AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
aufgesaugt. Plötzlich erinnert sich Hitlers neuer Verbündeter an die deutschen Rassengesetze. Sie werden auf Druck von Nazi-Deutschland 1938 auch in Italien eingeführt. Margherita Sarfatti muss fliehen. In den USA ist die Propagandistin des Faschismus plötzlich nicht mehr erwünscht. Sie emigriert zunächst nach Paris, dann nach Südamerika, arbeitet dort als Journalistin und kehrt nach 1945 in ihre Heimat zurück. Während Clara Petacci als eine ihrer Nachfolgerinnen makabre Berühmtheit erlangt, dabei aber ein grausames Schicksal erleidet, stirbt Margherita Sarfatti nahezu unbeachtet im Jahr 1961. Ihre Bedeutung für den Aufstieg des Faschismus und ihre Rolle als Ideenspenderin für Benito Mussolini werden nach 1945 weitgehend ignoriert. Trotzig betont Sarfatti am Ende ihres Lebens: „Der Duce hat mir viel zu verdanken! Ich habe ihn zu dem gemacht, was er wurde.“
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Marianne Brentzel/Uta Ruscher, Margherita Sarfatti. „Ich habe mich geirrt? Was soll’s“. Jüdin, Mäzenin, Faschistin, Zürich 2008.
Mauro Suttora (Hrsg.), Clara Petacci. Mussolini segreto, Milano 2009.
Birgit Mosser/Gerhard Jelinek, Herz. Jesu. Feuernacht, Innsbruck 2011.
Anna Eunike Röhrig, Mätressen und Favoriten, Göttingen 2010.
http://www.utaruscher.ch/sarfatti.asp?nid=9&lid=4&cid=1
http://www.welt.de/kultur/article5257543/Diktator-Mussolini-liess-beim-Sex-die-Stiefel-an.html
http://buecher.hagalil.com/hanser/wieland.htm
http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/margherita-sarfatti
http://www.guardian.co.uk/world/2009/oct/13/benito-mussolini-recruited-mi5-italy
Edward VIII. und Wallis Simpson
Ein Königreich für die Liebe
„Ihrer Majestät sollte es erlaubt sein, ihre Königin und Partnerin fürs Leben selbst auszuwählen. Ich wünschte, Sie machten die Dame Ihrer Wahl zu unserer Königin“. Ein Brief als Beispiel für tausende. In zahlreichen Schachteln und Kisten der „Royal Archives“ lagern die aufmunternden, tröstenden und ermutigenden Schreiben vieler britischer Untertanen an ihren König Edward VIII. Erst Jahrzehnte nach seiner Abdankung und seinem Tod wurden die schriftlichen Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Edward ist das „schwarze Schaf“ der Familie Windsor. Seine Affäre mit der Amerikanerin Wallis Simpson hat die britische Gesellschaft schockiert, das politische System an den Rand des Kollaps gebracht und London außenpolitisch in höchste Verlegenheit gestürzt.
Es war die Affäre des 20. Jahrhunderts: Ein englischer König verzichtet eher auf die Krone des britischen Empires als auf die Ehe mit einer zwei Mal geschiedenen amerikanischen Bürgerlichen. Dabei durfte König Edward niemals die Krone tragen. Er regierte seine rund 600 Millionen Untertanen nur elf Monate, nicht einmal eine feierliche Krönung in der Westminster Abbey konnte organisiert werden.
Edward, Prince of Wales, war gewiss kein Kind von Traurigkeit. So hatte er schon in den wilden Zwanzigerjahren eine kurze, aber ausführlich publizierte Affäre mit der eben erst geschiedenen Frau von Charlie Chaplin. Die gerade einmal 21-jährige bildhübsche Filmschauspielerin Mildred Harris war bereits als Kind vor der Kamera gestanden und hatte mit 16 Jahren den Stummfilm-Komiker Charlie Chaplin geheiratet. Das Paar trennte sich wenige Jahre später, nicht ohne in der Sensationspresse wilde gegenseitige Beschuldigungen über sexuelle Perversionen des jeweils anderen auszutauschen. Die – wenn auch kurze – Beziehung zur britischen Hocharistokratie schadete der Schauspielkarriere von Mildred Harris nicht.
Edward war im Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg eine internationale „Celebrity“. Sein gutes Aussehen, die Perspektive, einst König von England zu werden, und sein leicht exaltierter Bekleidungsstil machten den Prince of Wales zum meistfotografierten Mann auf Erden. Seine wechselnden Beziehungen zu schönen, aber nicht immer ganz standesgemäßen Frauen verursachten dem britischen Premierminister Stanley Baldwin Kopfzerbrechen. Auch König George V. mahnte den Thronfolger zu ein wenig mehr Zurückhaltung, ahnte aber, dass er damit keinen Erfolg haben würde. George bemühte sich um ein langes Leben, um seinen Sohn vom Thron fernzuhalten. Ein Zitat des Königs ist überliefert: „Nach meinem Tod wird sich Edward binnen zwölf Monaten komplett zerstören.“ Die Prophezeiung erwies sich als punktgenau. Edward VIII. regierte gerade 325 Tage, keine elf Monate.
Die Rolle eines Thronfolgers kann über die
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