Die fuenf Hueter - Die Einheit zerbricht
Die fünf Hüter
Die Einheit zerbricht
In schnellem Galopp jagte Pamoda mit seiner Fuchsstute über die Wiesen. Die Blütenpracht der Bäume entfaltete sich gerade mit voller Kraft, doch der Ritter hatte keine Zeit, all die Schönheiten der Natur zu bewundern. Das Schlimmste, was dem Reich hatte passieren können, war geschehen. Prinz Helur, der Thronerbe von Solaras, war tot.
Pamoda trieb sein Pferd weiter an, nahm eine Hecke im Sprung und atmete erleichtert auf, als er endlich das Tal durchquerte. Das Schloss war schon in Sicht. Er hatte gerade den Zufahrtsweg erreicht, als sich auch schon die Tore für ihn öffneten. Mit rasanter Geschwindigkeit ritt er über die Zugbrücke und sprengte durch das Tor. Zum ersten Mal nahm er auf seine geliebte Stute keine Rücksicht, und der harte Schlag der Hufe hallte in den Mauern des Schlosses wider.
Im Innenhof angekommen, sprang der Ritter sogleich vom Pferd und warf dem herbei eilenden Reitknecht die Zügel entgegen. »Gut trockenreiben, abdecken und mit Hafer füttern«, befahl er, während er die Stufen zum Palasttor hinauf stürmte.
Wenige Minuten später kniete er vor König Faruns Bett und blickte besorgt in sein mit Schweiß bedecktes Gesicht.
»Pamoda, endlich!« Der König atmete schwer. »So habt Ihr die schreckliche Nachricht schon vernommen? Prinz Helur ist tot.« Er drückte dem Ritter die Hand und deutete ihm an, sich zu setzen. »Vor einer Stunde haben sie ihn mir gebracht. Es ist entsetzlich.«
»Wie ist das passiert?«, wollte Pamoda wissen. »War es ein Anschlag?«
König Farun richtete sich mühselig auf. »Kein Anschlag«, keuchte er. »Leichtsinn, purer Leichtsinn. Er bestieg Pratalos, das unbezähmbare Wildpferd. Er hätte es wissen müssen. Man fand ihn in der Nähe des Tieres. Bei dem Sturz schlug er mit dem Kopf auf einen Stein und starb an Ort und Stelle.« Keuchend ließ sich König Farun in die Kissen fallen. »Wie soll es jetzt weitergehen? Ich liege im Sterben, und mein einziger Sohn ist tot.« Er griff mit der Hand zu seinem Herzen. Schweiß rann von seiner Stirn. Sein Atem kam schnell und stoßweise.
Pamoda betrachtete ihn besorgt. Es galt jetzt, schnell zu handeln. »Ihr müsst auf der Stelle Prinzessin Eleon zu Euch rufen.« Der Ritter beugte sich über den König, doch Farun schüttelte unwillig den Kopf.
»Eleon wurde nicht für diese Aufgabe erzogen. Sie ist keine geeignete Königin für unser Reich. Seit ihrem fünften Lebensjahr lebt sie behütet bei König Meron und seiner Gemahlin. Sie weiß nichts über das Feenreich, aus dem sie stammt, und über das Land, in dem sie hätte aufwachsen sollen.«
»Wir haben überhaupt keine andere Wahl«, gab Pamoda seinem König zu bedenken. »Eleon ist jetzt die rechtmäßige Thronerbin. Nicht nur wir Hüter stehen ihr zur Seite, sondern auch der Orden des goldenen Herzens von Solaras. Was Solaras jetzt braucht, ist die Gewissheit, dass der Thron nicht in fremde Hände übergeht.« Pamoda drückte Faruns Hand. »Und mit etwas Glück und Makuts Heilfähigkeiten bleibt Ihr uns als König noch lange erhalten.«
König Farun blickte Pamoda verzweifelt an. »Ich sterbe, das ist das Einzige, was ich mit Gewissheit sagen kann. Ich fühle schon seit längerer Zeit, dass es mit mir zu Ende geht. Und diese schreckliche Botschaft vom Verlust meines Sohnes hat mich völlig niedergestreckt. Jetzt, wo das Schicksal so grausam zugeschlagen hat, kümmert mich auch der Tod nicht mehr. Doch wie soll es weitergehen? Solaras braucht einen starken Thronfolger. Prinzessin Eleon ist dieser Aufgabe nicht gewachsen. Ihr stehen Herausforderungen bevor, die für eine junge Frau ganz unglaublich sind. Aber es sind nicht nur die Gefahren, die uns von außen bedrohen, auch innerhalb des Reichs warten Schwierigkeiten auf sie. Niemand in Solaras kennt sie. Es war nicht ihre Schuld, dass sie uns schon als Kind verlassen musste. Ich ...« König Farun schluckte und suchte nach Worten. »Damals schickte ich sie fort, um sie zu beschützen. Nun weiß ich, dass ich ihr mit dieser Entscheidung nur geschadet habe. Wie, Pamoda, soll das Volk einer fremden Prinzessin vertrauen?« Er schien einen Moment lang darüber nachzudenken, und seine Augen verklärten sich. »Ja, wenn bei ihrer Geburt unsere größte Hoffnung erfüllt worden wäre«, fuhr er fort, »dann könnte sie jetzt den Thron besteigen. Aber so.« Ein Husten schüttelte seinen Körper.
Pamoda reichte ihm einen Becher Wein. Er wusste, was der König meinte. Wenn
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