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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Langsam wagten sich die Menschen wieder aus ihren Verstecken. Sirenen heulten, und nicht weit entfernt sah Jul Blaulicht blitzen. Es würde noch lange dauern, alle Schäden zu beheben, aber irgendwann würde es geschehen.
    Jul passierte die letzten Häuser, schoss dicht über dem dunklen Wipfelmeer des Tiergartens dahin. Ein Lachen stieg aus der Tiefe seiner Kehle. Er genoss das Gefühl der Freiheit und den Rausch der Geschwindigkeit. Endlich konnte er wieder fliegen.
    Schon bald kam der goldene Engel auf der Spitze der Säule in Sicht. Kurz darauf erspähte Jul ein Auto an einer der Bushaltestellen am Rand des Kreisverkehrs. Der Motor lief, die Scheinwerfer rissen einen Teil des Gehsteigs aus der Dunkelheit. Daneben lief unruhig ein Mann auf und ab spähte immer wieder in den Himmel.
    Jul landete in einigem Abstand, um ihn nicht zu erschrecken. Dennoch fuhr der Dämonendiener beim Geräusch der schlagenden Flügel herum und hob mit zitternden Händen eine Pistole.
    Locker ließ Jul die Arme an den Seiten hängen und drehte die Handflächen nach vorn, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Auch wenn das eigentlich nicht stimmte, denn das Licht pulsierte unter seiner Haut. Sein Gegenüber entspannte sich trotzdem ein wenig und ließ die Waffe sinken. Er trug nicht die militärisch anmutende Kleidung von Krätschmer und seinen Leuten, sondern ein Hemd und eine Anzugshose, über die sich ein kleiner Bauchansatz wölbte. Wen mochte Baal da geschickt haben? Seinen Sekretär?
    Langsam näherte sich Jul dem Mann. Die Flügel ließ er halb ausgebreitet. Es konnte nicht schaden, sie zu verwenden, um ein wenig Eindruck zu schinden. Ohne sie war er nur ein Kerl in zerfetzten Klamotten. Aber er dämpfte das Licht so weit, dass es nicht blendete. »Wo ist er?«
    Der Dämonendiener deutete auf den Wagen. Er ging zu einer der hinteren Türen hinüber und öffnete sie. »Steig aus.« Er sprach mit jemandem auf der Rückbank und winkte dabei in einer Art mit seiner Waffe, die deutlich zeigte, dass er nicht gut damit umgehen konnte. Dann trat er zwei Schritte zurück, um einem Mann Platz zu machen, der sich mit auf dem Rücken gefesselten Händen aus dem Auto mühte.
    Jul ballte eine Faust. Sie hätten ihn wirklich nicht fesseln müssen.
    Amandas Bruder hatte dasselbe braune Haar wie sie, das bei ihm unordentlich und sehr kurz geschnitten war. Seine Haut besaß eine ungesunde Blässe, aber auch im Gesicht war ihm die Verwandtschaft anzusehen. Dieselbe Nase, dieselbe Art, verärgert die Lippen zusammenzupressen, wenn man ihn herumkommandierte. Roman war dürrer als seine Schwester. T-Shirt und Hose schlackerten um seinen Körper.
    Als er Jul erblickte, wurden seine Züge weich vor Überraschung. »Scheiße …«
    Fluchen lag offensichtlich in der Familie. Jul lächelte und trat auf Amandas Bruder zu. »Ich bin hier, um dich abzuholen. Deine Schwester schickt mich.«
    Romans Augen weiteten sich. »Amanda? Ist sie tot? Bin ich tot? Ich meine, du bist ein verdammter Engel, oder?« Dann erst gelang es ihm, seinen Blick von den Flügeln loszureißen, und er ließ ihn über Juls Gestalt wandern. »Obwohl ich immer dachte, ihr tragt weiße Gewänder und so.«
    »Man muss nicht unbedingt tot sein, um einem Engel zu begegnen.« Jul wandte sich dem Dämonendiener zu, streckte auffordernd die Hand aus. »Der Schlüssel für die Handschellen.«
    Der Mann suchte in seinen Taschen, ohne die Waffe loszulassen, auch wenn sie ihm zwischendurch fast aus der Hand fiel. Jul verdrehte die Augen. Hatte Baal alle fähigen Leute im Kampf verloren oder wollte er demonstrieren, dass Amandas Bruder für ihn nicht mehr von Belang war?
    »Amanda lebt? Und es geht ihr gut?« In Romans Gesicht rangen Unglauben und Hoffnung miteinander. Hatte der Dämon ihn wirklich ein Jahr lang in Ungewissheit über Amandas Schicksal gelassen? Warum? Er war doch nur eine Geisel gewesen. Warum ihn so leiden lassen? Immer wenn Jul gerade glaubte, erahnen zu können, was Karin in Baal gesehen hatte, erhielt er wieder einen Beweis für dessen Gewissenlosigkeit.
    Er nickte, um Romans Frage zu beantworten. »Es geht ihr gut. Ich bringe dich gleich zu ihr.«
    Endlich überreichte der Dämonendiener ihm zwei kleine Schlüssel, und Roman wandte sich um, damit Jul die Handschellen aufschließen konnte. Sichtlich erleichtert rieb er sich die Handgelenke. Dann hob er den Blick, drehte sich einmal um sich selbst und nahm den Anblick der Sterne, der Bäume und der Säule in der Mitte des

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