After Moonrise (German Edition)
„Kann ich mir vorstellen. Ihre Seele ist mit der von Aubrey verbunden, oder?“
„Ja. Schon immer. “ Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
„Also gut. Das erklärt einiges über dieses Riesenschlamassel. “ Er stand auf.
„Gehen Sie weg?“
„Leider nein. Dies ist mein Haus, wissen Sie noch?“
Lauren sah sich um, als hätte sie wirklich vergessen, wo sie sich befand. „Oh, ja, stimmt. Sie nehmen nie Klienten hierher mit.“
„Und ich mache ihnen auch nie starken Tee mit Honig, aber genau das werde ich jetzt für Sie tun. Bleiben Sie sitzen. Bewegen Sie sich nicht. Fallen Sie nicht in Ohnmacht. Und wagen Sie es verdammt noch mal nicht, wieder zu verschwinden.“
„Ja, Sir“, sagte sie mit einer Fügsamkeit, die, wie er bereits wusste, ganz und gar untypisch für sie war.
Er blieb auf halbem Weg zur Küche stehen. „Und nennen Sie mich um Himmels willen nicht Sir. Ich war ein Unteroffizier. Ich habe für meinen Lebensunterhalt gearbeitet, im Gegensatz zu den verdammten Officers.“
Er musste kein Hellseher sein, um Laurens Verwirrung aus dem Wohnzimmer bis hierher zu spüren. „Zivilisten …“, knurrte er, während er in seinen gut aufgeräumten Schränken wühlte und den Wasserkocher anschaltete. Er gab jeweils einen Beutel schwarzen Tee, einen Löffel Honig, einen Spritzer frische Zitrone und eine gesunde Portion Single Malt Scotch in zwei große Becher.
Als er den fertig aufgebrühten Tee mit Schuss ins Wohnzimmer brachte, stellte er erleichtert fest, dass Lauren aufrecht saß und sich die Kunstgegenstände auf seinem Kaminsims ansah. Jetzt drehte sie sich zu ihm um und sah ihn fragend an. „Erté?“
„Jepp“, sagte er und reichte ihr einen der Becher. Da sie auf der Couch saß, setzte er sich in den Ledersessel gegenüber.
„Mag Ihre Frau Erté?“
„Ich bin nicht verheiratet. Nicht mehr. Und nein, sie mochte ihn nicht. Ich mag Erté.“
„Erté war schwul.“
„Ja, das wusste ich schon.“
Sie hob noch einmal ihre Augenbraue. „Sie waren beim Militär, nicht wahr?“
„Air Force – OSI, das steht für Office of Special Investigations. Eine Sondereinheit für Spezialfälle. Zehn Jahre lang – fast fünf Jahre ist das jetzt her. “ Er nippte an seinem Tee und fügte hinzu: „Nur dass Sie es wissen – den meisten Militärs ist es scheißegal, ob der Mann neben ihnen schwul ist. Ihnen ist nur wichtig, dass der Mann neben ihnen bleibt und ihnen den Rücken deckt. Sie sollten weniger Vorurteile haben, Miss Wilcox, schließlich mögen Sie es doch auch nicht, für eine verklemmte reiche Zicke gehalten zu werden, die in ihrem Leben noch nie gearbeitet hat.“
Bei dem Wort „Zicke“ hob sie eine Augenbraue, aber dann nippte sie nur an ihrem Tee, nickte und sagte: „Scotch, Zitrone und Honig. So trinkt meine Schwester ihren Tee am liebsten.“
„Trank“, berichtigte Raef sie. „Sie ist tot. Am besten fangen Sie jetzt gleich an, das zu akzeptieren, auch wenn Sie Aubrey noch sehen und mit ihr reden können. Dann können Sie sich vielleicht von dem lösen, was mit ihr passiert – wenigstens so lange, bis ich herausgefunden habe, wie man den Typen erwischt, der ihr das antut.“
„Sie wird Ihnen dabei nicht helfen können.“
„Weil er sie davon abhält, mir zu helfen“, sagte Raef.
„Er hält sie davon ab, irgendjemandem zu helfen – auch mir. Jedes Mal, wenn Aubrey versucht, über den Mord zu sprechen, und sei es nur Andeutungen … es scheint so, als hätte er einen direkten Draht zu ihrer Seele. “ Lauren schüttelte den Kopf, und Raef konnte sehen, dass sie mit den Tränen kämpfte. „Wie zum Teufel kann er ihr so viele Schmerzen zufügen, obwohl ihr Körper schon lange tot ist?“
Raef hatte nicht die geringste Ahnung, wie er diese Frage beantworten sollte, also stellte er eine Gegenfrage. „Nicht nur Aubrey spürt den Schmerz, den er verursacht, sondern auch Sie, nicht wahr?“
„Ja, ich auch. Und das ist nicht alles. Sie wird schwächer. Er saugt sie aus, und je schwächer sie wird – je mehr er sie aussaugt –, desto schwächer werde auch ich. Irgendwie kann er sie benutzen, und anscheinend auch noch einige weitere Menschen, obwohl sie alle tot sind. “ Lauren sah ihm fest in die Augen. „Aber wie? Wie kann ihm das gelingen?“
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Lauren, so etwas ist mir noch nie untergekommen. Auch nicht, als ich noch bei der Air Force war und Jagd auf Terroristen gemacht habe. Ich habe einige wirklich bizarre
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