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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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es jederzeit wieder genauso machen. Es gab keine andere Möglichkeit, sicherzustellen, dass du mich nicht hintergehen würdest. Außerdem war deine Sturheit eine interessante Herausforderung.«
    »Eine interessante Herausforderung?« So sah er also all die Versuche, sich gegen ihn aufzulehnen? Sie hatte all ihre Kraft aufgebracht, um sich ihm zu widersetzen, und für ihn war es interessant gewesen? Aber hatte sie es wirklich mit all ihrer Kraft versucht? Da war stets die Angst um Roman gewesen, die sie zurückgehalten hatte.
    Balthasar antwortete nicht, stattdessen ging sein Blick zur Tür. Einen Augenblick später hörte auch Amanda die Schritte im Flur. Ein Schlüssel klackte im Schloss.
    Dann stand Roman in der Tür. Mehrere Herzschläge lang konnte Amanda ihn nur anstarren. Sie hatte ihn oft gesehen im vergangenen Jahr. Aber zum ersten Mal seit dem Einbruch in Balthasars Villa trennte sie keine Glasscheibe. Zum ersten Mal seit einem Jahr erwiderte er ihren Blick.
    Und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das brach Amandas Starre. Sie sprang auf und flog ihm förmlich in die Arme. Er drückte sie so fest an sich, als wolle er sie nie wieder loslassen, und auch Amanda klammerte sich an ihn, stellte dabei mit Schrecken fest, wie dünn er geworden war. Tränen flossen ihr über die Wangen und sickerten in sein T-Shirt. Sie hatte ihren Bruder wieder.
    »Ich hab gedacht, ich würd dich nie wiedersehen«, flüsterte er heiser.
    »Ich hab gedacht, ich würd’s nie schaffen, dich zu befreien.«
    Er strich ihr über den Rücken, dann schob er sie von sich, sah an ihr vorbei zu Balthasar. »Was ist das für ein Freak?«
    Der Dämon stand nun ebenfalls, die Daumen locker hinter seinen Schurz geklemmt. »Ich bin derjenige, der dich gefangen gehalten hat.«
    »Was?« Roman drängte sich an Amanda vorbei, schüttelte ihre Hand ab, als sie ihn aufhalten wollte. »Du Arschloch. Was auch immer du bist mit diesen blöden Hörnern, dir werd ich …«
    Mit zwei Schritten war er bei dem Pentagramm, der nächste trug ihn über die Linie. Sofort schoss Balthasars Hand vor, packte Roman am Hals. Er drängte ihn zurück, folgte ihm über die Grenzen des Pentagramms hinaus. Roman musste den Zauber gebrochen haben.
    Amanda fluchte. Nicht jetzt, nicht, da gerade alles gut werden sollte! Der Dämon stieß ihren Bruder von sich, und Roman stolperte gegen sie. Sie hielt ihn fest, kämpfte um ihr Gleichgewicht. Erst als sie wieder sicher stand, dämmerte ihr, dass dieser Stoß für Balthasars Verhältnisse nur ein leichter Schubs gewesen sein konnte. Sonst wäre sie niemals in der Lage gewesen, ihren Bruder abzufangen. Er nahm doch nicht etwa Rücksicht?
    Das Licht blauer Flammen warf unruhige Schatten an die Wände. Amanda blickte an Roman vorbei und sah Jul, der Balthasar gegenüberstand, die Spitze des Flammenschwertes nur wenige Zentimeter von der Kehle des Dämons entfernt. Balthasar breitete die Hände aus, Handflächen nach vorn, als wollte er zeigen, dass er an einem Kampf kein Interesse hatte. Er wirkte nun vollständig menschlich, die Hörner waren fort, die Gesichtszüge wieder die, die Amanda kannte. Nur den Schurz hatte er behalten.
    Sie trat vor, und er schenkte ihr ein dünnes Lächeln. »Ist das deine Zukunft? Am Rockzipfel eines Engels?«
    Diese Worte nahm Jul zum Anlass, das Schwert zu senken. Die blauen Flammen erloschen, und er trat einen Schritt zurück. Nur seine Haltung blieb wachsam.
    Amanda wusste die Geste zu schätzen. Er gab ihr die Möglichkeit, den Dämon selbst rauszuschmeißen. Und das konnte sie auch. Diese Erkenntnis traf sie plötzlich. Sie sorgte dafür, dass Amanda leichter atmete. Sie hatte genügend Magie, um Balthasar durch das Fenster nach draußen zu stoßen, ihm unmissverständlich klarzumachen, dass er in ihrer Nähe nicht willkommen war. Und das war erst der Anfang. Je mehr sie übte, desto mächtiger würde sie werden. Ganz ohne göttlichen Beistand.
    »Meine Zukunft sieht vor allem vor, dir nie wieder zu begegnen.« Sie deutete auf das Fenster. »Verschwinde, bevor ich dafür sorge, dass du es tust.«
    »Wie du wünschst.« Balthasar bleckte die Zähne zu einem Grinsen. Mit einem ledrigen Geräusch streckte er Schwingen, die bis eben noch nicht da gewesen waren. Neben Amanda schnappte ihr Bruder nach Luft. Vielleicht wurde ihm gerade klar, dass er versucht hatte, einen Dämon zu verprügeln.
    »Ich wäre an deiner Stelle allerdings mit Vorhersagen ein bisschen vorsichtiger.«

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