Aerzte zum Verlieben Band 52
Jahreszeit für eine Hochzeit. Darin waren sich, vom Pförtner bis zum Krankenhausdirektor, alle einig. Das gesamte Krankenhaus verfolgte mit Argusaugen jeden Wetterbericht. Aber es stand ja auch praktisch das gesamte Krankenhaus auf der Gästeliste.
„Es ist wie zu Weihnachten.“ Evie lachte vergnügt vor sich hin. „Wir versuchen, so viele Patienten wie möglich nach Hause zu entlassen, weil das Team Besseres zu tun hat, als Arzt und Krankenschwester zu spielen.“
Selbstverständlich konnte man das Harbour nicht völlig stilllegen, und deshalb hatten sich die IT-Spezialisten etwas einfallen lassen. Für die, die bei den Patienten bleiben mussten, wurde eine Videoschaltung installiert, sodass die Hochzeit in Tarrawalla auf jeder Station am Bildschirm mitverfolgt werden konnte.
Ginnie hatte die Hochzeitsplanung übernommen, eine Aufgabe ganz nach ihrem Geschmack. Teo organisierte alles fürs leibliche Wohl, und seine Tanten kochten und backten seit Tagen … und der halbe Distrikt noch dazu. Die andere Hälfte wurde von Ginnie eingespannt, herzförmige Lampions und Girlanden in die Bäume zu hängen, Stühle und Tische aufzustellen, Sonnenschirme und Windlichter, deren Duftkerzen die Mücken fernhalten sollten. Keine Mücke würde sich im Umkreis von einer halben Meile an die Hochzeitsgäste heranwagen, hatte Ginnie versprochen. Und wer wollte schon Ginnie widersprechen?
Finn war Trauzeuge. Seinem Arm schien es jedoch besser zu gehen. Was nicht alle Probleme löst, dachte Luke. Evie machte sich immer noch Sorgen um ihn.
Was Luke betraf, so hatten die Sorgen ein Ende. Vor allem, wenn es um Lily ging.
„Wenn du dir Sorgen machst, mache ich mir auch welche“, hatte sie gesagt. „Willst du, dass ich jedes Mal Magenschmerzen habe, wenn du aus dem Haus gehst, in ein Auto steigst, die Straße überquerst?“
Sie hatte recht. Sie hatte so vieles gemeistert, und sie war nicht allein. Sie hatten Freunde, die ihnen jederzeit helfen würden. Wozu sich also sorgen?
Heute war sein Hochzeitstag, und bald würde seine geliebte Braut neben ihm stehen. Das war bestimmt kein Grund, sich Sorgen zu machen.
Tom geleitete die Braut zur Trauung, das war Lilys Wunsch gewesen.
Lukes Eltern waren auch da, anfangs kühl und unnahbar wie immer. Aber Ginnie versorgte sie mit Champagnercocktails, und nach dem zweiten tauten sie ein bisschen auf. Luke erwartete keine Wunder, aber er freute sich, dass sie gekommen waren.
Genau wie Gloria und Harold. Lily hatte allerdings klare Grenzen gezogen: „Ihr seid herzlich eingeladen, wenn du dir etwas Anständiges anziehst und nicht trinkst. Luke und ich bringen euch gern zwei Nächte im Hotel unter und bezahlen eure Flüge. Nein, ihr könnt nicht bei uns wohnen, aber am Hochzeitstag seid ihr auf der Farm willkommen.“
Jetzt stand Luke neben Finn unter zwei hohen Eukalyptusbäumen und wartete.
„Bräute kommen immer zu spät“, murrte Finn. „Das tun sie absichtlich, um sich interessant zu machen.“
„Sagt unser Hochzeitsexperte.“
„Ich habe mir schon einige angesehen. Glaub mir, sie sind wie Zugunfälle – da kann ein Mann nicht wegsehen.“
„Finn …“
Sein Trauzeuge lachte heiser auf. „Okay, entschuldige. Natürlich ist dies kein Zugunglück. Selbst ich als überzeugter Junggeselle muss zugeben, dass es für dich genau das Richtige ist. Lily hat dich um den kleinen Finger gewickelt, und du wirst damit glücklich sein.“
Sie warteten weiter. Zehn Minuten später war sie immer noch nicht da. „Wo bleibt sie nur?“, murmelte Luke ungeduldig.
Dreihundert Gäste hatten sich auf der Lichtung unten am Bach versammelt. Dreihundert Menschen warteten mit Luke auf Lily.
„Ich glaube, sie kommt.“ Finn grinste, als Musik das Keckern der Kookaburras übertönte. Teos Freund und seine Band gaben ihr Bestes. „Sie werden den Hochzeitsmarsch kaum für einen Vertreter anstimmen, der sich auf die Farm verirrt hat.“
Luke hatte sich längst umgedreht.
Sie kam den Hügel herunter, Tom war an ihrer Seite. Er saß auf Zelda, Lily auf Glenfiddich.
Ein Raunen ging durch die Gästeschar.
Sie ist wunderschön, dachte Luke atemlos.
Ihr Kleid war aus weißem Seidendamast, mit kurzen Ärmeln, die sich an ihre schmalen Schultern schmiegten, und einem herzförmigen Dekolleté. Ihre blonden Locken schimmerten, und die tropfenförmigen Diamantohrringe – Lukes Hochzeitsgeschenk – fingen das Sonnenlicht ein. Es war der einzige Schmuck, den sie trug. Sie brauchte nicht
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