Aerzte zum Verlieben Band 52
jemand über Babys spricht, breche ich nicht gleich zusammen.“
Aber die Erinnerungen waren immer da. Nicht nur an die Fehlgeburt … Gabe hatte sie nach der Operation, als sie vor Trauer und Schmerz noch wie betäubt gewesen war, zu einer Adoption überredet. Dann war alles ganz schnell gegangen. Sein Anwalt kannte eine junge Frau, die ihr Baby abgeben wollte. Umgehend hatten sie alle notwendigen Formulare ausgefüllt und die erforderlichen Überprüfungen über sich ergehen lassen. Aber als dann Leah und Gabe das Baby aus dem Krankenhaus holen wollten, hatte die junge Mutter ihre Meinung geändert, und wieder war Leah mit leeren Händen nach Hause gefahren.
„Ich weiß, aber …“, meinte Jane geknickt. Ihre fröhliche Stimmung war dahin.
„Es ist schon okay, wirklich.“ Leah lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema. „Wir haben nicht nur mehr Babys. Die Patientenzahlen sind gestiegen, auch in der Notaufnahme. Das spricht für den guten Ruf unseres Krankenhauses und wird die Erbsenzähler in der Chefetage freuen.“
„Vielleicht bekommen wir dann dieses Jahr eine Weihnachtsgratifikation.“
Aus zuverlässiger Quelle wusste Leah, dass die Chancen mehr als bescheiden waren, aber sie wollte Jane nicht schon wieder die Stimmung verderben. „Weihnachtsgeld hin oder her, mehr Patienten bedeuten mehr Arbeit“, sagte sie deshalb. „Und das bedeutet, ich kann meine Stunden aufstocken.“
Jane hielt mit dem Bettbeziehen inne und blickte auf. „Hör zu, Schätzchen“, sagte sie freundlich, aber bestimmt. „Ich weiß, wie sehr es dir zu schaffen macht, dass du und Gabe einiges nicht mehr klären konntet, bevor er starb. Aber deswegen musst du dich noch lange nicht zu Tode schuften. Und glaub mir, eine Sechzig-Stunden-Woche bringt dich irgendwann um.“
„Ach was, ich will mich nicht umbringen, sondern arbeiten – so wie im letzten Jahr.“
„Dafür musst du deine Stundenzahl nicht gleich verdoppeln!“
„Okay, vielleicht arbeite ich ein bisschen viel“, gab Leah zögernd zu. „Aber gestern hatte ich frei, habe in aller Ruhe ein paar Sachen im Haus erledigt und mich danach mit einem leckeren Essen und einem Kinobesuch belohnt.“
„Essen und Kino?“ Jane sah sie neugierig an. „Hast du endlich Erbarmen mit Jeff gehabt und dich mit ihm verabredet?“
Vor gut einem halben Jahr hatte Dr. Jeff Warren, einer der Ärzte der Notaufnahme, sie zu einem Konzert eingeladen, und wenig später zu einem Theaterbesuch. Beide Male hatte sie ihm einen Korb gegeben, nicht weil sie ihn nicht mochte, sondern weil sie das Gefühl hatte, Gabe zu betrügen. Schließlich waren sie noch verheiratet, wenn auch nur auf dem Papier.
Und genau aus diesem Grund hatte sie Gabe die Scheidung vorgeschlagen. Wozu noch auf ein Wunder hoffen? Es war an der Zeit, über ihre Zukunft nachzudenken, anstatt in der Vergangenheit zu verharren.
Aber nun brauchte sie seine Unterschrift nicht mehr.
„Ist das dein Ernst, Jane?“ Leah warf ihrer Freundin einen strafenden Blick zu. „Ich habe Gabe noch nicht einmal begraben und soll mit Jeff ausgehen?“
„Begraben oder nicht, ihr lebt seit über einem Jahr getrennt. Du solltest langsam wieder nach vorn schauen.“
„Das werde ich auch“, versprach Leah. „Sobald ich alle Formalitäten erledigt habe.“
Jane verdrehte die Augen. „Welche Formalitäten? So wie es aussieht, wirst du ihn niemals begraben können.“
Natürlich wusste Leah das nur zu gut. Nach Informationen der mexikanischen Behörden hatte man das Flugzeugwrack in einer Schlucht entdeckt. Doch die Mexikaner verfügten weder über die notwendigen Mittel, die Leichen zu bergen, noch hielten sie eine solche Aktion für sinnvoll, da das Wrack völlig ausgebrannt war. Gabes Stellvertreter Sheldon Redfern hatte jedoch die entsprechenden Leute geschmiert und so die Erlaubnis erhalten, ein privates Bergungsteam an die Unglücksstelle zu schicken.
Trotzdem gab es bisher keine hoffnungsvollen Nachrichten.
Das war allerdings nicht der einzige Grund, warum sie zögerte …
„In ein paar Monaten veranstalten wir von der Montgomery-Stiftung wieder die alljährliche Gala, um Spenden zu sammeln“, betonte sie. „Es wäre doch geschmacklos, eine Gedenkrede für meinen verstorbenen Mann zu planen und mich gleichzeitig mit einem anderen zu treffen.“
„Hast du das Jeff erklärt?“
Leah nickte und musste an ihre Unterhaltung denken. Jeff war verständnisvoll gewesen, und sie schätzte ihn deshalb umso mehr. „Er meinte,
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