Aerzte zum Verlieben Band 42
Instrumentierschwester, die neben dem Rollwagen stand.
„Sternumsäge, bitte.“
Sie zuckte unter dem herrischen Ton zusammen, reichte ihm aber schnell das Gewünschte. Gleich darauf zerstörte das hohe Sirren der Säge die Stille im OP.
Das also war Luke Davenport.
Der Kriegsheld, von dem sie in den letzten Tagen so viel gehört hatte. Nicht genug damit, dass sie als bisherige Leiterin der Abteilung ins zweite Glied zurücktreten musste, so rieb nun jeder Salz in die Wunde, indem er ihr erzählte, wie großartig Luke war. Ein hoch talentierter Chirurg. Ein tapferer Soldat. Ganz allein hatte er seine Kameraden aus tödlicher Gefahr gerettet, nachdem sie unter Beschuss geraten waren. Hatte sie aus dem brennenden Fahrzeug gezerrt und trotz seiner komplizierten Beinfraktur Erste Hilfe geleistet, bis Verstärkung kam.
Anna zweifelte nicht daran, dass er dazu fähig war. Ein Blick in seine Augen hatte ihr gezeigt, dass Luke Davenport genauso ehrgeizig und willensstark war wie sie. Zwei feine senkrechte Falten zwischen den dunklen Brauen verstärkten noch den intensiven Ausdruck dieser unglaublich blauen Augen. Unwillkürlich hatte Anna kurz den Atem angehalten.
Dass er sie wie eine Medizinstudentin behandelte, passte ihr zwar nicht, aber es überraschte sie auch nicht. Dieser Mann hatte Dinge gesehen, die sie sich nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte.
Alle waren glücklich, dass er wieder da war. Anna hingegen hatte Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Aber sie lächelte und tat, als wäre sie heilfroh über die Chance, einem solchen Helden assistieren zu dürfen.
Kein Wunder, dass der Kerl ein Ego von hier bis zum Mond hatte. Er hatte es gestern nicht einmal für nötig gehalten, sich persönlich vorzustellen. Sie war wenigstens so höflich gewesen und hatte ihn benachrichtigt, dass sie nicht pünktlich zur OP kommen konnte. Und wie reagierte er darauf? Mit einem Tadel, vor dem gesamten Team! Ich unterbreche meine Operationen nicht gern . Anna hörte wieder seine tiefe Stimme und die scharfen, fast feindseligen Worte. Luke Davenport war es nicht nur gewohnt, Befehle zu geben, sondern auch, dass sie ausgeführt wurden!
Anna war schon niedergeschlagen gewesen, weil sie trotz aller Anstrengungen das Leben des Notfallpatienten nicht hatte retten können. Aber jetzt sank ihre Stimmung auf den Nullpunkt. Aus früherer Erfahrung mit schwierigen Situationen wusste sie, dass es nur eins gab, um wieder aus diesem Tief zu kommen: Sie musste sich auf ihre Arbeit konzentrieren. Ausschließlich auf ihre Arbeit.
Was in diesem Fall nicht schwer war. „Du meine Güte“, entfuhr es ihr, als die Rippenspreizer positioniert waren und den Grund für diese Operation freilegten. „Sehen Sie sich das an.“
Das Perikard, die Membran, die das Herz wie ein Beutel umschloss, war zu einem dicken weißen Panzer geworden. Diese Vernarbung, Folge einer Virusinfektion, hinderte das Herz daran, normal zu schlagen, und Luke würde eine Perikardektomie vornehmen, um die harte Schicht vom Herzgewebe zu entfernen. Es war ein hoch komplizierter Eingriff, den Anna schon oft gesehen, aber noch nie selbst durchgeführt hatte.
Sie hätte es vorgezogen, erst einen Bypass zu legen, um den Eingriff am ruhenden Herzen vorzunehmen. Luke hingegen ersparte dem Patienten die Risiken, die mit dem Anschluss an eine Herz-Lungen-Maschine verbunden waren. Das bedeutete jedoch, dass er das Skalpell am schlagenden Herzen führen musste.
„Ihre Untersuchungen haben das Ausmaß der Verkalkung gezeigt.“ Luke klang erstaunt nach ihrem überraschten Ausruf. „Es ist ein Wunder, dass das Herz überhaupt funktioniert.“
„Vor drei Wochen ist er bei der Arbeit zusammengebrochen. Vorher gab es nicht die geringsten Anzeichen, wie ernst sein Zustand ist.“
Anna beobachtete, wie Luke das Skalpell ansetzte. Das scharfe Instrument verschwand fast in seiner großen Hand, aber er kontrollierte es meisterhaft, übte gerade so viel Druck aus, dass er das harte weiße Gewebe durchschnitt, ohne dem darunter pochenden Herzen zu nahe zu kommen.
Der undefinierbare Laut, den er ausstieß, konnte ein Ausdruck der Zufriedenheit sein beim Anblick des gesunden rosigen Gewebes, das nun sichtbar wurde. Aber Anna wurde das dumme Gefühl nicht los, dass Kritik dahintersteckte. Eine kaum verhohlene Kritik daran, dass es so lange gedauert hatte, den Patienten zu diagnostizieren und lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen.
Das fand sie unfair. Colin Herbert war seit Jahren
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