Affären
sein. Er hatte es mit der Freundin eines Freundes getrieben und musste sich dann anhören, dass er noch eine Menge zu lernen hatte.
Er konnte nicht wissen, wie ich das Geschehen des gestrigen Abend bewertete, deshalb habe ich Verständnis für seine Flucht. Ich bin nicht der Mensch, der Dinge bedauert, die nicht zu ändern sind.
Ich mag alles, was echt ist. Ich mag Mumm. Ich mag Lust.
Ich mag Vaughn.
Aber jetzt sitze ich auf dem Rand des Klappbetts und frage mich, was für ein Leben Brendon führt. Geht er wirklich zum College, und würde er sich mit seiner Freundin im Rialto eine Doppelvorführung anschauen? Und wenn er eine Jungfrau war - wieso denn? Was war bisher schiefgelaufen?
Ich frage mich, ob Vaughn ihn bezahlt hat. Möglich wäre es, und zuzutrauen ist es ihm auch. Solche Dinge hat er schon in der Vergangenheit gemacht.
Und dann höre ich das Prasseln der Dusche im Erdgeschoss, und ich wäre vor Schreck fast vom Bett gefallen.
Ich weiß nicht, warum ich so heftig zusammengezuckt bin. Aber warum sollte Vaughn die Dusche unten benutzen? Und selbst wenn, wäre doch nichts dabei, dass ich auf einem leeren Klappbett sitze. Warum habe ich solche Angst? Warum habe ich solche Angst, wenn Vaughn und ich so eine perfekte offene sexuelle Beziehung führen?
Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich über den Flur ins untere Bad gehe. Das Licht brennt nicht, aber ich kann das Wasser gegen die Fliesen prasseln hören, die Vaughn viel zu teuer bezahlt hat. Er hat für das ganze Bad zu viel gezahlt, und auch für sein Arbeitszimmer auf der anderen Flurseite.
Er zahlt für viele Dinge zu viel. Ich glaube, er hat auch für den heutigen Abend zu viel gezahlt.
Ich klopfe nicht an die Tür. Wäre doch wirklich verrückt, wenn ich anklopfen würde, wo ich doch schon so viel von ihm gesehen und befühlt habe. Und doch fühle ich mich scheu; mir fehlt Vaughns Stimme im Rücken, die mir sagt, was ich tun soll. Geh ins Bad. Öffne die Tür zur Dusche. Leck ihn vom Kopf bis zu den Zehen.
Aus mir heraus kann ich das kaum bringen. Ich betrete das dunstigblaue Bad und stehe vor der Duschtür, starre durch das Milchglas und in den quellenden Dampf hinein. Ich kann durch all die Dunstwolken nur seine Umrisse sehen. Ich esse ihn mit den Augen auf.
Vielleicht braucht er nie zu wissen, dass ich hier unten war - Brendon, meine ich. Dann muss er mich auch nicht zurückweisen, und ich werde nie erfahren, dass sich das alles nur in meinem Kopf abgespielt hat - irgendeine winzige Verbindung zu ihm. Ich wusste nicht mal, dass ich so eine Verbindung haben will.
Verbindungen sind alberne Späße. Törichte Produkte des New Age. Sie sind was für Leute, die in Kaftanen herumlaufen und Linsen essen. Verbindungen sind nicht rau und real wie das, was Vaughn und ich haben.
Aber ich lege meine Hand gegen das Glas und fühle von dieser rauen Realität mehr, als ich seit Jahren gespürt habe, trotz all der sexuellen Ekstase mit Vaughn. Ich fühle mehr Verlangen in mir als seit hundert Jahren, und es blüht so stark auf in mir, dass ich fürchte, ich muss mich übergeben. Es ist wie eine Faust, die sich in mir erhebt.
Er sagt nichts, als ich die Duschtür öffne und hineingehe. Er sagt auch nichts zu dem kleinen Slip, den ich noch trage. Das Wasser prasselt sofort über mich, und der Stoff saugt sich voll, aber für ihn ist das nichts Ungewöhnliches. Er starrt auf mich mit so etwas wie Hitze hinunter, und dann sehe ich auch noch Mitleid in seinen Augen. Aber ich schäme mich nicht.
Angesichts seines Mitleids komme ich mir auch nicht klein vor. Ich schließe die Tür hinter mir und lasse die Strahlen auf mich prasseln.
»Küss mich«, sage ich, und er tut es. Ich glaube, ich brauche es ihm nicht mal zu sagen; nach einem weiteren Moment hätte er es von sich aus getan.
So einer ist Brendon nämlich. Einer, der es einfach macht, bei dem man nicht betteln und flehen und sich erniedrigen muss. Er macht es einfach.
Wenn es darum geht, solche Spiele zu spielen, ist einer wie Brendon nicht schlecht.
Er drückt seine Finger in meine nassen Haare und massiert meinen Schädel, reibt vor und zurück. Als sein Mund sich auf meinen drückt, wackeln meine Knie schon, aber er hält mich fest und aufrecht. Er legt einen Arm um meine Schultern und drückt mich an sich.
Die Hitze entwickelt sich schnell in diesem engen Raum, aber ich glaube, dass die Hitze in mir noch stärker ist, auch wenn ich sie zunächst kaum registriere.
Ich lege
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