Aerzte zum Verlieben Band 47
Morphin und Lokalanästhetika über einen implantierten Katheter.
Damit nicht genug, litt sie unter einer schweren Arthritis, und ihre Rückenwirbel waren durch den Krebs angegriffen. Er hatte Geschick, all seine Erfahrung und eine gehörige Portion Glück gebraucht, um die Schmerzmittel an die richtige Stelle zu lenken. Es war schwer vorstellbar, dass einer der diensthabenden Assistenzärzte es schaffen würde, den Katheter zu ersetzen.
„Wie sind die Schmerzen?“, fragte er, obwohl er ahnte, wie die Antwort ausfallen würde.
„Schlimm.“ Mardi Fry war die Stationsschwester, eine erfahrene Kraft. Wenn sie schlimm sagte, mussten die Schmerzen höllisch sei.
„Ich kann leider nicht …“
„Natürlich kannst du.“ Tori sah ihm in die Augen. „Ich habe überhaupt kein Problem damit, mir die Stadt allein anzusehen. Es kommt nicht infrage, dass meinetwegen jemand unnötig Schmerzen ertragen muss. Wir können uns später im Central Park treffen, ich nehme mir ein Taxi.“
Der Fahrstuhl hielt, die Türen öffneten sich.
„Tori …“
„Strawberry Fields um zwei Uhr!“, rief sie ihm zu, schon auf dem Weg zum Taxistand. „Da will ich unbedingt hin. Und sonst um sechs bei dir in der Wohnung.“
Und dann war sie weg, bevor er etwas sagen konnte.
Tori saß auf einer Bank am John-Lennon-Memorial, auf den Knien eine halb offene Bageltüte. Jake berührte sie sanft an der Schulter, und sie öffnete die Augen.
Er dachte daran, wie viele Verabredungen er abrupt hatte abbrechen müssen, weil er unerwartet ins Krankenhaus gerufen wurde. Die wenigsten Frauen hatten dafür Verständnis gezeigt. Tori dagegen lächelte ihn an, als hätten sie sich hier zu ihrem ersten Rendezvous verabredet.
„Oh, es ist erst zwei Uhr“, sagte sie. „Respekt. Alles gut gegangen?“
„Klar, kein Problem.“ Es war eher ein Albtraum gewesen, aber nun war alles okay. Jancey war schmerzfrei und schlief.
Sie blickte ihm ins Gesicht, und er hatte das untrügliche Gefühl, dass sie die Wahrheit ahnte. Doch sie sagte nichts.
Eine Frau, wie man sie nur ein Mal unter Millionen fand.
„Und, wovon hast du geträumt?“, fragte er.
„Von Namen.“
„Namen?“
„Babynamen“, wiederholte sie in einem Ton, als wäre er unterbelichtet. „Hier am Strawberry Fields ist mir Michelle eingefallen, du weißt schon, nach dem Song der Beatles. Elizabeth finde ich auch schön. So hieß meine Mutter.“
„Ganz sicher scheinst du dir nicht zu sein.“
„Wie denn? Das Baby ist gerade so groß wie eine Erdnuss und weißt du, wie viele Bücher mit Kindernamen es gibt? Selbst wenn du mir hilfst, schaffen wir es wohl kaum, sie alle durchzusehen.“
„Möchtest du denn, dass ich dir helfe?“
Sie schwieg eine Weile und brach schließlich ihren Bagel in zwei Hälften. Feierlich reichte sie ihm eine. „Teilen“, sagte sie. „Deswegen bin ich hier. Sollte der Name deiner Mutter allerdings Gertie lauten, würde ich Einspruch erheben.“
„Das ist nicht der Fall, aber ich hätte sowieso wenig Lust, überhaupt jemanden nach ihr zu benennen.“
„Kann ich verstehen, sie muss schrecklich gewesen sein“, erwiderte Tori munter, und damit schien für sie das Thema erledigt zu sein. Jake tat es merkwürdig gut, dass sie so entspannt damit umging. „Wollen wir jetzt zu Tiffany’s?“
Also fuhren sie zu Tiffany’s. Jake war noch nie dort gewesen. Sicher, der Laden war weltberühmt, aber eher etwas für Frauen. Eigentlich hätte Jake lieber draußen gewartet, aber dann hätte er nicht miterlebt, wie sich Tori begeistert und mit leuchtenden Augen umsah. Und das hätte er um nichts in der Welt missen mögen.
Ein livrierter Türsteher begrüßte sie respektvoll, und das dezent gekleidete Personal beobachtete sie diskret. Tori unterschied sich deutlich von den anderen Kundinnen. Sie trug keinerlei Schmuck, keine Ringe, keine Kette, nichts.
Aber sie schien auch nicht daran interessiert zu sein, etwas zu kaufen. Sie wollte die Atmosphäre genießen.
„Oh, wahnsinnig“, hauchte sie, als sie vor einer Vitrine mit Diademen standen, die sicher ein Vermögen kosteten. Mehr als ein Vermögen, wie er nach einem Blick auf die Preise feststellte. „Sind sie nicht traumhaft?“ Sie kicherte unterdrückt. „Was ist, wenn man eine falsche Kopfbewegung macht und sie landen im Dreck?“
„Ich glaube, da, wo man so etwas trägt, gibt es keinen Dreck.“
„Wahrscheinlich hast du recht.“ Ihre Miene wurde ernst. „Sie werden vielleicht ein, zwei Mal im
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