Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
Vom Netzwerk:
Gartenparty als für ein langes Wochenende auf einem verarmten Bauernhof.
    »So bald hatte ich dich noch gar nicht erwartet«, sagte sie.
    Sie zog zwar die Nase kraus, machte aber keine Bemerkung über mein Äußeres. Sie hatte einen Koffer, den ich nahm.
    »Bin mitten in der Arbeit«, sagte ich erklärend und zeigte auf meinen Pullover, der voller Mist klebte.
    »Tatsächlich?« antwortete sie und machte große Augen, »Ist das keine Tracht der hiesigen Gegend?«
    Wir kamen bei dem Kleinlaster an, und ich machte ihr die Tür auf. »Das Auto ist zur Reparatur«, berichtete ich.
    Sie nickte. »Ich habe mir auch nicht vorgestellt, daß dies eure erste Wahl darstellt.«
    »Die Aussicht ist allerdings viel besser von dem Kleinlaster«, versuchte ich zaghaft einzuwenden und bemerkte gleichzeitig, wie dreckig die Sitze waren. »Man kann prima über die Hecken hinwegsehen und so...«
    »Seit ich dich das letzte Mal gesehen habe, hast du dich sehr verändert«, sagte sie freundlich. »Du hast jetzt irgend etwas Besonderes an dir — vielleicht ist es das After-Shave?«
    Von ihrem Humor war ich überhaupt nicht beeindruckt. »Mist ausgefahren. Mein erster Versuch. Ausgezeichnetes Zeug zum Düngen der Weiden.«
    »Oh, du hast davon auch was auf Gras verteilt?« erwiderte sie.
    Es wurde jetzt höchste Zeit, das Thema zu wechseln. »Du siehst älter aus, als ich dich in Erinnerung hatte«, sagte ich sehr galant zu ihr. »Bist du kränk gewesen?«
    »Bauernlümmel mit schlechten Manieren«, erwiderte sie lachend.
    Als wir in Egerton eintrafen, zögerte mein trügerisches und falsches Weib keine Sekunde zu entscheiden, wessen Partei sie ergreifen wollte. Wie aus dem Ei gepellt sah sie aus in ihren frisch gewaschenen Jeans und einem Pulli. Außerdem hatte sie offensichtlich auch noch die Zeit gefunden, schnell ein Bad zu nehmen, während ich den Besuch abholte.
    »Er läuft ständig so herum«, sagte sie im Anschluß an den üblichen Austausch von Begrüßungsworten. Sie erhielt auch noch Unterstützung von den Kindern, die gerade aus der Schule heimkamen und sich ostentativ die Nasen zuhielten.
    »Du Ärmste«, sagte unsere Besucherin. Dann gingen beide ins Haus und ließen mich draußen stehen.
    Thomas hatte für heute mit der Arbeit aufgehört und war bereits fort. Er wollte am nächsten Morgen wiederkommen. Ich stellte den Traktor weg und schlich mich ungesehen ins Haus, um schnell ein Bad zu nehmen.
    Als ich die Treppe wieder runter kam, sah ich die beiden Frauen in der Küche das Abendessen vorbereiten. Paulina hatte sich umgezogen und trug nun grüne Cordhosen und darüber einen bestickten Arbeitskittel.
    »Ah,« sagte sie voller Überraschung über meinen Anblick und bot mir eine kühle Wange, als ich mich zu ihnen gesellte. »Ich habe gar nicht gerochen, daß du hereinkamst...«
    Trotz der Anwesenheit unseres Gastes und der Kommentare machten Thomas und ich mit unserem Mistfahren weiter. Nach fünf Arbeitstagen hatten wir über die Hälfte des dreißig Hektar großen Farmlandes gedüngt. Zwei Wochen später hatte das Gras bereits die Merkmale unserer Arbeit überwuchert, aber während des ganzen Jahres war die Wirkung noch zu bemerken. Auch wenn die Weiden noch so kahl gefressen wurden, immer wuchs das Gras dicht, grün und kräftiger als zuvor nach.

Frühes Gras und eine verspätete Geburt

    D as Rad für die Arbeit draußen auf den Feldern begann sich zu drehen: zunächst nur ganz langsam, fast unmerklich wurde es schneller, bis schließlich die Ereignisse überstürzend auf uns eindrangen. So war es auch mit dem Gras. Tagtäglich rannten wir bis an das Tor der fünf Hektar großen Weide, um hinüberzuspähen, ob es für uns soweit war.
    Gegen Ende April war das Gras etwa zehn Zentimeter hoch. Genau die richtige Länge für Kühe, damit sie es um die Zungen wickeln und dann ins Maul ziehen konnten. »Ein hübscher kleiner Happen«, pflegten die Einheimischen zu sagen.
    Doch obgleich wir schon ganz ungeduldig waren, die Kühe endlich ins Freie zu lassen, war der neue Wuchs zu kostbar, um unseren vierbeinigen Versorgern zu gestatten, es ohne Einschränkungen abzugrasen. Wenn man ihnen keine Begrenzung auferlegte, so daß sie überallhin konnten, wanderten sie kreuz und quer herum, um die besten Stellen herauszupicken, und zertrampelten dabei mehr, als daß sie fraßen.
    Das Grasen nach Abschnitten war daher die beste Lösung. Daher holten wir unseren elektrischen Zaun wieder hervor, der im letzten Herbst verstaut worden

Weitere Kostenlose Bücher