Ärger mit dem Borstenvieh
sicher einen teuflischen Sturm geben. Es liegt schon in der Luft...«
Sein Freund Howard stellte mit lautem Geklapper seine Teetasse ab. »Hört euch den mal an! Hier sitzt ein Bursche, der sonst nie weiß, daß Regen kommt, bis ihm die Jacke durchweicht. Hat wohl mal wieder den Wetterbericht der BBC angehört!«
»Bei uns da oben gibt’s keine Radios, alter Junge«, antwortete Aaron und machte ein miesepetriges Gesicht. »Arme Bergbauern können sich so was nicht leisten, so wie ihr reichen hier unten.«
Das war eine glatte Herausforderung.
»Hört euch das an!« polterte Howard los. »Und das bei all den Subventionen, die bei dir nur so hereinfließen. Ihr lebt dort oben wie die Maden im Speck, so wahr ich hier sitze.«
»Kriegen wir nun Regen oder nicht?« rief ich dazwischen, um die beiden voneinander abzubringen.
»Es wird verdammt viel werden«, erwiderte Stan mutlos. »Wie mit Eimern wird es gießen, alles platt auf den Erdboden drücken und dann abfließen. Was wir gebrauchen könnten — aber nicht kriegen werden —, sind zwei Wochen lang gleichmäßige Regenfälle während der Nacht und Sonnenschein am Tag.«
»Nun, was auch immer wir gern haben möchten, wir bekommen das, was kommt, und mit Sicherheit wird es nicht jedem recht sein«, sagte Howard.
»Mensch, Howard«, meinte Aaron in sarkastischem Ton, »du bist wahrhaftig so’n ganz Schlauer.«
Während der Heimfahrt im Old Lil wurde mir bewußt, was Stan so besorgt sein ließ. Die Sonne hatte das Land ausgedörrt und trocken gebrannt. Während unserer Großstadtzeit hätte Shirley sich ganz in ihrem Element gefühlt, eine Liege auf die Terrasse gezerrt und sich dort gesonnt. Doch jetzt wurde ich von Sorgen gequält, weil das Wetter zu gut war.
Bei meiner Ankunft arbeitete meine Frau im Garten; mit einer Handforke grub sie Löcher für die Pflanzen, die Freunde ihr geschenkt hatten. Sie stand auf und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Wie war’s auf dem Markt?«
»Alle beklagen sich über das trockene Wetter. Aaron glaubt, daß wir ein starkes Gewitter bekommen werden!«
»Das ist gut möglich. Die Luft fühlt sich an, als sei sie statisch aufgeladen.«
»Wie geht’s dem Kälbchen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht besser, eher noch schlechter.«
Während der letzten Wochen hatten wir ein krankes Kalb gepflegt. Es schien zwergwüchsig zu sein, zumindest wuchs es offensichtlich nicht. Auch nach sechs Wochen hatte es noch fast die gleiche Größe wie nach der Geburt. Shirley und die Kleinen flößten ihm tröpfchenweise die Milch ein und hegten es. Vitamin- und Hormonspritzen hatte der Tierarzt ihm gegeben, aber nichts schien anzuschlagen. Die meiste Zeit lag das Tierchen auf seinem Strohlager. Wenn man es hochhob, taumelte es auf zittrigen Beinchen umher. Besonders kummervoll war sein Zustand für Shirley, die sich am meisten um es sorgte.
In der Mitte des Vormittags des folgenden Tages brach der Sturm los. Bedrohlich verdunkelte sich der Himmel und wurde schiefergrau, wodurch der Berg sich wie aus Pappe ausgeschnitten davor scharf abhob. Wolken, wie aus Blätterteig geformt, tanzten um den Gipfel herum als wären es Luftballons, die man an Bändern festhielt. Auf den Weiden glitten die Schwalben ganz niedrig über das Gras; die Kühe suchten Schutz in der Nähe der Hecken, mit dem Hinterteil standen sie gegen den anschwellenden Wind gerichtet und erwarteten das Ungewitter.
Mit einem Feuerwerk brauste es los. Der Donner rollte am Berg entlang und dann über die Felder von Egerton, gleichzeitig schlugen in unmittelbarer Nähe Blitze ein, die ich sogar riechen konnte. Es gab viele Geschichten, die von Tieren berichten, welche vom Blitz erschlagen wurden, und so wurde ich unruhig beim Gedanken an die Sicherheit unserer kostbaren Herde.
Ich ließ den Strohballen fallen, den ich eigentlich dem kranken Kalb ins Gehege streuen wollte und ging mitten auf die Weide, um nachzusehen, ob ich irgendwie helfen konnte. Das war ein Fehler!
Wie eine Herde wilder Pferde kam der Regen das Tal entlang gestampft. Ich packte das Stroh und rannte auf das Gehege zu; bereits auf halbem Wege war ich bis auf die Haut durchnäßt. Regentropfen, die die Größe von Weintrauben hatten, platschten explosionsartig auf dem Betonboden und den Dächern auf. Von den Gebäuden schoß das Wasser wie Sturzbäche herab, viel zu gewaltig für die Dachrinnen.
Erleichtert schlug ich die Stalltür hinter mir zu. Das Kalb war zu schwach, um auch nur den Kopf zu
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