Ärger mit dem Borstenvieh
dann«, rief ich ihm zu und machte mich schnellstens aus dem Staube.
Am nächsten Morgen herrschte große Aufregung auf Egerton. Es sei denn, man will irgend etwas kaschieren, sollte man sein Vieh immer früh in die Gehege der Auktion bringen, damit eventuelle Käufer es sich in aller Ruhe anschauen können. Daher gingen John und ich zusammen mit den Kleinen so gegen zehn Uhr los, um die sechs auf den Weg hinauf zu führen. Sie sahen wirklich sehr gut aus. Alle waren Kreuzungen der Hereford-Friesen Rasse. Mindestens ein halbes dutzendmal hatten Vicky und Nick ihr schwarzweißes Fell gestriegelt, und großzügige Extrarationen an Futterkonzentrat hatten dem Fell einen gesunden Glanz verliehen.
Wir mußten fast zwei Kilometer zurücklegen, aber das war ein Kinderspiel. Ohne Schwierigkeiten marschierten die Rinder den Weg auf den mit Gras bewachsenen Rändern entlang, ebenso das kurze Stück auf der Hauptstraße bis hin zum Auktionsplatz. Freunde waren behilflich, sie in Gehege zu schaffen.
Alle waren anwesend. Old Jonathon, mit einer flachen Kappe und einem braunen Arbeitskittel, kam mit seinem Bruder, dem breitschultrigen Matthew, zu uns herüber.
»Was willst du für die haben?« fragte der letztere und stützte sich dabei auf seinen Stock aus Eschenholz. »Wetten, daß du sie nicht unter zweiundsiebzig Pfund hergibst?«
»Nun, das Geld könnten wir sehr gut gebrauchen«, entgegnete ich. Die beiden Brüder runzelten die Stirn. »Du darfst nie was verkaufen, bloß weil du’s Geld brauchst, Jacky. Du mußt dann verkaufen, wenn der Preis stimmt. Wenn du Geld brauchst, klau es oder lauf zur Bank; für Rinder geben die dir immer einen Vorschuß.«
John war inzwischen hinüber zum Büro, einem kleinen Holzschuppen, gegangen, um die Färsen einschreiben zu lassen. Er kam zurück bewaffnet mit einem Topf Leim, einem flachen Stück Holz zum Aufträgen sowie sechs runden Etiketten mit der Nummer elf drauf, die wir den Tieren auf den Rumpf kleben mußten.
»Das sind wirklich gute Rinder«, wiederholte Old Jonathon hartnäckig. »Sei nicht so dumm, sie für zu wenig Geld weggehen zu lassen.«
Mein Sohn legte sich ins Zeug, um ihn zu beruhigen: »Ich paß’ schon auf, daß er sich richtig benimmt, keine Bange.«
Unser Freund nickte, doch er war nicht zufrieden. Wie alle anderen war er über die Nachrichten von zu niedrigen Preisen besorgt. Denn kein Markt ist lediglich ein funktionierender Bestandteil in sich selbst. Die professionellen Händler, die bei Auktionen die Preisvorgabe machen, wissen immer genau Bescheid, wie die Dinge woanders liegen, und sie können es sich nicht leisten, gegen den allgemeinen Trend zu handeln. Vielmehr ziehen sie einen lebhaften Markt und Handel vor, wo sie dem Verkäufer einen anständigen Preis zugestehen können, der ihm einen vernünftigen Profit bringt.
Bereits von Anfang an war es offensichtlich, daß der Auktionator, Mark Boyce, nur einen zähflüssigen Ablauf an diesem Morgen erleben würde. Die ersten Posten gingen für Summen weg, die gemurmelte Bestürzung oder Ablehnung bei den Bauern hervorriefen, welche sich um die hölzerne Einzäunung geschart hatten.
Als die Reihe an unseren Verkaufsposten kam, waren die Verkaufschablonen bereits eingefahren. Mit fünfundfünfzig Pfund fingen die Angebote an — Old Jonathon ließ ein heftiges Schnauben vernehmen —, kletterten hinauf bis zu zweiundsechzig Pfund, blieben in der Luft hängen, krochen weiter bis auf Sechsundsechzig hinauf und erstarben dann.
»Nun?« fragte Boyce und blickte mich an. »Soll ich sie dafür losschlagen?«
»Kommt ja gar nicht in Frage!« rief Old Jonathon, bevor ich den Mund aufmachen konnte. »Nicht zu dem Preis. Er will verkaufen und nicht verschenken. Die geh’n wieder mit nach Haus.«
Lautes Gelächter in der Runde — Boyce wartete.
»Tut mir leid, aber ich verkaufe nicht«, bestätigte ich.
Wir waren nicht die einzigen Bauern, die an diesem Tag ihr Vieh wieder mit nach Hause nahmen.
Shirley kam uns aus der Küche entgegengelaufen. »Der Preis war nicht hoch genug«, erklärte ich ihr.
»Sind alles Diebe und Halsabschneider«, berichtete ihr Vicky.
John mußte lachen: »Old Jonathons Worte.«
Das Mittagessen verlief in ziemlich gedrückter Stimmung, aber als wir uns in Richtung Schule auf den Weg machten, wurde unsere Laune wieder besser. Dort lief der Handel prächtig. Überall wimmelte es von gesunden Kindern mit frischen Gesichern. Unser Spielzeugstand war bald leer. Das Schaukelpferd
Weitere Kostenlose Bücher