AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
dem Unfall stirbt sie an Lungenentzündung.
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Gabriele Becker/Silvia Bovenschen/Helmut Brackert, Aus der Zeit der Verzweiflung. Zur Genese und Aktualität des Hexenbildes, Frankfurt am Main 1977.
Humbert Fink, Martin Luther. Der widersprüchliche Reformator, Esslingen 1994.
Richard Friedenthal, Luther. Sein Leben und seine Zeit, München/Zürich 1990.
Karin Jäckel, Die Frau des Reformators. Das Leben der Katharina von Bora, Reinbek bei Hamburg 2006.
Martin Luther, Vom ehelichen Leben und andere Schriften über die Ehe, hrsg. v. Dagmar Lorenz, Stuttgart 1978.
Ernstpeter Maurer, Luther, Freiburg im Breisgau 1999.
Hartmut Müller, Martin Luther privat. Briefe an Familie und Freunde, Freiburg im Breisgau 1990.
Eileen Power, Als Adam grub und Eva spann, wo war da der Edelmann? Das Leben der Frau im Mittelalter, Berlin 1984.
http://www.kleio.org/de/geschichte/mluther/kbora.html
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Luther,_Martin
http://theoriewiki.org/index.php?title=Martin_Luther
www.lutheriden.de
http://www.kloster-aktuell.de/kloster/martin-luther-reformation.htm
Karl V. und Barbara Blomberg
Der Kaiser und die Bürgerstochter
Ihre Brüste sind prall, heiß und hart. Schmerzhaft hart. Die junge Frau zerrt an den Schnüren ihres Mieders, um sich ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Sie weiß, dass es nutzlos ist. Es gibt nur einen Weg, um sie von ihren Schmerzen zu befreien. Einen Menschen, der ihr helfen kann. Ihr Kind. Ihr Sohn. Barbara Blomberg schließt die Augen. Sie sieht ihn, riecht ihn, spürt ihn. Die junge Frau hört die Stimme ihres Sohnes. Leise erst, dann immer lauter, fordernder. Er schreit. Der Kleine hat Hunger. Sie nimmt ihn zu sich und öffnet ihr Kleid. Geschickt findet er den Weg an die Brust seiner Mutter. Ein stechender Schmerz, dann fließt die Milch. Endlich. „Kindchen, Du musst doch etwas essen“, sagt eine Stimme von weit her. Barbara Blomberg erwacht wie aus einer Trance. Große nasse Flecken haben sich auf ihrem Kleid gebildet. Tränen strömen jetzt über ihr junges Gesicht. Tränen der Hilflosigkeit. Hilflos war sie auch, als man ihr das Kind nahm. Der Sohn des Kaisers. Wo mochte er jetzt sein?
„Auf jeden Fall wurde Don Juan, noch bevor er entwöhnt war, Barbara aus unbekannten Gründen entzogen“, schreibt Jack Beeching in „Don Juan d’Austria. Sieger von Lepanto“. Der genaue Zeitpunkt der Trennung ist nicht überliefert. Fest steht nur, dass Barbara Blomberg am 24. Februar 1547 ein Kind namens Hieronymus zur Welt bringt und nicht behalten darf. Sein mächtiger Vater, Kaiser Karl V., lässt den Säugling inkognito nach Spanien bringen. Dort soll er „unter treuer Obhut“ heranwachsen. Der Wille der ledigen Mutter ist nicht von Belang. Ein „gefallenes Mädchen“ kann keine eigenen Entscheidungen treffen, keine Ansprüche stellen, selbst wenn der „Sündenfall“ der Kaiser höchstpersönlich ist. Barbara muss froh sein, dass ein Mann gefunden wird, der bereit ist, ihre fehlende Jungfräulichkeit (vermutlich für eine stattliche Mitgift) zu übersehen. Karl V. handelt durchaus zeitgemäß: „Er schlug den in diesem Verhältnis üblichen Weg ein, die einstige Geliebte an einen seiner Offiziere zu verheiraten“, schreibt Paul Heere, ein früher Biograf von Barbara Blomberg.
Karl V. und Barbara Blomberg – der Kaiser und das Mädchen aus dem Volk. Eine große Liebe? Eine flüchtige Affäre? Eine einzige Nacht? Welche Art von Beziehung hatten der mächtigste Mann Europas und die junge Frau?
Wie sich das ungleiche Paar kennenlernte, liegt im Dunkeln. Ein Faktum, das in der Literatur- und Geschichtsschreibung fantasiereich erhellt wurde. So werden Barbara große musikalische Künste zugeschrieben, die erst das Ohr und alsbald das Herz des Kaisers erobert hätten. Man habe mehrere Konzerte mit Barbara Blomberg als Sängerin für Kaiser Karl veranstaltet. Bei den musikalischen Zerstreuungen begab sich „eine nähere Bekanntschaft des Kaisers mit Fräulein Blomberg“. Der alte Herr und die junge Frau entdeckten, „so ernst sie sich beyde einander gegenüberstanden, bald eine unsichtbare Verwandtschaft der Wesen“ und knüpften „ein Band der Seele und des Herzens, das selbst den Stolz des Monarchen überwand, und bis zum letzten Augenblick das Andenken des schönen Moments in treuer Liebe fesselte“, fabuliert Christian Gottlieb Gumpelzhaimer 1830 in seiner Regensburger Chronik.
Die Wirklichkeit stellte sich vermutlich etwas weniger romantisch dar.
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