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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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du lieber Mensch. Und du brauchst auch nicht aufzuwachen, schlafe, schlaf nur… Wenn du aufwachst, wirst du dich auch so hinhocken, unter der Decke und wirst zittern, wie ein Rabe auf einem vereisten Baumstumpf. Ach, diese Nacht, diese Finsternis, das Letzte, das Ende…‹
    Er hatte nicht einmal mehr Lust, die Augen zu schließen, und so saß er und blickte auf irgendeinen aufblinkenden Nagelkopf… Eine große Gleichgültigkeit überkam ihn, es nahte das Nichtsein….
    So verging ein unermeßlich langer Zeitraum.
Da ertönten merkwürdige Geräusche: ein unregelmäßiges Klopfen, die Laute von Berührungen irgendwelcher Körper mit der eisernen Außenhülle des Eies.
Gussew öffnete die Augen. Das Bewußtsein kehrte zurück, er begann zu horchen: der Apparat schien sich durch eine Ansammlung von Steinen und Schotter zu bewegen. Irgend etwas drückte gegen die Wand und kroch darüber hinweg. Es schurrte und raschelte. Da, jetzt schlug etwas gegen die andere Seite: der Apparat begann ganz stark zu zittern. Gussew weckte Losj. Sie krochen zu den Ausgukken und beide schrien gleichzeitig auf.
Ringsum, im Dunkel, erstreckten sich Felder von Splittern, die wie Diamanten glitzerten. Steine, Felsbrocken, Facetten von kristallinischen Formen flimmerten in stechenden Strahlen. Hinter diesen in eine ungeheure Weite sich ausdehnenden diamantenen Feldern hing die Sonne mit zotteligen Rändern in der schwarzen Nacht.
»Wahrscheinlich passieren wir den Kopf eines Kometen«, sagte Losj im Flüsterton. »Schalten Sie die Rheostate ein. Wir müssen herauskommen aus den Feldern, sonst reißt uns der Komet mit zur Sonne.«
Gussew kletterte zu dem oberen Guckloch hinauf, Losj stellte sich an die Rheostate. Die Aufschläge gegen die Hülle des Eies wurden häufiger und stärker. Gussew schrie von oben herunter. »Sachte – rechts ist ein Brokken… Geben Sie volle Fahrt!… Ein Berg, ein Berg kommt angeflogen… Wir sind vorbei… Volle Fahrt, volle Fahrt, Mstislaw Sergejewitsch!«

Die Erde
    Die diamantenen Felder waren die Durchgangsspuren eines im Weltenraum umherirrenden Kometen. Lange Zeit mußte sich der Apparat, der in die Sphäre seiner Anziehungskraft geraten war, zwischen den himmlischen Steinen hindurchzwängen. Seine Geschwindigkeit vergrößerte sich ständig, jetzt wirkten nur noch die absoluten Gesetze der Mathematik – ganz allmählich änderte sich die Flugrichtung des Eies und der Meteoriten: es bildete sich ein immer breiter werdender Winkel. Der golden glänzende Nebelfleck, der Kopf des unbekannten Kometen und sein Schweif, die wirbelnden Massen der Meteoriten, rasten in der Hyperbel – der hoffnungsvollen Kurve – weiter, um, nachdem sie die Biegung um die Sonne vollbracht hatten, für immer im Weltall zu verschwinden. Die. Flugkurve des Apparats näherte sich jetzt immer mehr der Ellipse.
    Die fast nicht mehr realisierbare Hoffnung einer Rückkehr auf die Erde erweckte Losj und Gussew zu neuem Leben. Sie blieben nun ununterbrochen an den Ausgucken und beobachteten den Himmel. Die Sonne erwärmte den Apparat so stark auf der einen Seite, daß sie gezwungen waren, einen Teil der Kleidung abzuwerfen.
    Jetzt waren die diamantenen Felder weit unter ihnen zurückgeblieben: sie erschienen nur noch als Fünkchen, wurden dann zu einem weißlichen Nebelfleck und verschwanden. Und da entdeckten sie in einer ungeheuren Entfernung den Saturn mit regenbogenfarbig schillernden Ringen, umgeben von seinen Trabanten.
    Das Ei, das in das Schwerefeld eines Kometen geraten war, kehrte in das Sonnensystem zurück.
    Eine zeitlang wurde das Dunkel von einer leuchtenden Linie durchschnitten. Doch bald verblaßte auch diese und erlosch. Es handelte sich um die Asteroiden – unzählige kleine Planeten, die in Schwärmen rings um die Sonne wanderten. Ihre große Anziehungskraft wirkte sich noch stärker auf die Krümmung der Flugkurve des Eies aus. Schließlich erblickte Losj durch einen der oberen Ausgukke eine merkwürdige schmale, die Augen blendende Sichel – das war die Venus. Fast zur gleichen Zeit begann Gussew, der seinen Beobachtungsposten an einem anderen Ausguck hatte, fürchterlich zu schnaufen: schwitzend und rot im Gesicht drehte er sich um.
    »Sie ist es, bei Gott, sie!….«
In der schwarzen Finsternis strahlte warm eine silbernbläuliche Kugel. Daneben leuchtete in noch hellerem Licht eine andere, winzigkleine Kugel, nicht größer als eine Johannisbeere. Der Apparat raste in einer Richtung, die ein wenig seitlich an

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