Aerger mit dem Borstenvieh
Sicherheit den Winter ohne Erkältung über stehen ließe, werden würden.
Ständig war dort eine Menge von Shirleys Freundinnen anzutreffen, tüchtige Bauersfrauen, die auf das männliche Geschlecht verächtlich herabblickten, das noch nie Hüttenkäse gemacht, Schinken gesalzen und Brot gebacken hatte. Oft brachten sie Kartons voller Früchte mit — meistens Äpfel, die sich gut zum Entkernen und Einfrieren in Plastiktüten eigneten — und gingen mit Tüten voll saurer Holzäpfel oder bitterer Schlehen wieder davon. Das Handelsgeschäft blühte hier, fand ich.
Von meinem Aussichtspunkt aus konnte ich sehen, wie die Schafe sich Zentimeter für Zentimeter auf der Weide vorwärts bewegten. Die Kinder fanden, es sähe aus, als wären sie mit mechanischen Federn, die sie >Wunder< nannten, aufgezogen. Hinter mir, auf der oberen Weide, konnte ich die Kühe deutlich erkennen. Aber irgendwie verspürte ich eine Leere auf der Farm. Vielleicht deshalb, weil Gerste und Heu eingefahren und die Lämmer fort waren.
Wir hatten Samstag; in einem der Teams der Gemeinde spielte John heute Rugby. Gegen elf Uhr würde er wieder hier sein, humpelnd und voller Schrammen, aber mit Sicherheit bis zum nächsten Spiel wieder in Ordnung.
Neben der >Schmiede< fand an dem Tag eine Auktion statt. Obgleich wir nichts zu verkaufen hatten und auch nichts kaufen wollten, ging ich ins Haus zurück, hinterließ eine Nachricht unter einem Topf mit Pflaumenmus und machte mich auf den Weg, um zu sehen, was da oben los war. Weiderich und Kerbelkraut hatten ihren Kampf gegen die neue Jahreszeit aufgegeben und beugten nun als Besiegte ihr Haupt. Die Raine bestanden aus einem verhedderten Durcheinander von Farnkräutern, Wicken, Binsen und vertrocknetem Gras. Ein farbenprächtiger Fasanenhahn stolzierte würdevoll weiter oben über den Weg, bis ich einen Stein nach ihm warf. Der ging zwar einige Meter daneben, aber plötzlich warf der Vogel seine Würde ab und rannte in die sichere Hecke. Irgendwie hatte mich das Erlebnis erheitert.
Als ich an meinem Ziel eintraf, war die Auktion fast vorbei. Einer der letzten Posten — drei groß gewachsene, aber magere Fleischrinder — befanden sich im Ring, und das Bieten war in vollem Gang. Viele der potentiellen Käufer waren bereits fort, so daß die Tiere für achtundsechzig Pfund das Stück an Jonas weggingen. Jonas war ein hochgewachsener Händler mit leicht gebeugtem Rücken, der hin und wieder in die >Schmiede< auf ein Bier kam.
Der Preis war extrem niedrig, und Howard, unser Freund, der von dem Käufer abgewendet stand, brummte: »Das ist glatter Diebstahl. Die sind mindestens zehn Pfund mehr wert.«
Verschmitzt lächelnd drehte sich Jonas zu dem kleineren Mann um. »Die gehör’n dir, Howard, wenn du sie für den Preis haben willst.«
Aber unser untersetzter Freund beachtete nicht die Hand, die ihm zur Bekräftigung des Kaufs gereicht wurde.
»Brauchst keine Angst zu haben«, sagte er etwas unwirsch. Froh, das Thema wechseln zu können, drehte er sich mir zu: »Du hast so gut wie alles verpaßt. Das waren nur welche, die man spät noch hergebracht hatte. Die Schafe sind alle weg.«
»Ich wollte nur Zusehen«, erklärte ich.
»Na, macht nichts. Komm und hilf mir dabei, ein paar Lämmer, die ich gekauft hab’, hinten auf den Kleinlaster zu befördern. Wir müssen darüber sprechen, daß die Schafsböcke rauskommen.«
Mit einem spöttischen kleinen Lächeln hörte Jonas unserem beiderseitigen Freund zu. »In ein paar Minuten komm’ ich zu euch in die Bar. Es gibt noch was Geschäftliches zu erledigen.«
Er ging davon und Howard, dem es bewußt geworden war, daß man ihn reingelegt hatte, sagte: »Der hat einen so verflucht scharfen Verstand, daß er sich bestimmt eines Tages noch daran schneidet.«
Die Lämmer, die er für weit unter drei Pfund das Stück gekauft hatte, waren winzige Dinger, die eher wie Spielzeuge aussahen als wie zukünftige Lammkotelettesträger. Im Nu hatten wir sie aufgeladen und sicher verstaut. »Die erkennst du im nächsten Frühjahr nicht wieder«, sagte Howard zu mir.
In der Gaststätte begrüßten wir unsere Freunde. Griff beugte sich zu mir über den blank geputzten Tresen und sagte: »Sonntag, der sechsundzwanzigste, Jacky. Der letzte Sonntag in diesem Monat.«
»Was ist damit?« fragte ich.
»Dann werden doch die Schafsböcke rausgelassen!« entgegnete er, während er den Zapfhahn betätigte und mehrere Gläser füllte für einen dünnen, sehnigen Mann, der
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