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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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in unseren Augen waren das keine billigen Käufe. Doch das Glück lächelte uns zu, als eine magere, aber gesunde Kuh, trächtig und noch ohne Milch, in den Ring getrieben wurde, den man auf dem Viehhof aus Strohballen geformt hatte.
    Nur schleppend und zögernd kamen die Angebote. Unterstützt von Howard und Griffiths wurde sie mir am Ende zugeschlagen für den fast >geschenkten< Betrag von sechsundachtzig Pfund.
    »Sie machen in jedem Fall ein Geschäft mit ihr«, sagte Griffiths. »Behalten Sie das Kalb und verkaufen Sie die Kuh später als Fleischrind, falls es sich nicht lohnt, sie zu behalten. Ich wette, daß die Schlachter Ihnen noch hundert Pfund dafür geben...«
    Als wir hinüber zum Kuhstall gingen, um uns das Tier etwas genauer zu betrachten, begegneten wir dem Bauern, der hier alles zu verkaufen versuchte. Er war ein liebenswerter alter Mann, von der harten Arbeit gezeichnet; er trug sein bestes Sportjacket, Flanellhosen und braune Stiefel. »Nur noch ein letzter Blick, bevor sie fortgehen«, sagte er fast entschuldigend. »Sie sind der Mann, der meine kleine Moggie so günstig erstanden hat.«
    »Ich wär’ auch noch’n bißchen höhergegangen.«
    Er lachte. »Das war kein Vorwurf. Zu einem Kauf gehören immer zwei. Sie ist ‘ne gute, gesunde Kuh. Sie kalbt zum vierten Mal. Der Bulle war gut, so daß das Kalb was werden müßte. Dieses kleine Mädchen ist so bescheiden und still wie ‘ne Maus. Mit der Flasche hat die Missus Moggie großgezogen, und sie ist uns wie ein kleiner Hund hinterhergelaufen.«
    »Wo ist denn die Missus?« fragte Griffiths. »Ich hab’ sie hier noch gar nicht entdeckt.«
    Etwas wehmütig lächelte der alte Mann und gewährte uns einen Blick in sein Herz. »Sie hatte nicht die Kraft, beim Verkauf heute dabei zu sein. Sie ist bei einer Schwester oben in Wales, bis alles vorbei ist.«
    »Mußten Sie verkaufen?«
    »Es hatte keinen Sinn mehr, sich noch weiter abzurackern. Mein Sohn hat kein Interesse, den Hof zu übernehmen. Seine Frau stammt aus der Stadt und möchte nicht hierher. Die sind nicht wie wir beide waren. Wir sind gleich nach unserer Hochzeit hergezogen...«
    »Bleiben Sie hier im Haus wohnen?« fragte Howard ihn.
    »Nein, nein — das Haus ist verkauft, und der neue Besitzer möchte selbst darin wohnen. Unten im Dorf haben wir für uns was Kleineres gefunden. Dorthin werden wir ziehen und unseren Lebensabend so gut es geht genießen.«
    »Wir wünschen Ihnen dafür alles Gute«, sagte Howard zu ihm.
    Ich hatte mir bereits Sorgen gemacht, wie ich die Kuh nach Egerton schaffen konnte. Das Problem wurde jedoch gelöst, als sich ein anderer von Howards Freunden zu uns gesellte und uns mit Handschlag begrüßte. Hinter seinem Land-Rover war ein kleiner Anhänger für Viehtransporte angekoppelt, und er fuhr leer zurück. Für zwei Pfund würde er bei uns in Egerton vorbeifahren und uns die Kuh hinbringen. Abgesehen von dem Umweg, den er machen müßte, würde ihm dieser Gefallen keine besonderen Umstände bereiten. Rückwärts fuhr er mit dem Anhänger in den Hof, wir trieben die Kuh hinein und banden sie fest. Dann überreichte ich dem Mann die Pfundnoten, worauf er, strahlend über das unerwartete Geschäft, von einem Ohr zum anderen grinsend, sich auf den Weg machte.
    Etwas gemächlicher begaben Howard sowie der rothaarige Mann und ich uns auf den Rückweg; unterwegs machten wir noch an dem Restaurant-Laden-Postamt des Dorfes halt und tranken Tee. Als wir uns schließlich trennten, sagte Griffiths zu mir: »Komm, doch mal mit der Missus bei mir vorbei, Jacky, falls ihr wollt. Hab’ da ‘n paar Sachen, die anzusehen sich lohnen würde.«
    »Dieser Bursche hat zwei Köpfe«, sagte Howard, als Griffiths fort gefahren war. »Einer ist vollgestopft mit Büchern und der andere mit gesundem Menschenverstand.«
    Noch vor meiner Ankunft war die Kuh bereits zu Hause abgeliefert worden. Ruhig und zufrieden graste sie inmitten der Herde auf der oberen Weide. Die anderen hatten sie ohne das übliche Geschubse und Gedränge sofort akzeptiert — vielleicht, weil sie eine sanfte, friedliebende Kreatur war. Durch das fettere Gras auf Egerton gedieh sie prächtig, wurde schwerer, und ihr Fell bekam einen neuen gesunden Glanz. Dann, etwa zwei Monate später, führte John eines Morgens Shirley und mich zur Fünf-Hektar-Weide.
    Moggies Kälbchen war geboren! Es war ein gesundes, starkes Stierkalb, das bereits eifrig nuckelte und saugte. Mit großen Augen sah die Kuh uns drei an und

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