Aerzte zum Verlieben Band 52
„Auf jeden Fall solltest du alles langsam angehen lassen. Und das bedeutet, dass du in nächster Zeit nichts hebst, was schwerer ist als ein Bleistift.“
Gabe studierte die Bilder. „Okay.“
„Und was deine Rippen betrifft, die heilen von allein, vorausgesetzt, du gönnst ihnen genügend Ruhe. Nur die Infektion macht mir Sorgen, deshalb bekommen die Bakterien von uns ordentlich eins auf die Mütze.“ Jeff warf einen Blick auf den Infusionsständer. „Wie ich sehe, läuft das Antibiotikum bereits in deinen Körper.“
„Dank der tüchtigen Schwestern um mich herum.“
„Schön, dass du das so siehst. Du wirst auch in den nächsten Tagen auf ihre Gnade angewiesen sein.“
„Bestimmt nicht! Ich gehe nach Hause.“
Jeff schüttelte den Kopf. „Keine gute Idee, mein Freund.“
„Gut oder nicht gut, ich schlafe heute Nacht auf jeden Fall in meinem eigenen Bett. Solltest du etwas dagegen haben, verschwinde ich eben auf eigenes Risiko. Unterschrift genügt.“ Gabe spielte diese Trumpfkarte nur ungern aus, aber er war endlich zu Hause und hatte nicht vor, seine Pläne bezüglich Leah auch nur um einen Tag aufzuschieben. Er hatte ihr so viel zu sagen, aber nicht hier, wo die Wände Ohren hatten und jederzeit jemand ins Zimmer platzen konnte.
„Ich kann dich auf keinen Fall ruhigen Gewissens in ein paar Stunden entlassen, Gabe. Wirklich nicht.“
„Warum nicht? Mit der Infusion komme ich klar. Oder Leah kümmert sich um mich. Gib ihr alles Notwendige mit, das wird schon.“ Gabe hörte, wie sie unterdrückt aufkeuchte, ignorierte es aber und sah weiterhin seinen Kollegen eindringlich an.
Jeff blickte zwischen Leah und Gabe hin und her. „Schon möglich“, meinte er nachdenklich. „Aber du weißt genau, wie schnell sich eine gefährliche Sepsis entwickeln kann. Deshalb gehörst du ins Krankenhaus.“ Als Gabe den Mund öffnete, ließ er ihn nicht zu Wort kommen. „Zumindest solange, bis ich vom Labor die ersten Resultate habe.“
„Tut mir leid. Ich bleibe, bis die Infusion durch ist, und heute Abend schlafe ich in meinem eigenen Bett.“
Jeff murmelte etwas von Ärzten, die die schlimmsten Patienten seien. „Kannst du ihn nicht zur Vernunft bringen?“, wandte er sich an Leah.
„Bestimmt nicht. Wenn er schon auf dich nicht hört …“
Das klang fast resigniert. Gabe wunderte sich. Glaubte sie tatsächlich, dass ihn ihre Meinung nicht interessierte?
Er würde ihr das Gegenteil beweisen. „Was soll ich machen?“, fragte er.
„Die Anordnungen deines Arztes befolgen. Jeff hat doch vernünftige Vorschläge gemacht.“
Und wer weiß, was er noch macht, dachte Gabe misstrauisch. Ihm war nicht entgangen, wie Jeff Leah manchmal ansah. Und da sollte er hier im Bett liegen, während der Kollege sich ungehindert an seine Frau ranmachte?
„Außerdem bist du nicht in der Lage, dich selbst zu versorgen. Vorhin in der Dusche wärst du beinahe umgekippt“, sagte sie. „Aber du musst ja um jeden Preis deinen Kopf durchsetzen.“
Da war er wieder, dieser Vorwurf, dass er sich um die Meinung anderer nicht scherte. Hatte sie recht? Am Anfang ihrer Beziehung hatte er doch nichts ohne sie geplant und alles mit ihr besprochen. Aber nach dem Verlust der beiden Babys war das anders geworden.
In ihrer Trauer war Leah verzweifelt gewesen und vor Kummer wie am Boden zerstört. Da mochte er ihr nicht noch mehr aufladen. Um nicht selbst vor die Hunde zu gehen, behielt er seine Gefühle für sich und versuchte, weiterzuleben wie bisher.
Statt die schwere Zeit gemeinsam zu bewältigen, kämpfte jeder für sich allein. Er konzentrierte sich auf seinen Job und weitete die Aktivitäten der Stiftung aus, während sie sich in der Klinik mit Arbeit zuschüttete. Irgendwann hatten sie sich nichts mehr zu sagen und lebten nur noch nebeneinander her. Ihre Ehe erreichte einen kritischen Punkt, der darin gipfelte, dass Leah sich scheiden lassen wollte.
Vielleicht sollte er ihr als Erstes beweisen, dass ihm ihre Meinung wichtig war.
„Gut, ich bleibe“, fügte er sich. „Bis morgen früh.“
„Damit kann ich leben“, willigte Jeff umgehend ein. Er wollte wohl Gabes Kompromissbereitschaft nicht weiter auf die Probe stellen.
„Aber nur, wenn Leah mich betreut. Mich allein.“
Leah glaubte, sich verhört zu haben. „Ich arbeite in der Notaufnahme, nicht auf dieser Station“, betonte sie.
„Jeff?“ Gabe blickte seinen Arzt an.
Der presste die Lippen zusammen und nickte dann. „Wenn du nicht anders in diesem
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