Aetherhertz
damit ein glückliches Ende hatte. Sie hatte auch erfahren, dass es Major Götz zu verdanken war, das diese ganzen Nachforschungen überhaupt angefangen wurden. Er hatte den Auftrag zur Untersuchung des Todes der Frau gegeben, aus Sorge, dass der Russe den Arzt anklagen und einen Skandal heraufbeschwören könnte.
Der Soldat sich damit weit aus dem Fenster gelehnt, aber Annabelle bezweifelte, dass ohne diesen Auftrag die Pläne des verrückten Konditors und seinem französischen Ganovenkumpan aufgedeckt worden wären.
Aber es war alles genau so geschehen, und obwohl Annabelles Welt auf den Kopf gestellt worden war und sie sich verloren hatte, gab es doch eine Zukunft, in der sie lebte, liebte und mit ihrer Gabe Gutes tun könnte.
Paul erwachte und sah in die Glut des Kamins. Um dieses Feuer hatte sich schon länger niemand gekümmert. Draußen war es dunkel geworden. Wo war Annabelle? Sofort machte er sich Sorgen. Er rief nach ihr, dann suchte er sie im ganzen Haus, schließlich am Strand. Sissi lief voraus und er hoffte, dass der Hund so etwas wie eine Spur gefunden hatte. Er war wütend auf sich, weil er eingeschlafen war. Das durfte nicht passieren, er musste doch auf sie aufpassen!
Aber ihm war schon länger bewusst geworden, das das kein dauerhafter Zustand sein konnte. Er konnte nicht immer bei ihr sein, sie musste auch ohne ihn klarkommen. Eine solche Beziehung wäre zu instabil. Annabelle musste wieder Vertrauen in sich finden. Sie musste sich ihm gleichberechtigt fühlen können. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er tun konnte, um ihr dieses Vertrauen zu ermöglichen. Es machte ihn wahnsinnig, sie so zu sehen. Und er wusste auch nicht, wie lange er es noch ertragen würde, sie nicht so lieben zu können, wie er es begehrte.
Manchmal wollte er sie am liebsten schütteln und ihr sagen, wie sehr er sie liebte, und das alles gut würde, das sie sich keine Sorgen machen sollte. Er machte sich selbstverständlich auch Gedanken, wie es weiter gehen würde, wenn sie nach Baden-Baden zurückkehrten. Er wollte aber nicht so weit in die Zukunft denken. Es nutzte sowieso nichts. Sie waren doch eigentlich stark genug, um allem widerstehen zu können, oder nicht?
Er sah eine Gestalt am Wasser. Er rannte los, und als er sie erreicht hatte, hob sie ihr Gesicht und sah ihn lächelnd an. Er suchte in ihren Augen nach der Verletzlichkeit, die sie in den letzten Wochen hinter ihrem Lächeln verborgen hatte, doch er fand Frieden.
Sie erhob sich, und er nahm sie in seinen Armen auf. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und wärmte ihre roten Wangen mit seinen heißen Händen.
„ Was machst du denn?“, fragte er vorwurfsvoll.
„ Ich hatte mich verloren, aber jetzt habe ich mich gefunden.“ Was für eine Antwort! Er atmete wie ein Ertrinkender.
„ Bringst du mich nach Hause?“
Das tat er nur zu gerne. Und es zeigte sich wieder einmal, das man überall zu Hause sein kann, wo Liebe und ein Bett ist.
Kapitel 18
“ Und so übergebe ich stolz die Räumlichkeiten des neu gegründeten Amts für Ætherangelegenheiten seinem leitenden Reichsbeamten Dr. Karl Burger!“
Gustav Wissel klopfte seinem Freund auf die Schulter und beglückwünschte ihn. Burger lächelte das Lächeln eines Mannes, den die Ereignisse überrannt haben. Er hoffte, dass man ihm das nicht allzu sehr ansah, aber er fühlte sich nicht wirklich wohl. Wie ein Tier in einer Falle überlegte er, welches Glied er sich abbeißen musste, um zu entkommen. Er ließ seinen Blick über die kleine Gruppe schweifen, die sich in seinem Büro versammelt hatten.
Richard Naumann, sein Lebensgefährte, stand wie immer bescheiden im Hintergrund. Karl wusste, dass Richard sich über die Entwicklung freute. Er hatte sich schon lange gewünscht, dass Karl nicht mehr so viele gefährliche Reisen unternehmen würde. Wenn er sich da mal nicht täuschte!
Da war Wilhelm Scharenburg, der Karl bei der Konzeption des neuen Amtes unterstützt hatte, und der schließlich auch den Antrag an den Kaiser geschickt hatte. Er war es auch, der dem Kaiser vom Adlerhorst berichtet hatte, von dem Plan Hartmanns zusammen mit dem Ganoven Depuis einen massiven Angriff auf den Wohnsitz des Großherzogs Friedrich II. in Karlsruhe zu fliegen und die Regentschaft über das Land Baden zu übernehmen. Eine Regentschaft, die mit Hilfe von neuartigen Ætherkanonen und Truppen von Verdorbenen sicher eine des Schreckens geworden wäre. Scharenburg hatte die Gründung dieses Amtes
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