Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 2
verschreckte Frau auf, die sofort eifrig den Tisch abräumte.
„ Das ist Melissa! Sie ist seit zwei Monaten bei uns, da Kati schwanger war. Die Kati hat sich von so einem deutschen Auswanderer, der hier ein Geschäft hatte, das Pleite ging, schwängern lassen. Wie dumm die Frauen doch manchmal sind! Zudem war er auch noch verheiratet und hatte schon zwei Kinder. Aber Melissa kann nicht mehr schwanger werden, “ flüsterte sie und schaute der armen Frau hinterher, die hier hoffentlich gut bezahlt wurde.
In mir stiegen wieder die alten Gef ühle auf; ich gehörte irgendwie nicht in diese Familie. Meine Eltern waren mir zu dekadent und zu oberflächlich. Aber ich wollte mich zusammen nehmen; wenigstens für eine Woche konnte ich mir ja wohl mal auf die Zunge beißen.
„ Was wollen wir denn heute machen?“, fragte Mutter mich und schaute auf meine abgeknabberten Fingernägel.
„ Kaust du immer noch an den Nägeln? Selina, in deinem Alter! Da gibt es doch Mittelchen. Ich kenne da auch einen Pflanzensaft, den kann man sich darauf…“
„ Babs, bitte! Lass Selina doch erst mal ankommen!“, mischte sich Vater ein, was neu war. Er war ja richtig mutig geworden. Dass er sich meiner Mutter wiedersetzte, fand ich toll und ich warf ihm einen lieben Blick zu. Mit ihm könnte ich mich ja anfreunden, aber meine Mutter…
„ Ja, jeder hat ein Laster. Dafür rauche ich nicht und nehme keine Drogen. Ihr baut hier doch nicht etwa Hanf an?“, versuchte ich lustig zu sein, obwohl ich mich sehr über Mutter ärgerte.
„ In dreißig Minuten kommt unser Qi Gong Lehrer. Möchtest du in der Zeit am Pool liegen? Danach könnten wir eine Tour über die Insel machen?“, fragte Mutter und schaute auf Melissa, die die letzten Krümel vom Tisch fegte.
„ Das können wir gerne machen“, sagte ich freundlich, denn ich wollte Mutter nicht schon am Anfang enttäuschen.
Ich verzog mich in das blaue Zimmer, schaute mich um und entdeckte ein paar Kinderfotos von mir. Vertr äumt dachte ich an meine Kindheit zurück, die eigentlich sehr schön gewesen war. Mutter und Vater hatten immer wenig Zeit für mich gehabt, aber sie hatten stets versucht mich zu beschäftigen; hatten mir alles gekauft, was ich mir wünschte und ein schönes Heim zur Verfügung gestellt. Sauer war ich auf sie gewesen, da sie mir kein Geschwisterchen geschenkt hatten, obwohl ich mir so sehr eins gewünscht hatte. Vielleicht hatte Mama ja keine Kinder mehr nach mir bekommen können oder vielleicht hatte Vaters Sperma nichts getaugt. Ich hatte nie mit meinen Eltern über den Grund gesprochen.
Ich zog einen Bikini an und cremte mich dick mit Sonnencreme ein; setzte meinen überdimensionalen Strohhut auf und suchte mir eine Liege im Schatten aus. Melissa kam sofort und brachte mir ein großes, flauschiges Badehandtuch und noch ein kleineres Tuch zum Abtrocken. Sie redete kaum und war sehr schüchtern, daher ließ ich sie in Ruhe. Mama und Paps waren nicht zu sehen. Ich genoss die Ruhe, die Sonne und die Lage; schaute mir den Garten, das Haus, den Pool an und atmete die gute Luft ein. Dann schloss ich die Augen und mir kam Fin vor die geschlossenen Lider. Sein Kuss vom Vorabend war schon nett gewesen. Heute würde ich keine Zeit finden mich mit ihm zu treffen. Vielleicht könnte ich mich morgen von meinen Eltern trennen, ohne dass sie enttäuscht wären. Ich holte mein Handy aus der Strandtasche und checkte meine Post. Keine Mail von meinen Männern; das war ein gutes Zeichen. Keine Mail von Fin, das war ein schlechtes Zeichen. Hoffentlich war er nicht sauer, dass ich jetzt nicht mehr viel Zeit für ihn hatte? Ich schrieb ihm eine SMS: „Hallo Fin, es tut mir leid, dass ich heute keine Zeit für dich habe, aber meine Eltern haben einen Ausflug mit mir vor. Morgen werde ich dann versuchen frei zu bekommen. Der Abend war gestern sehr nett! Liebe Grüße Selina“
Kaum hatte ich die SMS getippt, erschienen meine Eltern mit poppigen Sportklamotten. Papa und Mama in rosa. Beide hatten noch eine gute Figur. Mama war fast ein bisschen mager und hatte zu viel Farbe im Gesicht. Die Sonne hatte ihre Spuren hinterlassen, denn ihre Haut war faltig.
Hinter ihnen erschien der Trainer, ein echter Asiate, der klein und gut durchtrainiert war. Alle schauten kurz in meine Richtung und der Lehrer warf mir ein paar Worte zu, die ich nicht verstand. Die drei tippelten einige Treppen hinunter und verschwanden auf dem großen Grundstück hinter Bäumen, so dass ich sie nicht mehr sehen
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