After Moonrise (German Edition)
der Klang fuhr wie Magie durch seinen Körper, reizte seine Nerven und ließ seine Haut kribbeln, bis die feinen dunklen Haare auf seinen Unterarmen sich aufrichteten, als hätte sie ihre Hand neckend, streichelnd darübergleiten lassen.
„Was ist denn los, Kent? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen“ , sagte sie und lächelte dabei immer noch strahlend.
„Raef. “ Wie automatisch presste er das Wort heraus, seine Stimme noch rauer als sonst wegen der Emotionen, die ihn erfüllten. „Man nennt mich Raef.“
„Ich nicht“ , sagte Aubrey. „Kent gefällt mir besser. Außerdem bin ich nicht mehr wie alle anderen, würdest du das nicht auch sagen?“
Raef starrte sie einfach nur an. Hatte ein Geist ihn je beim Namen genannt? Nein, zur Hölle, keiner von ihnen hatte das. Er ging normalerweise nur den negativen Emotionen nach, die die Täter hinterlassen hatten. Er folgte Gewalt und Hass und Angst, bis sie ihn zu einem lebendigen Mörder führten. Mit Geistern hatte er nichts am Hut.
Bis zu diesem Geist.
Aubrey löste den Blick von ihm und sah hinaus auf den Swan Lake. „Es ist schön hier, findest du nicht? Besonders die Bäume sind herrlich. So weise und stark, wie Soldaten, die Wache stehen. “ Ihren schimmernden blauen Augen sahen ihn wieder an. „Es ist bestimmt aufwendig, sich um sie zu kümmern. “
Sobald sie die letzten Worte ausgesprochen hatte, spürte Raef es. Der stechende Schmerz traf ihn, noch während Aubreys durchsichtiger Körper sich zusammenkrümmte. Lauren stöhnte, und ihr Arm, den er immer noch festhielt, zitterte stark.
„Kent! “ , keuchte Aubrey. „Hilf uns! “
Dann verschwand sie, und Lauren brach in seinen Armen zusammen.
4. KAPITEL
O h, Gott“, stöhnte Lauren, „ich glaube, mir wird schlecht.“
„Nein, nicht hier. “ Raef legte ihr einen Arm um die Taille, und halb stützte er sie, halb trug er sie den Steg entlang zum Tor. Sie waren schon fast beim Auto angekommen, ehe Lauren wieder sprach.
„W-wohin gehen wir?“
„Keine Ahnung. Erst einmal bringe ich uns so schnell es geht von hier weg. “ Er riss die Wagentür auf und beförderte sie so sanft, wie es eben möglich war, auf den Beifahrersitz. Als er sah, wie sie sich hinsetzte, das Gesicht in den Händen vergrub und zitterte, zögerte er und betrachtete sie eindringlich. „Müssen Sie sich übergeben?“
„Vielleicht“, murmelte sie in ihre Hände.
Tja, meine Liebe, ich auch, dachte er, sagte aber stattdessen: „Versuchen Sie sich zusammenzureißen. “ Er schloss die Tür, ging schnell um den Wagen herum, legte den Gang ein und machte, dass sie davonkamen. Schweigend und wie auf Autopilot fuhr er los, bog links auf die Lewis ein und war schon auf halbem Weg zur Fifteenth Street, ehe ihm klar wurde, dass er nach Hause fuhr. Was zum Teufel stimmt nicht mit mir? Ich nehme eine Klientin mit nach Hause? Raef sah zu Lauren hinüber. Inzwischen hatte sie die Hände vom Gesicht genommen. Dafür schlang sie die Arme um sich, als würde sie buchstäblich versuchen, sich zusammenzunehmen. Ihr Gesicht war nicht mehr leichenblass, sondern wies rosa Flecken auf. Sie zitterte immer noch.
Plötzlich erinnerte sie ihn an Christina Kambic vor all den Jahren, und er verspürte den furchterregenden Drang, sie zu beschützen. Shit! Shit! Shit! Was ist nur los mit mir?
„Mir ist nicht mehr schlecht. Jedenfalls für den Augenblick“, sagte Lauren steif. Offensichtlich hatte sie seine Seitenblicke missverstanden.
„Wollen Sie, dass ich Sie nach Hause bringe?“, fragte er, ohne nachzudenken.
„Nein. “ Lauren schüttelte schnell den Kopf.
„Zu Ihrer Mutter?“
„Auf keinen Fall. “ Jetzt sah sie ihn direkt an. „Überallhin, nur nicht dorthin.“
Raef sah ihr nur für einen kurzen Moment in die graublauen Augen, ehe er seine Entscheidung traf. Er brummte und bog rechts auf die Fifteenth Street ein, schaffte es gerade noch bei Grün über die Ampel und fuhr schnell links auf die Columbia. Dadurch gelangten sie in eine beschauliche Gegend, die versteckt zwischen der belebten Fifteenth Street und der etwas anrüchigen Eleventh lag. Er fuhr ein paar Seitenstraßen entlang, bog noch einmal links ab und gelangte schließlich zur gepflasterten Auffahrt zu dem Backsteinhaus aus den 1920er-Jahren, das er sein Zuhause nannte.
Er schaltete den Motor aus und drehte sich zu Lauren um, die ihn ansah, als stünde ein großes Fragezeichen in ihrem geröteten Gesicht. Raef nahm einen tiefen, frustrierten
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