After Moonrise (German Edition)
weiterhin skeptisch aus, und Lauren seufzte. „Ich werde mich nicht hinters Steuer setzen. Wenn ich wieder wegtrete, dann wird Mr Raef sich bestimmt um mich kümmern und mich irgendwie nach Hause bringen.“
„Lauren, ich …“, fing ihre Mutter an, doch dann schien sie sich zu fassen. Sie stand auf und nickte ihm steif zu. „Sie werden doch dafür sorgen, dass meine Tochter unbeschadet nach Hause kommt?“
„Natürlich“, sagte Raef. Ihm gefiel überhaupt nicht, in dieses Familiendrama hineingezogen zu werden.
„Dann sprechen wir uns später, Lauren. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr Raef.“
Nachdem die Tür sich hinter ihrer Mutter geschlossen hatte, setzte Lauren sich wieder und sah ihm in die Augen. „Sie ist nicht so kalt und gleichgültig, wie sie sich gibt. Das alles ist einfach zu viel für sie.“
„Was genau meinen Sie mit das alles ?“
„Damit meine ich den Tod meiner Schwester und dass ihre Ermordung von der Polizei noch nicht aufgeklärt werden konnte. Wenn man dann noch bedenkt, dass ich von Aubrey heimgesucht werde, offenbar von irgendetwas besessen bin und meine Seele langsam ausgesaugt wird, hat man eine Mischung, die wohl jede Mutter aus dem Konzept bringen würde. “ Laurens Stimme war ruhig, und ihr Körper schien entspannt. Nur in ihren rauchblauen Augen war ihre Verzweiflung zu lesen.
Raef stand auf und trat an die Anrichte. Er füllte seinen Kaffee auf und schenkte dann einen weiteren Becher ein. „Milch oder Zucker, Miss Wilcox?“, fragte er über die Schulter.
„Beides, und da wir zusammenarbeiten werden, nennen Sie mich doch bitte Lauren.“
Er bereitete den Kaffee zu und reichte ihn ihr. „Dann also Lauren. Meine Freunde nennen mich Raef. “ Er setzte sich wieder und lächelte ihr kurz zu. „Ehrlich gesagt, meine Feinde ebenfalls.“
„Haben Sie viele Feinde, Raef?“
„Ein paar“, sagte er. „Und Sie?“
Sie schüttelte den Kopf. „Keine.“
„Und Ihre Schwester?“
„Auch nicht. Das ist einer der Gründe, warum die Sache so schrecklich ist. Es ergibt alles überhaupt keinen Sinn.“
„Sagen Sie mir, was Sie über den Tod Ihrer Schwester wissen, und ich versuche, so gut es geht, einen Sinn darin zu finden.“
„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. “ Laurens zuvor so ausdrucksloses Gesicht war jetzt angespannt, und als sie an ihrem Kaffee nippte, bemerkte Raef, dass ihre Hände zitterten.
„Fangen Sie am Anfang an. Wann wurde sie umgebracht?“
„Am 15. Juli. Sie war allein, auch wenn es nicht so geplant war. Wir erledigen unsere Aufträge fast immer gemeinsam …“ Sie hielt inne, zuckte zusammen vor offensichtlichem Schmerz. „Ich meine, erledigten“, korrigierte sie sich. Dann hatte sie sich gefasst und fuhr mit ruhigerer Stimme fort. „Im Juli ist die Hauptsaison für unsere Pflegearbeiten, deswegen mussten wir uns oft trennen, um unsere Aufträge rechtzeitig zu erfüllen.“
„Pflegearbeiten? Was haben Sie und Ihre Schwester gemacht?“
„Landschaftsgärtnerei. Juli kann für die Pflanzen ein schwieriger Monat sein, wenn wir nicht genug Regen bekommen und es in Oklahoma früh heiß wird, wie letztes Jahr. Pflanzen vertrocknen, wenn man sich in der Hitze nicht gut um sie kümmert. Aub und mir gehört Two Sisters Landscaping. Bis …“ Sie verstummte wieder und nippte an ihrem Kaffee. „Jetzt gehört es mir allein.“
„Gehört? Das heißt, Sie sind Hauptaktionär?“
„Das heißt, Aubrey und ich haben die Firma gegründet, sie geleitet, und wir waren die beiden Hauptangestellten. “ Jetzt sah sie ihm direkt in die Augen. „Ja, wir haben uns tatsächlich die Hände schmutzig gemacht. Oft. “ Sie hielt eine Hand hoch, und Raef hob überrascht die Augenbrauen, als er statt zarter weißer Haut und einer eleganten Maniküre entdeckte, dass Laurens Fingernägel kurz und gerade geschnitten waren. In ihren Handflächen fand er sogar Schwielen. Er hätte nie gedacht, dass die Töchter einer der reichsten und angesehensten Familien in Tulsa etwas so Handfestes wie Landschaftsbau betrieben.
„Man sollte meinen, ein Gedankenleser ist besser darin, seine eigenen Gedanken zu verbergen“, sagte Lauren.
Raef sah von ihrer Hand hoch in ihre Augen. Und dann überraschte er sich selbst, indem er zugab: „Normalerweise bin ich das.“
„Töchter reicher Familien, die im Dreck wühlen, müssen Ihnen ziemlich ungewöhnlich vorkommen“, fuhr sie fort.
Raef lächelte sie schief an. „Klingt, als wären Sie an diese
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