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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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schreiben, damit man einmal sähe, was eigentlich dahinter stecke.
    An diesem Abend hörte in der >Schmiede< Old Jonathon den Erklärungen des Tierarztes zu, aber am Schluß meinte er etwas unsicher: »Vielleicht ist das der Grund. Womöglich hat er recht. Du kannst’s ja mal ausprobieren. Aber denk dran — es muß ein Weißdorn sein.«
    »Und warum nicht irgendein anderer Baum?«
    Einige der anwesenden Männer warfen mir einen kurzen Blick zu, als ob ich nicht alle Tassen im Schrank hätte. »Weißdorn ist ein Wunschstrauch, Jacky. Weißt du das denn nicht?!« Alle schienen diese Erklärung für völlig ausreichend zu halten.

13

Der Rinderhandel bricht zusammen

    A ls ich an einem Abend in die >Schmiede< kam, ließ sich gerade ein großer Mann mit einem Stoppelbart und einer Art Cape aus Sackleinen um die Schultern über die Lage auf dem Viehmarkt aus. Jedem, der Lust hatte hinzuhören, erklärte er, daß der Markt zusammengebrochen wäre und die Politiker XY daran die Schuld hätten. Man brauche denen nur billiges Fleisch zu beschaffen, die Lage der Bauern wäre ihnen völlig egal.
    Der Wirt Griff, in Hemdsärmeln und hübscher Weste, hörte mit halbem Ohr dem Sprecher zu, während er seine Bücher aufs laufende brachte.
    »Hier, der Alec behauptet gerade, daß uns die Regierung alle ruiniert hat«, sagte er mit ernster Miene, wies mit einem Nicken in die Richtung des großen Mannes und klappte sein Buch zu, um mich zu bedienen.
    »Das stimmt. Der Handel mit Frankreich ist vorbei. Der Preis für Rinder ist bis in den Keller gefallen«, erwiderte der mit dem Cape.
    Nachdem er uns mit dieser erheiternden Nachricht beglückt hatte, trank er sein Glas aus, wünschte jedem gute Nacht und verschwand. Wir vernahmen noch das Motorbrummen seines Lastwagens, als er vom Parkplatz fuhr.
    »Der macht so von allem ein bißchen — Transport und Handel«, beantwortete Griff meine unausgesprochene Frage. »Ist was Wahres dran an dem, was er sagt. Aber genau das können wir jetzt nicht brauchen, wo doch in der nächsten Woche die Auktion hier bei uns stattfindet.«
    Die kleine Auktion, die auf der Straßenseite gegenüber der >Schmiede< abgehalten wurde, war so eine Art Barometer für das Leben in dieser Gegend. Über Generationen bereits hatten sich sowohl die Leute aus der direkten Umgebung als auch die weiter oben am Berg lebenden hier mit dem Notwendigen eingedeckt. Wenn das Vieh in den Auktionsring trabte, trug es meistens große Erwartungen unserer Freunde als unsichtbares Gepäck auf dem Rücken.
    Lebenswichtig für solche Art von Märkten war die Unterstützung durch die Einheimischen, falls sie gegen die Konkurrenz derjenigen, die in den umliegenden Städten abgehalten wurden, ankommen wollten. Früher waren sie durch die weiten Entfernungen geschützt gewesen, aber seit es Viehtransporter gab, hatte sich die Situation geändert. Allgemein fand meine Ankündigung großen Beifall, daß wir sechs einjährige Färsen, alle auf Egerton großgezogen, bei der nächsten Viehauktion zum Verkauf anbieten würden. Sicherlich ermutigende Worte, aber die Aussage des großen Mannes hatte einen Schatten darüber geworfen. John und ich hatten die sechs besonders verhätschelt, um sicherzustellen, daß sie zu gegebener Zeit am prächtigsten aussahen. Es war für uns ziemlich entmutigend zu erfahren, daß unsere Anstrengungen vielleicht umsonst gewesen waren.
    Doch es war typisch für unsere Familie, daß der Pessimismus des Viehhändlers nicht ausreichte: es mußten noch andere Komplikationen hinzukommen. Sie stürzten in dem Augenblick auf uns ein, als die beiden Kleinen ganz aufgeregt und mit rotem Kopf den Weg heruntergerannt kamen und die Nachricht überbrachten, daß sie Shirley für noch einen anderen »Markt« hatten einschreiben lassen — an genau demselben Tag. Diesmal war es der Bazar an der Schule. Die Teilnahme daran empfanden sie als eine besonders große Ehre für die gesamte Familie.
    Ihre Mutter sah das allerdings anders. Sie war am Boden zerstört! Der Tag hatte noch nicht einmal genügend Stunden, damit sie alle ihre Aufgaben und Pflichten schaffen konnte — wie sollte sie da auch noch zusätzliche Aufgaben bewältigen?
    Freudestrahlend berichtete Vicky ihr, daß Shirley sich um den Stand mit Spielzeugen zu kümmern hätte. »Wir werden bei uns nachsehen und dir die Spielsachen raussuchen, die du dann verkaufen kannst.«
    Es war allerdings höchst unwahrscheinlich, daß ein normaler Mensch Geld für den Krempel

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