Aeternum
des Engels erloschen, und er rannte die letzten Schritte. Noch immer stand das Vertrauen unverrückbar in seinem Blick, wenn er Jul ansah. »Gerade kam Nachricht aus Rom. Der Papst möchte dich sprechen.«
Andere religiöse Führer hatten bereits dasselbe bekundet, und Jul war sich sicher, dass es Probleme geben würde, wenn er einen dem anderen vorzog. Allgemein schien es Probleme zu geben, egal was er tat. Auch mit den Regierungen der unterschiedlichen Nationen. Die weniger religiösen begannen Fragen zu stellen. Zum Beispiel, wer für die angerichteten Schäden aufkam. Und ob sich Engel und Dämonen nicht der weltlichen Gerichtsbarkeit beugen sollten, wenn sie schon auf der Erde lebten. Baal gelang es sehr viel besser als ihm, durch diesen diplomatischen Dschungel zu navigieren.
»Es gibt auch Neuigkeiten von den Dämonen.« Muriel warf einen unsicheren Blick zu dem Priester. »Vielleicht solltest du mit in den Dom kommen.«
Jul sah zu Amanda zurück, und sie lächelte, machte eine scheuchende Bewegung mit der Hand. Er wandte sich Muriel zu und nickte. »Da sollte ich wohl.«
Gemeinsam schwangen sie sich in die Lüfte. Endlich flog er wieder mit der Schar, auch wenn er sich seine Rückkehr so nicht vorgestellt hatte. Er an der Spitze mit all seinen Zweifeln. Die unerschütterliche Sicherheit, das Richtige zu tun, war für immer verschwunden. Er konnte sie niemals zurückbekommen, wollte sie auch niemals zurückbekommen. Was nützte Sicherheit, wenn sie trügerisch war? Was nützte es, nur Schwarz und Weiß zu sehen, wenn es so viel Grau gab?
Er musste einen Weg finden, den anderen all das Grau zu zeigen. Ihnen standen schwere Zeiten bevor, und er brauchte ebenbürtige Gefährten an seiner Seite, keine treuen Befehlsempfänger.
Immerhin, so schwierig die Zeiten auch werden würden, das Leben ging weiter. Der Wind seiner Schwingen trieb raschelnd die Titelseite einer Zeitung über den Kiesweg, und Jul blickte noch einmal nach unten. Er kannte die Schlagzeile, hatte sie am Morgen bereits gelesen. Sie erinnerte ihn an Amanda, ihre bissigen Scherze, mit denen sie versuchte, das Erlebte zu verarbeiten. Die Art, wie sie dem Schicksal ins Gesicht lachte, weil sie lebte und frei war, allen Widrigkeiten zum Trotz.
Apokalypse wann anders? Weltuntergang auf unbestimmte Zeit verschoben.
Danksagung
T raditionellerweise beginnt man eine Danksagung mit der Bemerkung, dass es viele Helfer braucht, damit ein Buch entstehen kann. Da das wahr ist, möchte ich mit dieser Tradition nicht brechen.
Die Idee zu diesem Roman entstand im Forum der Geschichtenweber, wo Melanie Metzenthin Berlin als Handlungsort vorschlug. In ihr, Daniela Knor, Dirk Ganser, René Ulmer und Stephanie Bottlinger hatte ich wunderbare Testleser. René verdanke ich außerdem alles, was ich über militärische Hardware weiß. Sollten mir dabei Fehler unterlaufen sein, muss man die nicht ihm, sondern mir anlasten.
Ingmar Arnold von den Berliner Unterwelten hat mir sehr bei der Recherche über Bunker und U-Bahn-Schächte geholfen, und bei anderen Berlin betreffenden Fragen stand mir Wolfgang Schroeder zur Seite.
Und während des nicht immer einfachen Lektorats konnte ich mich stets auf das Urteil von Maria und Johnny Drees verlassen sowie auf den Beistand der Leute aus dem Textarbeitsforum.
Dazu kommen noch all diejenigen, die mich immer ermutigt und mir dabei geholfen haben, mich in der Welt von Agenturen und Verlagen zurechtzufinden. Dazu gehören Christoph Dittert, Thomas Finn, Thomas Plischke, Ole Christiansen, die Leute vom Mainzer Phantastenstammtisch und natürlich Bernd Perplies und Christian Humberg, mit denen ich in Mainz viele Businesslunches (ähem) genossen habe.
Dass der Roman letztendlich eine Heimat gefunden hat, ist natürlich vor allem der unermüdlichen Arbeit meiner Agentin Regina Seitz zu verdanken. Und zuletzt auch Hanna Rauh, die bei Knaur als Erste von der Geschichte überzeugt war.
Über Andrea Bottlinger
Andrea Bottlinger wurde in Karlsruhe geboren, hat in Mainz Buchwissenschaften, Komparatistik und Ägyptologie studiert und lebt und arbeitet inzwischen als freie Lektorin und Autorin in Heilbronn. »Aeternum« ist ihr erster Roman.
Über dieses Buch
Berlin, Alexanderplatz: Ohne jegliche Vorwarnung stürzt der große Platz eines Tages ein – zurück bleibt ein riesiger Krater, der bis in die tiefsten Katakomben der Hauptstadt reicht. Nicht nur die Stadtoberen stehen vor einem Rätsel – auch die seit langem verfeindeten
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