben und für einen Grabstein zahlen. Alles, was ich von Euch verlange, ist, dass Ihr Euch heute Männer sucht, die ihn aus der Grube holen und ein Grab für ihn aufdem Kirchhof schaufeln. Ich werde ihre Arbeit überwachen.«
    Als Blunt murmelte, da müsste ich aber zuerst den Küster fragen, steckte ich das Geld wieder weg und sagte: »Ach so, ich soll also ihm die fünf livres geben?«
    »Nein, nein«, sagte Blunt und blickte ängstlich auf das Geld, »aber so ist das Verfahren . Niemand darf ohne Unterschrift des Küsters aus der Grube geholt werden, die Unterschrift des Totengräbers genügt nicht …«
    Zehn livres also: fünf für Blunt und fünf für den Küster für eine schriftliche Genehmigung. Nachdem er sich mit diesem Stück blanken Raubs einverstanden erklärt hatte, sagte Blunt: »Und Ihr müsst Euch selbst die Männer zum Graben suchen, Sir, ich kann niemanden, den ich kenne, um diese Arbeit bitten.«
    »Wollt Ihr damit etwa andeuten, dass solche Männer, obgleich die Angelegenheit die Kirche betrifft und in Eurer Gemeinde stattfindet, eher meinem Befehl folgen als Eurem?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Ich will andeuten, dass überhaupt niemand es machen wird.«
    Während die Genehmigung mühselig geschrieben und beglaubigt wurde, begab ich mich zu dem Schreiner und Sargtischler, Mr. Shanks, und kaufte einen Sarg, »gefertigt für einen kleinen Mann oder eine Frau, nicht größer als ein Meter zweiundsechzig«, und legte ihn in den Pferdewagen. Die »gefertigten kleinen« waren die einzigen noch verfügbaren Särge, »denn die meisten, die sterben, Sir, außer Kinder«, sagte Shanks, »sind fetter, als sie einmal waren, und scheinen an dieser Fettleibigkeit zu sterben, und ich kann die Kisten gar nicht schnell genug zimmern«. Zu dem Sarg wurde mir auch ein wollenes Leichentuch mitgegeben, für das ich einen tollkühnen Preis zu zahlen gezwungen war, aber auch das

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