Aerzte zum Verlieben Band 52
sonst nichts weiter mit ihm zu tun gehabt.
Ramon Diaz dagegen hatte sie recht gut gekannt. Er war von Anfang für die Stiftung geflogen und fast immer mit Gabe.
„Ach, Gabe“, sagte sie leise, denn sie wusste, wie nahe ihm der Verlust dieser beiden Menschen gehen musste, die mehr Freunde als Angestellte für ihn gewesen waren. Sie griff nach seiner Hand. „Mussten sie … leiden?“
„Will nicht. Er starb beim Absturz. Ramon … später.“ Er presste die Lippen zusammen.
„Es tut mir leid.“ Leah wünschte sich bessere Worte, um ihn zu trösten, aber gab es überhaupt welche?
Vorsichtig löste Jeff den schmutzigen Verband um Gabes Bein. Die klaffende Wunde war rot und geschwollen. „Wann hast du dich verletzt?“
„Vor zehn Tagen. Ich bin an einem Hang abgerutscht und habe dabei Bekanntschaft mit ein paar Felsen gemacht. Einer von ihnen hat mir das Bein aufgeschlitzt.“
„Dann verläuft die Heilung sehr viel langsamer, als ich erwartet hätte.“
„Wir haben versucht, die Wunde so gut es geht zu reinigen, aber unsere Mittel waren begrenzt.“ Gabe zuckte zusammen, als sein Kollege die Wundränder abtastete, und sein Griff um Leahs Hand wurde fester. „Zum Nähen hatten wir leider auch nichts dabei.“
Leah ließ sich von seinem lockeren Ton und dem knappen Bericht nicht täuschen. Wahrscheinlich könnte er stundenlang darüber berichten, wie schwer es gewesen war, sauberes Wasser und Nahrung zu beschaffen oder sich vor wilden Tieren zu schützen.
So unbedeutend er seine Verletzungen auch darstellte, Rippenfrakturen und eine verletzte Schulter waren schon unter normalen Umständen schmerzhaft. Damit einen steinigen Abhang hinunterzurutschen, musste höllisch wehgetan haben. Aber nein, ein Gabriel Montgomery zeigte keine Schwäche. Stattdessen tat er so, als wäre der Überlebenskampf im Dschungel nicht anstrengender als ein Sonntagsspaziergang im Park.
Leah hätte ihn schütteln können. Das war typisch für Gabe. Auch in ihrer Ehe hatte er mit breiter Brust alles aufgefangen, was ihr seiner Meinung nach nicht zuzumuten war. Manchen Frauen mochte es vielleicht gefallen, wie ein kostbares, zerbrechliches Fabergé-Ei behandelt zu werden, aber sie gehörte auf keinen Fall dazu!
Sie spürte, wie der gewohnte Ärger in ihr hochstieg, und wunderte sich darüber. Eigentlich sollte sie doch froh und glücklich sein, dass Gabe halbwegs gesund zurückgekommen war. Nahm sie es ihm immer noch übel, dass er diesen gefährlichen Flug unternommen hatte?
Wie auch immer, durch seine Rückkehr waren ihre Probleme nicht aus der Welt geschafft. Am besten brachte sie ihn dazu, so bald wie möglich die Scheidungspapiere zu unterschreiben.
In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass ihre Finger immer noch miteinander verschränkt waren, und sie entzog ihm rasch die Hand.
Jeffs prüfender Blick entging ihr nicht. Aber der Arzt sagte nichts, sondern beendete Gabes Untersuchung und hängte sich das Stethoskop wieder um den Hals.
„Alles in allem ist dein Zustand gar nicht so schlecht“, wandte er sich an Gabe, warf Leah einen schnellen Blick zu und fuhr fort: „du hast in mehrfacher Hinsicht Glück gehabt.“
„Das ist wahr“, erwiderte Gabe.
Leah fragte sich, ob sie sich den besonderen Unterton nur einbildete. Redeten die beiden Männer noch über seine Verletzungen, oder ging es unterschwellig um Privates?
Bevor sie irgendwie eingreifen konnte, fuhr Jeff in professionellem Ton fort: „Du hast dir wahrscheinlich schon eine Diagnose gestellt, Gabe. Trotzdem würde ich gern deine Rippen und den Arm röntgen lassen und etwas Wundgewebe ins Labor schicken. Dein Bein gefällt mir nicht, stell dich also auf Antibiotika ein. Intravenös.“ Er blickte zu Leah. „Und zwar umgehend.“
Er hatte recht, sie mussten die Infektion stoppen. Leah ging zum Schrank und holte alles Nötige heraus.
Gabe seufzte vernehmlich. „Dachte ich’s mir doch.“
„Freut mich, dass wir einer Meinung sind. Wir unterhalten uns weiter, wenn ich die Aufnahmen und Laborwerte gesehen habe.“
„Könnte ich im Arztraum erst duschen, bevor du mich durch die Untersuchungsmühle drehst?“ Gabe leitete zwar hauptamtlich die Montgomery Medical Foundation, aber er gehörte auch zum chirurgischen Team des Spring Valley Memorial Hospitals. Also übernahm er Nachtdienste und sprang an Wochenenden ein, wenn die fest angestellten Chirurgen freihatten.
„Natürlich, aber je später wir mit den Tests anfangen, umso mehr verzögert sich die
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