Aerzte zum Verlieben Band 52
nahm ihre letzte Kraft zusammen, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Luke wich aus und umfasste ihre Handgelenke.
„Nicht doch“, sagte er sanft.
„Ich trinke Sekt, jedes Mal, wenn ich eine Gehaltserhöhung bekomme“, stieß sie hervor. „Ich bin süchtig nach Liebesromanen und Schokolade. Ich hatte zwei Mal in meinem Leben mit der Polizei zu tun – weil ich zu schnell gefahren war und im Parkverbot gestanden habe. Aber ich nehme keine Drogen!“ Sie kämpfte mit den Tränen, als sie ihm ihre Hände entriss und nach dem Türgriff tastete.
„Warte.“ Er beugte sich vor und zog Lily zu sich herum. „Es tut mir leid.“
„Mir auch. Lass mich raus.“
„Ich bringe dich nach Hause.“
„Ich bin zu Hause.“
„Zu mir nach Hause.“
„Du willst keinen Junkie bei dir zu Hause.“
„Du bist kein Junkie. Ich habe dich gekränkt, darf ich das wieder gutmachen?“
„Nicht nö…“ Ihr Magen verkrampfte sich, der heftige Brechreiz blendete alles andere aus.
Luke hielt ihr eine Spucktüte hin, aber es kam nichts mehr. Ihr Magen war leer.
Er wartete, bis der Anfall vorbei war, und präsentierte eine Packung Feuchttücher. „Spucktüten und Feuchttücher aus der Notaufnahme“, sagte er, während er mit einer Hand ihr Kinn sanft festhielt und Lily mit der anderen das Gesicht abwischte. Sie war so schwach, dass sie kein Wort hervorbrachte. „Du kriegst Knöllchen, ich stehle Feuchttücher. Kriminell, alle beide. Machen wir es wie Thelma und Louise? Mal sehen, ob wir es über die Grenze schaffen?“
„Ich … Nein.“
„Dachte ich mir.“ Luke schnallte sie an. „Wir finden etwas Besseres für dich.“
Um acht stand seine erste OP auf dem Plan, und er schaffte es, nicht mehr als eine Viertelstunde zu spät zu kommen. Heute Morgen hatte er nur Privatpatienten, kosmetische Eingriffe.
Die Frau auf dem OP-Tisch war ins Ausland geflogen, um sich die Wangen aufpolstern, die Nase verkleinern und Fett aus den Oberschenkeln absaugen zu lassen. Sie hatte nicht viel bezahlen müssen, und entsprechend sah das Ergebnis aus. Ihre Nase war deformiert, die Nasenscheidewand perforiert. In der rechten Wange war das Implantat verrutscht, wodurch ihr Gesicht seltsam schief wirkte. Und ihre Schenkel waren eine einzige Wellenlandschaft, Dellen und Beulen zogen sich durch das Gewebe.
Aber die Beine waren heute nicht dran. Luke wollte zuerst die Implantate entfernen. Da sie von minderwertiger Qualität waren, musste man jederzeit damit rechnen, dass sie platzten, und das galt es zu verhindern. Danach kam die Nase an die Reihe.
Die Patientin würde weitere Eingriffe über sich ergehen lassen müssen, und er konnte nicht versprechen, dass sie hinterher wieder so aussah wie vorher.
Kosmetische Chirurgie konnte das Selbstvertrauen stärken, wenn der Operateur brillant war. In diesem Fall hatte sie in einer Katastrophe geendet.
Die Operation, die Luke als Kind gehabt hatte, war brillant gewesen.
Seine Kindheit war von einem Muttermal überschattet, das dunkelrot wie ein Feuermal fast die Hälfte seines Gesichts bedeckte. Seine Eltern fanden nur, das bilde den Charakter. Als Luke vierzehn war, schritt sein Onkel Tom ein.
„Ich habe den besten plastischen Chirurgen engagiert, den ich mir leisten kann“, erklärte er Lukes Vater. „Der Junge muss das Ding loswerden, ob es euch passt oder nicht.“
Sein Onkel war Junggeselle, ein wortkarger Mann, der jeden Dank ablehnte. Aber er und sein Schönheitschirurg hatten Lukes Leben verändert und in ihm den Wunsch geweckt, solche Wunder auch für andere Menschen zu vollbringen.
Die Farm seines Onkels war auch heute noch eine Oase der Ruhe für Luke. Zwei Wochen lang war er nicht dort gewesen, und sie fehlte ihm. Vielleicht könnte ich ein paar Tage freinehmen, überlegte er. Lily meine Wohnung überlassen.
„Na, dann erzähl mal von deiner Dame der Nacht.“
Luke fuhr zusammen, als Finns tiefe Stimme von der Tür her ertönte. Allmählich sollte ich mich daran gewöhnt haben, dass er sich anschleicht. „Meiner was?“
„Dein One-Night-Stand. Obwohl es eigentlich schon Morgen war. Hast du vor, noch einen Morgen dranzuhängen?“
„Das geht dich nichts an.“ Er dachte an Lily, wie sie zusammengerollt unter seiner Bettdecke lag, so krank, dass sie kaum mitbekommen hatte, dass er gegangen war. Luke war eine Stunde bei ihr geblieben, bis die Übelkeit nachgelassen hatte. Obwohl er wusste, dass sie nur Schlaf brauchte, widerstrebte es ihm, sie allein zu lassen.
Und noch
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